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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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»So wie ich Brocc in seine Schranken gewiesen habe, bezweifle ich, daß noch jemand versuchen wird, die Abtei anzugreifen. Nachdem die Leute die Folgen des Ungehorsams miterlebt haben, werden sie sich das zweimal überlegen.«
    »Das mag sein, gewiß«, stimmte ihm der Abt zu, »doch ich dachte eher an einen weiteren Mord.«
    Einen Moment lang fuhr sich Becc nachdenklich durch seinen Bart. »Ich habe angenommen, daß genaue Beobachtung eine solche Furcht zerstreut hätte, Abt.«
    Der Alte runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Die drei Mädchen wurden alle bei Vollmond umgebracht. Offenbar handelt es sich um einen grausamen Ritualmord. Bis zum nächsten Vollmond muß erst wieder ein ganzer Monat vergehen. Unsere jungen Frauen sind erst einmal sicher.«
    Das Gesicht des Abtes blieb ernst. Becc hatte jene Ängste ausgesprochen, die er seit der Nachricht vom zweiten Mord hatte verdrängen wollen und die nun der dritte bestätigt hatte.
    »Der Vollmond«, seufzte er. »Also bist du auch der Meinung, Becc, daß wir es mit einem Wahnsinnigen zu tun haben … Mit jemandem, der im Licht des Vollmondes einfach morden muß?«
    »Das ist ganz klar, Abt Brogán. Ich werde heute nachmittag nach Cashel aufbrechen, um einen Brehon von Rang zu finden. Bis das Böse wieder zuschlägt, haben wir Zeit.«

K APITEL 2
    Eadulf betrat den Raum, wo es sich Fidelma auf einem Stuhl vor dem Feuer bequem gemacht hatte. Trotz der Wandgobelins und der Teppiche auf den Steinplatten am Boden drang die herbstliche Abendkühle durch die dicken grauen Steinmauern des Schlosses von Cashel. Eadulf blickte finster. Gereizt stieß er die schwere Eichentür hinter sich zu.
    Fidelma schaute etwas verärgert von ihrem Buch auf. Es handelte sich um eines jener kleinen Bücher, tiag liubhair genannt, die man bequem auf Pilgerreisen oder Missionsfahrten in ferne Länder bei sich tragen konnte. Da Fidelma gern vor dem Feuer las, waren diese kleinen Bücher, die man in einer Hand halten konnte, genau das richtige für sie.
    »Leise! Du weckst Alchú noch auf«, sagte sie. »Er ist gerade erst eingeschlafen.«
    Eadulfs Blick verfinsterte sich noch mehr.
    »Stimmt etwas nicht?« wollte Fidelma wissen. Sie unterdrückte ein Gähnen und legte ihr Buch beiseite. Sie wußte genau, wann Eadulf verärgert war.
    »Ich habe gerade diesen alten Narren getroffen, Bischof Petrán«, sagte Eadulf ohne Umschweife und ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen. »Er wollte mir eine Lektion über die Vorteile des Zölibats erteilen.«
    Fidelma lächelte müde. »Das sieht ihm ähnlich. Bischof Petrán ist ein führender Verfechter der Idee, daß alle Geistlichen zölibatär leben sollten. Für ihn ist die Ehelosigkeit unseres Standes der Höhepunkt des Sieges des Christentums über das Böse in allen weltlichen Dingen.«
    Eadulf wirkte verstimmt.
    »Das würde bedeuten, daß die Menschheit innerhalb von wenigen Generationen ausstirbt.«
    »Wieso bist du mit dem alten Petrán aneinandergeraten?« fragte Fidelma. »Jeder weiß doch, daß er ein Frauenhasser ist, was wahrscheinlich an seiner eigenen zölibatären Lebensweise liegt. Ohnehin würde ihn keine Frau auch nur anschauen«, fügte sie kühl hinzu.
    »Er heißt unsere Ehe nicht gut, Fidelma.«
    »Das ist seine persönliche Ansicht. Gott sei Dank gibt es kein Gesetz, das unter Geistlichen den Zölibat vorschreibt … Nicht einmal unter jenen, die wie Petrán Anhänger der Regeln und Doktrinen sind, die nun in Rom anerkannt werden. Im neuen Christentum gibt es bestimmte Gruppierungen, die meinen, daß jene, die Christus dienen und ihm ihre ganze Liebe schenken, ihre Liebe nicht zugleich auch einem einzelnen Mitmenschen geben können. Die irren sich. Gäbe es Gesetze, die unsere natürlichen Gefühle in Ketten legen würden, dann wäre die Welt um so vieles ärmer.«
    Eadulf blickte weiterhin mürrisch drein. »Bischof Petrán behauptet, daß Paulus von Tarsus von seinen Jüngern den Zölibat eingefordert hätte.«
    Fidelma rümpfte abschätzig die Nase. »Dann hättest du ihm aus Paulus’ Brief an Timotheus zitieren sollen: ›Etliche werden vom Glauben abfallen und anhangen den verführerischen Geistern und Lehren böser Geister durch die Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Sie gebieten, nicht ehelich zu werden und zu meiden die Speisen, die Gott dazu geschaffen hat, daß sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen. Denn

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