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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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kräftigen Anführer.
    »Es ist bereits Unheil geschehen, Abt Brogán«, entgegnete der, so laut er konnte, damit die Menge ihn verstand. »Und es wird noch mehr Unheil geben, wenn du die Fremdlinge nicht der gerechten Strafe zuführst.«
    »Eurer Rache, meinst du wohl eher. Unsere Gäste werden nicht nur durch die Gesetze der Gastlichkeit geschützt, sondern auch durch das unverbrüchliche Recht auf Zuflucht.«
    »Du beschützt also die Mörder unserer Kinder?«
    »Hast du Beweise dafür?«
    »Der Beweis sind die verstümmelten Leichen unserer Töchter!« schrie Brocc mit erhobener Stimme, so daß alle ihn hören konnten.
    Seine Worte stießen auf allgemeine Zustimmung.
    »Du hast keinen Beweis dafür«, entgegnete einer der Mönche an der Seite des Abts. Seine Stimme war kräftig und übertönte den Lärm. »Ihr seid nur gekommen, weil diese Geistlichen aus der Ferne hier zu Gast sind, aus keinem anderen Grund. Ihr habt vor ihnen Angst, weil sie euch fremd sind.«
    Wieder flog ein Stein aus den hinteren Reihen nach vorn. Doch diesmal traf er den jungen Bruder mitten auf die Stirn. Sofort schoß ein roter Strahl aus der Wunde, und der Mönch taumelte ein, zwei Schritte zurück. Die Menge grölte wild und bejubelte die Tat.
    »Abt Brogán, wenn du nicht das gleiche Schicksal wie die Fremdlinge erleiden willst, gib sie uns lieber heraus«, drohte Brocc.
    »Du wagst es, dem Abt zu drohen?« rief jetzt ein anderer Mönch entsetzt. »Du hast schon deine Hände gegen die Brüder dieses Klosters erhoben, die Strafe Gottes ist dir gewiß. Doch nun wagst du …«
    »Genug der Worte!« schrie Brocc und riß bedrohlich seine Keule hoch.
    Da preschten der Stammesfürst, Adag und vier berittene Krieger heran. Als die Leute ihren Herrn und seine bewaffneten Reiter erblickten, gaben sie mürrisch den Weg frei.
    Bruder Solam, der hinter einem der Krieger gesessen hatte, rutschte vom Pferd, eilte zum Abt hinüber und stellte sich schützend vor ihn. Die Menge war verstummt. Doch Brocc wollte sich nicht den Wind aus den Segeln nehmen lassen.
    »Nun, Fürst Becc«, rief er wutschnaubend, »bist du gekommen, um der Bestrafung der Mörder deine Zustimmung zu geben, oder unterstützt du jene, die sie beschützen?« Dabei streckte er einen Arm aus und zeigte anklagend auf den Abt. »Der Abt weigert sich, die Fremdlinge unter Recht und Gesetz zu stellen.«
    »Ich bin hier, um euch zu sagen, daß ihr gegen das Gesetz verstoßt«, rief Becc befehlsgewohnt. »Kehrt in eure Häuser zurück.«
    Brocc spreizte großtuerisch die Beine, eine Hand stemmte er in die Hüfte, die andere hielt locker die Keule. Er mußte seinen Ruf als starker Mann verteidigen.
    »Also wirst du auch die Mörder beschützen, Fürst Becc?« Seine Stimme klang beinah triumphierend.
    »Ich bin dein Herr, du hast mir zu gehorchen«, fuhr ihn Becc gereizt an. »Ich sagte, kehrt in eure Häuser zurück, sonst bekommt ihr es mit mir zu tun.«
    Besorgtes Murmeln drang aus der Menge, einige machten sich mit blassen, düsteren Gesichtern auf den Weg.
    »Bleibt hier!« schrie Brocc. Er verharrte in seiner herausfordernden Haltung. Sein scharfer Ton band auch jene an ihn, die bereits halbherzig losgegangen waren. Dann wandte er sich dreist an den Fürsten. »Versuch nicht, uns einzuschüchtern, Becc. Wir verlangen Gerechtigkeit.«
    Beccs Gesicht war vor Zorn rot angelaufen.
    »Dir geht es doch nicht um Gerechtigkeit«, hielt er Brocc entgegen. »Du willst nur Blutvergießen, und das ohne einen rechten Grund außer deinem Vorurteil gegenüber Fremden.« Den Versammelten rief er zu: »Ich fordere euch noch einmal auf, in eure Häuser zurückzukehren. Ihr verstoßt gegen das Gesetz des Aufruhrs – das Cáin Chiréib ! Macht ihr so weiter, wird das schreckliche Folgen für euch haben! Verstanden?«
    Die Halbherzigen wären gern davongezogen, wenn nicht Brocc seine Hand erhoben und sie zum Bleiben gezwungen hätte.
    »Ich bin ein céile , eine freier Stammesangehöriger. Ich bewirtschafte mein eigenes Land, zahle Steuern an die Gemeinde, und ich bin der erste, der die Truppen des Fürsten bei Krieg und Gefahr unterstützt. Ich besitze eine Stimme in der Stammesversammlung, und auch wenn ich nicht zu den derbfhine deiner Familie gehöre, dem Netz von Verwandten, das dich zum Fürsten wählte, so soll und wird meine Stimme gehört werden.«
    Becc saß immer noch ruhig auf seinem Pferd und wirkte entspannt, nur seine Augen wurden ein wenig schmaler.
    »Deine Stimme wird gehört, Brocc«,

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