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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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erkundigte sich Rose.
    Toby zuckte mit den Schultern. »Ich habe ihr erzählt, was mein Großvater mir erzählt hat. Dass Kinder zu Schaden gekommen sind, die in den alten Gebäuden gespielt haben, bis die Leute geglaubt haben, das Gelände sei verhext.«
    »Wenn es nur so simpel wäre …« Rose tippte die Daumenspitzen aneinander und erhob sich. Sie ging zu einem kleinen Sekretär in der Ecke und holte einen modernen Schlüssel aus einer der Schubladen. »Wie wär’s mit einem Spaziergang?«
    »Gerne«, sagte ich und stand ebenfalls auf. »Dank Toby bin ich in Bestform.«
    »Ich bin immer für einen Spaziergang zu haben«, fügte Toby hinzu.
    »Gut.« Rose ging in die Eingangshalle und bedeutete uns, ihr zu folgen. »Wenn ihr die wahre Geschichte des Fluchs der Lord-Stuart-Mine erfahren wollt, dann folgt mir.«

12
    TOBY UND ICH nahmen Hut und Sonnenbrille mit, bevor wir das Haus verließen, und Rose Blanding setzte sich einen Strohhut auf, der auch als kleiner Sonnenschirm durchgegangen wäre. Sie band die rosafarbenen Schleifen fest unter dem Kinn zusammen. Wanderstiefel musste sie nicht anziehen. Ihre klobigen Schuhe mit den dicken Sohlen schienen auch für das raueste Terrain geeignet. Sie zog die Vordertür zwar zu, als wir aus dem Pfarrhaus traten, schloss sie jedoch nicht ab.
    »Hat nie jemand bei Ihnen eingebrochen?«, fragte ich, als wir die Stufen hinuntergingen.
    »Nicht ein einziges Mal in fünfunddreißig Jahren.« Sie zeigte auf die Häuser, die sich eines nach dem anderen an Bluebirds abschüssige Straßen reihten. »Einbrecher haben’s schwer in Bluebird. Es gibt zu viele Augen, die hinter zu vielen Vorhängen hinausschauen. Es ist einer der großen Vorteile, wenn man in einer neugierigen Nachbarschaft wohnt.«
    »Wie wahr«, sagte ich eingedenk der sich ständig bewegenden Vorhänge in Finch. »In einem kleinen Ort bleibt nichts unbemerkt.«
    »Jedenfalls nicht lange«, fügte Rose weise hinzu.
    Sie führte uns durch Bluebirds Seitenstraßen, wobei sie unterwegs jeden begrüßte, dem wir begegneten, hin zur katholischen St.-Barbara-Kirche, die am Ende der Garnett Street stand, an der Nordseite des Tals. Hinter der Kirche führte eine unbefestigte Straße den Berg hinauf und verschwand schließlich im Wald. Als Rose auf diese Straße zuging, blieb Toby abrupt stehen.
    »Ich weiß, wohin wir gehen«, sagte er und betrachtete den Weg unwillig.
    »Natürlich«, sagte Rose. »Aber sag nichts. Es soll ja eine Überraschung für Lori sein.«
    »Tolle Überraschung«, murmelte Toby, bevor er weiterging.
    Die Straße war so breit, dass wir bequem nebeneinander gehen konnten. Die Bäume standen so dicht, dass ich mir wünschte, ich hätte mein Sweatshirt mitgenommen. Es wurde merklich kühler. Der Weg wirkte sehr gepflegt und stieg nicht sehr steil an, so dass mir das Gehen recht leicht fiel. Nach einer Viertelstunde standen wir vor einem hohen, schmiedeeisernen Tor. Rostflecke wucherten auf dem weißen Anstrich, und auf dem verzierten Bogen stand: Friedhof.
    »Wir gehen auf einen Friedhof?«, rief ich aus und legte die Hände auf die Brust. »Ich liebe Friedhöfe.«
    »Wirklich?« Toby sah mich an, als sei ich nicht ganz bei Trost.
    »Ich besuche immer Friedhöfe, wenn ich auf Reisen bin«, sagte ich zu ihm. »Sie sind still und friedlich und …«
    »Voller Leichen«, ergänzte Toby und rümpfte die Nase.
    »Sie sind auch voller Erinnerungen«, erwiderte ich enthusiastisch. »Man kann eine Menge über einen Ort erfahren, wenn man seinen Friedhof besucht, stimmt das nicht, Rose?«
    »Ich hätte es nicht besser ausdrücken können«, sagte sie. »Gehen wir weiter.«
    Das Tor war mit einer Kette und einem Vorhängeschloss gesichert, das Rose mit dem Schlüssel aus dem Sekretär öffnete. Sie nahm die Kette ab und ließ sie am Torpfosten hängen. Toby stieß das Tor auf, und wir betraten eine Lichtung, deren Schönheit mir den Atem nahm.
    Es war, als stünden wir in einer kleinen Kathedrale, deren Säulen aus weißen Espen und deren Dach aus einem dichten Blattgeflecht bestand, das in der Sonne funkelte wie buntes Fensterglas. Die Straße verwandelte sich hier in den Mittelgang, von dem aus ein Irrgarten von verschlungenen Pfaden zu den einzelnen Gräbern führte, die mit Grabsteinen, Kreuzen, Tafeln oder Skulpturen versehen waren. Über uns zwitscherte ein Vogelchor unter den zitternden Espenblättern, als wollte er die Waldesstille ankündigen, die eintrat, als sein Gesang verstummt war.
    »Es ist

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