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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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mehr aus, sondern Touristen.« Sie wandte sich zu uns. »Eistee gefällig? Sagt bitte ja. Mein Mund ist vom vielen Reden ganz trocken.«
    »Eistee klingt großartig«, sagte Toby. »Aber lassen Sie mich das Foto tragen.«
    Nachdem er mit Rose das Zimmer verlassen hatte, ging ich zum Erkerfenster und schaute auf das Reservoir hinaus. Ich versuchte das Foto Mervyn Blounts von der lebhaften Stadt auf die Wellen des Lake Matula zu projizieren, aber es gelang mir nicht. Schwer vorzustellen, dass einstmals Rauchwolken den kristallklaren Himmel verdunkelt hatten, dass das Pfeifen der Dampfloks das Vogelgezwitscher übertönt und dass eine lebhafte Gemeinschaft das Tal von einem Ende zum anderen mit Leben erfüllt hatte.
    Rose kehrte mit Toby zurück, der auf einem Rosenholztablett eine Glaskanne und drei hohe Gläser balancierte. Er stellte das Tablett auf den runden Tisch neben Roses Sessel und nahm wieder auf dem Sofa Platz, während sie die Gläser füllte und sie uns reichte. Erst nach meinem ersten Schluck Eistee merkte ich, wie durstig ich war. Rose trank ihr Glas mit einem Schluck halb leer.
    »Ah, das ist schon besser«, sagte sie.
    »In England, wo ich lebe«, meinte ich nachdenklich, »hätte man Danny Auerbach niemals gestattet, die alten Minengebäude abzureißen. Dort wären sie wegen ihres historischen Wertes geschätzt worden, und der National Trust hätte sie bewahrt.«
    »Die Lord-Stuart-Mine war zuletzt nichts weiter als ein gefährlicher Schandfleck«, entgegnete Rose. »Außerdem liegt sie auf Privatgelände, und Mr Auerbach hatte durchaus das Recht zu verfahren, wie es ihm passte. Den Auerbachs gehört seit 1860 Land hier oben, als sie einigen bankrotten Schürfern ihre Claims abkauften. Zum Glück investierten sie die Einnahmen aus der Mine sehr geschickt, so dass sie ihren Wohlstand mehrten, auch als die Mine geschlossen wurde. Im Gegensatz zu ihren Arbeitern«, fügte sie in leicht missbilligendem Ton hinzu. »Die meisten von ihnen lebten von der Hand in den Mund. Aber lassen Sie mich nicht von den Arbeitsbedingungen in den Minen anfangen. Ich würde Sie zu Tode langweilen.«
    »Bis jetzt haben Sie es nicht«, sagte ich aufrichtig. »Sie haben mir eine ganz neue Welt eröffnet. Es war faszinierend.«
    »Danke«, sagte Rose. »Ich freue mich stets, wenn ich mein Wissen über Bluebird mit anderen teilen kann.«
    »Was ist mit seinen Volkslegenden?«, fragte ich.
    Toby gab einen leisen Seufzer von sich, er wusste, worauf ich hinauswollte. Das Eis klirrte, als Rose einen weiteren Schluck trank, bevor sie antwortete.
    »Man sagt, dass man in einer stillen Nacht die Kirchenglocken vom Grunde des Lake Matula hören kann«, sagte sie. »Dort soll auch ein Geisterzug auf den alten Schienen fahren.« Sie kicherte leise und schüttelte den Kopf. »In langen Wintern erzählt man sich gerne Geschichten.«
    »Haben Sie die Kirchenglocken schon mal gehört?«, fragte ich.
    »Natürlich nicht«, antwortete Rose gutmütig. »Und wer behauptet, er habe sie läuten hören, hat zu viel Zeit in Altman’s Saloon verbracht.«
    »Dann dürfte der Anblick des Geisterzugs wohl auch nicht zu Ihren Erfahrungen gehören«, sagte ich.
    »Richtig. Selbst wenn ich an die Legende glauben würde, das Wasser ist überhaupt nicht klar genug, um bis auf den Grund des Sees schauen zu können.« Roses Augen verengten sich. »Ich glaube, ich kann mir denken, warum Sie sich für Geisterzüge und gespenstisches Glockenläuten interessieren, Lori. Sie haben von dem Fluch gehört, stimmt’s?«
    Ich nickte. »Und ich würde gerne mehr hören.«
    »Warum?«, fragte Rose scharf. »Glauben Sie etwa an so etwas?«
    »Nein«, antwortete ich. »Aber ich finde es interessant. Warum glauben so viele Leute in der Stadt noch immer an den Fluch, wenn er seinen ursprünglichen Zweck längst nicht mehr erfüllt?«
    Rose stellte ihr Glas auf das Tablett, stützte sich mit den Ellbogen auf den Lehnen des Sessels ab und verschränkte die Finger. »Und welchem Zweck hat er Ihrer Meinung nach gedient?«
    »Er hat die Kinder vom Minengelände ferngehalten«, sagte ich. »Wahrscheinlich sind dadurch ein paar Leben gerettet worden.«
    »Ich verstehe.« Rose runzelte leicht die Stirn. »Wer hat Ihnen von dem Fluch erzählt?«
    »Die üblichen Verdächtigen«, warf Toby ein und verdrehte die Augen. »Aber ich muss mich ebenfalls schuldig bekennen. Ich habe Lori die blutigen Details erzählt, nachdem sie mich lange genug bearbeitet hatte.«
    »Was für Details?«,

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