12 - Tod Bei Vollmond
wahrheitsgemäß die Gründe offenlegen, die hinter den Vorfällen stecken. Du wirst erfahren, warum dein Bruder und seine Männer wirklich sterben mußten und wer dafür verantwortlich ist. Wegen der Vergehen einzelner muß kein ganzes Volk büßen.«
Conrí saß eine Weile schweigend da. Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich bin ein Mann von Vernunft, Fidelma von Cashel. Ich weiß, daß die Eóghanacht meinen, alle Uí Fidgente sind hirnlose Bestien, blutrünstig und beutegierig. Das stimmt nicht. Wir sind ein unabhängiges Volk, ein stolzes Volk, das sich vor niemandem beugt und niemand anderen als unseren Herrscher anerkennt. Das bringt uns häufig in Konflikt mit anderen. Doch wir sind vor allem gerecht und aufrichtig. Ich habe gehört, was du gesagt hast, und ich werde deinem Ruf nach Rath Raithlen folgen. Meine Männer sind alle Krieger, die wie Jagdhunde an der Leine danach lechzen, jenen zu begegnen, die ihre Brüder getötet haben. Wenn uns also jemand reinlegen will, so versichere den Cinél na Áeda, daß ihre Strafe um so härter und blutiger ausfallen wird.«
Langsam erhob sich Fidelma und streckte eine Hand aus. »Ich habe alles verstanden, Conrí.«
Der Kriegsfürst stand auf und schlug ein. Schweigend schüttelten sie sich die Hände.
»Wir haben einen guten Anfang gemacht, Fidelma von Cashel«, sagte der Anführer, als sie aus dem Zelt traten. Eadulf und Adag warteten mit besorgten Mienen auf sie, wohingegen Conrís Männer düster und mißtrauisch um sich sahen.
»Dann wollen wir hoffen, daß das Ende auch gut wird«, sagte Fidelma lächelnd.
Auf dem Weg nach Rath Raithlen baten Eadulf und Adag sie immer wieder, zu berichten, was in Conrís Zelt vorgefallen war. Doch sie lächelte nur und antwortete: »Die Sonne scheint nicht ohne Schatten.«
K APITEL 17
Wieder in Rath Raithlen, hatte Fidelma eine Unterredung mit Becc. Sie sagte ihm, daß sie die Absicht habe, am nächsten Tag zur Mittagsstunde eine Gerichtsverhandlung einzuberufen.
Noch vor dem Abendessen wurde ihr klar, daß sie eine weitere Person befragen mußte. So schlüpfte sie, ohne Eadulf davon zu unterrichten, aus ihrer Unterkunft und begab sich geradewegs zu Gobnuids Schmiede. Der Schmied stand über seinen Amboß gebeugt.
»Gobnuid, du arbeitest heute aber lange.«
Der Schmied blickte mit einem Brummen auf, doch ob er besonders verärgert war oder das seine Art war, jemanden zu begrüßen, ließ sich schwer beurteilen.
»Hast du denn deine Felle sicher abgeliefert?« fuhr Fidelma lächelnd fort.
Der Schmied sah sie mit aufgerissenen Augen an.
»Warum fragst du mich das?«
»Nun, weil du so schnell wieder da bist. Du kannst unmöglich so früh vom Fluß Bandan zurück sein.« Sie setzte sich auf einen kleinen Holzstuhl, der in der Nähe des Schmiedefeuers stand, und entspannte ihre Glieder wohlig in der Wärme.
Gobnuids Blick verfinsterte sich. »Wenn du es so genau wissen willst, ein Rad meines Wagens ist gebrochen. Ich mußte es provisorisch reparieren und alles bei einem Freund lassen. Ich bin hier, um Ersatz zu holen.« Er zeigte auf ein Rad in der Ecke seiner Werkstatt.
»Du scheinst dir Zeit zu lassen, zu deinem Wagen zurückzukehren«, stellte Fidelma fest.
»Du weißt doch sehr wohl, daß die Uí Fidgente uns überfallen haben und ein jeder hier gebraucht wird. Jetzt erklärt mir der Tanist auch noch, daß ich zu diesem Treffen kommen muß, daß du für morgen in Beccs Halle anberaumt hast. Also kann ich mich erst danach meinen Angelegenheiten widmen.«
»Arbeitest du oft für den Tanist?«
»Weshalb fragst du?«
»Du erwähntest, daß du die Felle für Accobrán auslieferst. Wie oft machst du das?«
»Na, wenn ich Zeit habe, übernehme ich eben irgendwelche Aufträge für ihn. Was ist dagegen einzuwenden?« fragte Gobnuid ein wenig unsicher.
»Ganz und gar nichts. Ich finde nur, daß für einen so begabten Handwerker wie dich der Transport von Fellen nicht gerade eine angemessene Beschäftigung ist.«
»Ich beschlage häufig seine Pferde und schärfe seine Waffen«, erwiderte Gobnuid.
»Der Tanist handelt offenbar mit größeren Mengen von Fellen. Woher bezieht er die denn?«
»Das solltest du ihn lieber selbst fragen. Ich schätze, er kauft sie von den Bauern der Gegend. Das erspart ihnen, sich selbst um ihren Verkauf zu kümmern.«
»Ich würde meinen, daß Lesren als Gerber das selbst am besten hätte erledigen können«, meinte Fidelma. »Aber heutzutage gibt es für dich nicht mehr genug zu tun
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