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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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tat. Als Selbstmörderin wäre sie nicht auf dem Friedhof beerdigt worden.«
    »Und das Kind?«, fragte ich.
    »Das wurde in ein Waisenhaus gesteckt. Ludo selbst hat man in Bluebird nie mehr gesehen. Er starb bereits zwei Monate, nachdem er in die Anstalt eingeliefert worden war.« Rose verschloss die Schachtel mit dem Deckel. »Ich sagte es bereits, aber man kann es nur wiederholen: Goldfieber wird manchmal zur tödlichen Krankheit.«
    Toby und ich sahen in Gedanken versunken auf die Schachtel, bis es an der Tür läutete.
    »Drei Mal an einem Tag?«, sagte ich erstaunt. »Ich werde eine Empfangsdame einstellen müssen.«
    Toby hoffte wohl, dass James Blackwell zurückgekehrt war, denn er eilte zur Tür, noch bevor ich einen Schritt getan hatte. Kurz darauf hörten wir seine zornige Stimme: »Was willst du denn hier?«
    Rose und ich sahen einander an und liefen ins Wohnzimmer, gerade rechtzeitig, um zu erleben, wie Amanda Barrow in kompletter Zigeunertracht durch den Flur fegte, dicht gefolgt von Toby.
    »Ich bin nicht aus eigenem Wunsch gekommen«, verkündete sie. »Ich wurde gerufen!«

21
    »ICH HABE DICH nicht gerufen«, sagte Toby und betrachtete Amanda verächtlich.
    »Ich auch nicht«, fügte ich hinzu.
    »Ihr missversteht mich.« Die Reifen an Amandas Handgelenken klirrten, als sie die Arme ausbreitete und zur Decke hinaufschaute. »Ich wurde von keiner irdischen Macht gerufen. Ich antwortete auf einen Ruf, den das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann.«
    »Wie ein Hund?«, sagte Toby beißend.
    Ich bemühte mich nicht einmal, meinen Lachanfall hinter einem Husten zu verstecken. Ich hatte keine Ahnung, was Amanda dazu gebracht hatte, das Aerie aufzusuchen, aber ihr Timing hätte nicht ungünstiger sein können. Ich hatte nicht vergessen, welchen schlechten Einfluss sie auf Tammy Auerbach ausgeübt hatte, und wenn ich es nicht über mich brachte, sie kurzerhand hinauszuwerfen, so wollte ich ihr doch auch keinen warmen Empfang bereiten.
    Toby sah jedoch aus, als könne er sich jeden Augenblick auf sie stürzen. Vorsichtshalber stellte ich mich zwischen die beiden.
    »Amanda«, sagte ich kühl. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sie können gar nichts für mich tun«, sagte sie und senkte den Arm. »Aber ich kann etwas für Sie tun.«
    »Danke, aber wir haben das Geschirr schon abgewaschen«, zischte Toby. Er konnte sich kaum beruhigen.
    Amanda betrachtete ihn mit einem abfälligen Blick, bevor sie sich wieder an mich wandte. »Ich spreche natürlich nicht von einer weltlichen Pflicht.«
    »Schade«, murmelte Toby. »Die Wanderschuhe müssten geputzt werden.«
    »Guten Tag, Amanda«, sagte Rose und gesellte sich zu unserer fröhlichen Gruppe.
    »Ob der Tag gut oder schlecht ist, kann ich dir noch nicht sagen, Rose.« Amanda schob sich an mir vorbei und begann im Wohnzimmer herumzuwandern, die Augen halb geschlossen, die Arme nach vorne gestreckt.
    »Wenn Sie sich das Aerie ansehen wollen, können wir einen Termin für eine Führung ausmachen«, sagte ich.
    »Ich will das Aerie nicht sehen«, erwiderte Amanda.
    »Was um alles in der Welt machst du da?«, wollte Rose jetzt wissen. »Spielst du Blinde Kuh?«
    »Ich lasse mich dirigieren«, entgegnete Amanda und setzte ihren Rundgang fort. »Ich spüre deine Feindseligkeit, Rose, aber wir beide haben einiges gemeinsam.«
    »So?«, erwiderte Rose skeptisch.
    »Wir glauben beide, dass das Übernatürliche eine Rolle im alltäglichen Leben spielt.« Amanda blieb stehen und ließ ihre Handflächen über die rustikale Vitrine gleiten, bevor sie weiterging. »Wir glauben an eine Macht, die größer ist als wir selbst. Wir glauben an Enthüllungen, Prophezeiungen und an das Weiterleben des Geistes nach dem Tod.«
    »Ich glaube aber nicht, dass es richtig ist, Furcht einzusetzen, um unschuldige Kinder zu ängstigen«, sagte Rose schnippisch.
    »Allerdings«, sagte Amanda gelassen. »Du glaubst an das Höllenfeuer und die ewige Verdammnis, und du benutzt deinen Glauben, um die Kinder in der Sonntagsschule einzuschüchtern.«
    »Ich muss doch bitten!«, sagte Rose hitzig, und ich beschloss, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, bevor es aus dem Ruder lief. Schließlich wollte ich auch nicht, dass sich die Frau des Pastors auf Amanda stürzte.
    »Es tut mir leid«, sagte ich bestimmt, »aber meine Gäste dürfen unter meinem Dach weder über Politik noch Religion diskutieren, auch wenn dieses Dach nur ausgeliehen ist. Da es sich bei Ihnen um einen ungeladenen Gast

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