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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Grund, wütend auf mich zu sein, mein sächsischer Freund. Ich war unfreundlich zu dir, und das ist meiner nicht würdig. Machen wir Schluß damit. Ich weiß als Heilkundiger so viel, daß ich sagen kann, die Leiche gab keinerlei Hinweise auf den Mörder.«
    Eadulf schluckte seinen Ärger über den gönnerhaften Ton seines Gegenübers herunter. Eine passende Antwort hatte er leider nicht parat.
    »Liag, du hast alle vier Toten gesehen. Sind dir dabei irgendwelche Gemeinsamkeiten aufgefallen?« fragte Fidelma eindringlich.
    »Nur daß alle mit einem Messer umgebracht wurden, das gezackt und stumpf ist.«
    »Wenn das die einzige Gemeinsamkeit ist, was sind die Unterschiede?« bohrte Fidelma weiter.
    Liag schaute sie anerkennend an. »Ich würde sagen, daß es einen großen Unterschied zwischen den ersten drei Morden und dem am Gerber gibt.«
    »Und der ist?«
    »Die ersten drei Opfer waren junge Mädchen. Sie sind aufs übelste zugerichtet und verstümmelt worden. Das vierte Opfer dagegen war ein Mann. Die vielen Einstiche an Hals und Brust deuten auf einen brutalen Mörder hin, doch Lesren wurde nicht verstümmelt. Tómma sagte mir, als er ihn entdeckte, hat er sogar noch ein paar Worte sagen können, die allerdings keinen Sinn ergaben.«
    »Er murmelte einen Namen«, bestätigte Fidelma.
    »Einen Namen, den keiner kennt, wenn Tómma ihn richtig verstanden hat. Es kann gut möglich sein, daß Lesren sich in einer Art Delirium befand. Wer weiß, was einen verwirrten Geist in den letzten Augenblicken vor dem Tod beschäftigt?«
    »Du verfügst über ein großes Wissen, Liag«, erwiderte Fidelma, ohne ihm damit ein Kompliment machen zu wollen. »Du weißt sicher viel über die alten Zeiten, in denen man in dieser Gegend Gold und Silber abbaute.«
    Liag neigte leicht den Kopf, er war über diesen Themenwechsel sichtlich erstaunt. »Ja, ich weiß ein wenig darüber Bescheid. Das Erz, das man hier einst in Hülle und Fülle ans Tageslicht beförderte, war sehr wertvoll und von hervorragender Qualität. Doch inzwischen findet man hochwertiges Gold nur noch im östlichen Gebirge von Laighin.«
    »Hat Lesren mal in den Minen gearbeitet?«
    Liag schüttelte den Kopf. »Warum fragst du das?«
    »Erinnerst du dich daran, wer laut unseren Vorfahren als erster Gold in Irland entdeckt hat?«
    Der Heilkundige wirkte überrascht. »Wieso fragst du? Nun, es war Tigernmas, der sechsundzwanzigste Großkönig von Éireann, nachdem die Gälen gekommen sind. Er ließ zum erstenmal in diesem Land Gold schmelzen. Zu seiner Herrschaftszeit gab es Unmengen von goldenen Trinkbechern und Broschen, so wird berichtet, und Uchadan war sein oberster Kunsthandwerker.«
    Eadulf blickte Fidelma ziemlich verwirrt an, schien sie sich doch in Belanglosigkeiten zu verlieren.
    »Ich habe gehört, daß die Minen alle stillgelegt worden sind.«
    »Das stimmt, Lady«, bestätigte ihr Liag. »Nicht weit von hier wird noch ein wenig Blei abgebaut, aber mit dem Wohlstand von damals ist es vorbei.«
    »Ich schätze, hier würde sich einiges ändern, wenn man neue Edelmetallvorkommen entdeckte, nicht wahr?«
    Liag grinste. »Sicher, aber vermutlich nicht zum Besseren. Ich meinerseits ziehe die Ruhe und den Frieden vor, die mit Abgeschiedenheit und Mittellosigkeit einhergehen. Reichtum nährt Gier, und Gier zieht Haß nach sich und dann auch das Verbrechen …«
    »Verbrechen wie einen Mord?« mischte sich Eadulf ein, der allmählich die Geduld verlor. »Machen sich solche Verbrechen nicht heute schon in deinem Idyll breit, Liag?«
    Liag drehte sich zu Eadulf um. »Du bist ziemlich direkt, sächsischer Bruder. Zweifellos dringst du mit deiner Direktheit zum Kern der Dinge vor. Und doch ziehe ich mein Idyll vor, wie du es nennst. Der Ort ist nicht verantwortlich für das Böse im Herzen der Menschen, die an ihm leben. Man sagt, daß Geld den Charakter verdirbt.«
    Eadulf wollte schon etwas entgegnen, doch Fidelma ging zu ihrem Pferd und band es los.
    »Vielen Dank für deine Auskünfte, Liag. Wir müssen in die Festung zurück. Nur noch eine Frage. Wann wurdest du zu Beccnats Leiche gerufen?«
    Der Alte sah sie erstaunt an. »Am Morgen nach Vollmond. Ich dachte, das sei klar.«
    »Und auch Escrach und Ballgel hast du dir am Morgen nach Vollmond angesehen?«
    Liag nickte.
    »Noch einmal vielen Dank, Liag. Du hast uns sehr geholfen.«
    Liag erwiderte nichts, er blieb reglos stehen, bis sie auf die Pferde gestiegen und davongeritten waren. Als sie außer Hörweite des

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