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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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mit besorgter Miene. »Normalerweise kommt er nicht vor Mittag. Ich hätte ihn am liebsten hinausgeworfen, aber …«
    »Sie führen ein Geschäft«, unterbrach ich sie mit einem verständnisvollen Nicken. »Sie können es sich nicht leisten, Stammkunden zu vergraulen, auch wenn sie so … ungewöhnlich … sind wie Dick.«
    »Er ist nicht von hier«, sagte Carrie, als würde das Nicks aufdringliches Gebaren erklären. »Er kam vor zwei Jahren nach Bluebird, zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter. Die Tochter ist abgehauen, sobald sie ihren Führerschein hatte, und die Frau folgte ihr ein paar Wochen später. Ich schätze, sie hat es nicht mehr ausgehalten.«
    »Hat was nicht ausgehalten?«, fragte ich.
    »Auf einer Müllhalde zu leben.« Carrie deutete mit dem Kinn in die Richtung, in der Dicks Haus lag. »Es ist der ganzen Stadt ein Dorn im Auge, aber Dick macht keinerlei Anstalten, den Unrat wegzuräumen. Außerdem hat er sich dauernd mit seinen Nachbarn gestritten. Ich schätze, seiner armen Frau stand das Ganze bis hier. Schließlich hat sie sich davongemacht.«
    »Jede Frau mit ein bisschen Selbstachtung hätte das getan«, sagte ich. »Wissen Sie, woher er kommt?«
    »Von irgendwo aus dem Osten«, antwortete Carrie. »Er behauptet, er sei wegen der Gesundheit in die Berge gezogen. Ich wünschte nur, er hätte sich andere Berge ausgesucht.« Sie lächelte spitzbübisch. »Man hat sich im Stadtrat bereits darüber unterhalten, ob man vor seinem Haus nicht ein Schild aufstellen sollte: Vorsicht , mürrischer alter Mann .«
    Ich lachte anerkennend und fragte: »Was fehlt ihm denn?«
    »Er hat erzählt, dass er einen Arbeitsunfall gehabt hat«, sagte Carrie. »Er muss eine gute Abfindung von seiner Firma bekommen haben, denn er geht hier keiner erkennbaren Arbeit nach.«
    »Nimmt er Medikamente?«, fragte ich eingedenk Dicks seltsam starren Blicks.
    »Wenn, bezieht er sie nicht von Dandy Don’s«, sagte Carrie. »Und ich habe auch nicht gehört, dass er öfter Päckchen mit der Post bekommt.«
    Ich fing an, diese Frau zu lieben. Sie war besser informiert als ein FBI-Agent.
    »Ich frage mich, was ihm zugestoßen ist«, sinnierte ich. »Er sieht ziemlich fit aus, bis auf den Bierbauch.«
    »Könnte der Rücken sein«, meinte Carrie und neigte den Kopf. »Man sieht’s den Menschen nicht an, aber der Rücken kann einen schnell flachlegen. Und die Schmerzen können einen ziemlich unerträglich machen. Ich hatte mal Ischias, und bis es besser wurde, bin ich jedem in meiner Nähe gewaltig auf die Nerven gegangen.«
    Wir unterhielten uns eine Weile über die Schrecken des Ischias, wechselten zu Rheuma und Arthritis und wandten uns den Übeln von Asthma, Allergien und Migräne zu, bevor ich das Gespräch wieder in die von mir gewollte Richtung lenkte.
    »Ich habe gehört, dass Dick dem alten Hausmeister des Aerie, James Blackwell, ziemlich zugesetzt haben soll«, sagte ich.
    »O ja, er war ganz schrecklich zu James«, erwiderte Carrie und nickte betrübt.
    »Ist er handgreiflich geworden?«, fragte ich.
    Carrie schüttelte den Kopf. »O nein, so ist Dick nicht. Er hat noch nie die Hand gegen jemanden erhoben. Er sucht sich die Schwachstellen der Leute aus.« Carrie verschränkte die Arme auf dem Tisch und beugte sich vor, die klassische Tratsch-Pose. »Er hat James jedes Mal angeschnauzt, wenn er ihn hier traf. Arlene Altman sagt, dass es im Saloon genauso war. Nach einer Weile kam James nicht mehr in die Stadt. Und schließlich verschwand er ganz. Wirklich schade. Er war ein netter Mann.«
    Ich verschränkte ebenfalls meine Arme. Ein eindeutiges Signal. »Dick hat mir erzählt, das Aerie sei verflucht.«
    »O nein, nicht schon wieder diese alte Geschichte«, schnaubte Carrie unwirsch. »Da hat kaum noch jemand drüber geredet, bis die Auerbachs ihr Haus bauten, und dann fing alles wieder von vorne an. Ich sag’s Ihnen, manche Leute glauben einfach alles. Ich hoffe, Dick hat Sie nicht beunruhigt.«
    »Mich nicht«, sagte ich. »Aber vielleicht James. Ich habe gehört, dass James versucht hat herauszufinden, ob an den alten Geschichten etwas Wahres sei. Vielleicht haben ihn Dicks Geschichten so beeindruckt, dass auch er irgendwann an den Fluch glaubte.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Carrie. »Nur Narren und Kinder nehmen so etwas ernst, und James Blackwell ist keines von beiden. Der Mann war alles andere als einfältig. Er war gebildet und belesen, hatte immer ein Buch dabei, wenn er hierher kam, und er war höflich

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