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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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ihm rufen«, murmelte Eadulf und sah sich nervös um. »Sonst geht er uns vielleicht aus dem Weg.«
    »Aus dem Weg? Wieso?« ertönte eine rauhe Stimme hinter ihnen, die sie beide zusammenzucken ließ.

K APITEL 11
    Liag war zwischen den Bäumen hinter ihnen hervorgetreten. Er trug – wie bei ihrer ersten Begegnung – ein safranfarbenes Gewand aus Wolle. Das schlohweiße Haar wurde von einem grüngelben Haarreifen zurückgehalten, und um den Hals hing eine Silberkette. Er hatte den traditionellen Leinenbeutel, den lés bei sich, in dem sich seine Heilmittel befanden, und den echlais , einen peitschenähnlichen Stab, der ihn als Heilkundigen auswies.
    »Du scheinst erstaunt, mich zu sehen, Fidelma von Cashel.« Er lächelte kaum. Eadulf beachtete er erst gar nicht.
    »Du hast dich uns ziemlich leise genähert«, erwiderte Fidelma, während sie vom Pferd glitt.
    »Hast du mich etwa nicht gehört? Als ich jung war, lernte man noch, sein Gehör auf die Geräusche des Waldes einzustellen. Man wußte, wie die Eidechse raschelt, wenn sie dem hungrigen Auge des Falken entschlüpft, wie der Dachs durchs Unterholz schleicht und wie der Wiesel heimwärts eilt. Horcht!« Der Alte neigte den Kopf zur Seite und legte in etwas übertriebener Geste seine Hand ans Ohr.
    Eadulf war wenig begeistert. Gerade war es ihm gelungen, von seinem unruhigen Pferd abzusitzen und die Zügel um einen Strauch zu schlingen.
    »Du willst mir doch nicht weismachen, daß du das alles heraushören kannst?« fuhr er ihn an.
    Liag drehte sich zu Eadulf um. »Ich höre, wenn eine Ratte eine Eidechse am Schwanz packt, und ich vernehme den Schrei der Eidechse, wenn sie ihren Schwanz abwirft, um dem Räuber zu entkommen, und heim ins sichere Nest schlüpft.«
    Eadulf maß den alten Einsiedler mit Blicken. Er war sich nicht sicher, ob er sich über ihn lustig machte. »Ich höre nichts.«
    »So ist es, sächsischer Bruder. So ist es.«
    »Wenn du all das hörst, Liag, dann kannst du uns sicher ein paar einfache Fragen beantworten«, sagte Fidelma.
    Liag sah sie mißtrauisch an.
    »Es heißt, daß jene, die Fragen stellen, ohne Antwort nicht auskommen können«, erwiderte er leise. »Doch nicht jede Frage verdient eine Antwort.«
    »Eine gute Erwiderung. Wenn deine Ohren so gut hören können, hast du gewiß die Todesschreie von Beccnat, Escrach und Ballgel vernommen.«
    Die Wangen des Alten liefen auf Fidelmas sarkastische Bemerkung hin purpurrot an. »Ich behaupte nicht, allwissend zu sein. Nicht alles, was im Wald vor sich geht, kann ich hören. Wäre ich in ihrer Nähe gewesen …« Er hob eine Schulter und ließ sie vielsagend fallen.
    Fidelma bohrte weiter. »Weiterhin nehme ich an, daß du auch Lesrens letzte Atemzüge erlauscht hast? Wie man mir sagte, warst du ganz in der Nähe, als er starb.«
    »Wer sagt denn, daß ich in der Nähe war?«
    »Dann weißt du also, daß Lesren umgebracht wurde?« warf Eadulf rasch ein.
    »Das streite ich nicht ab«, erwiderte der Heilkundige.
    »Du bist aus dem Wald gekommen, als Bébháil und Tómma bei dem Toten standen, nicht wahr?«
    »Aber Lesren war tot, mein sächsischer Freund. Soweit ich es beurteilen kann, war er schon eine Weile tot.«
    »Was hast du dort gemacht?« fragte Eadulf.
    Liag schien belustigt. »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Sachse, wenn ich den Hügel von Rath Raithlen überquere und dann in diese Richtung gehe, führt mich mein Weg unweigerlich an Lesrens Gerberei vorbei.«
    »Und du hast einfach so zu dieser Tageszeit den Weg über den Hügel genommen?« wollte Fidelma wissen.
    »Ich bin einfach so an der Gerberei vorbeigekommen, dálaigh «, erwiderte er mit ironischem Unterton. Zum erstenmal gebrauchte er ihren Titel.
    »Wo bist du vorher gewesen?«
    »Rath Raithlen ist ja wohl der einzige wichtige Ort auf diesem Hügel.«
    Fidelma verbarg ihre Überraschung. »Alle sagen, daß du als Einsiedler im Wald lebst und die Außenwelt meidest. Willst du nun behaupten, daß du der Festung des Fürsten einen Besuch abgestattet hast?«
    »Genau das habe ich dir bereits gesagt.«
    Fidelma zeigte nicht, wie gereizt sie war.
    »Woher rührt dieser Wandel, Liag?«
    »Das ist kein Wandel. Ob ich unter Leute will oder nicht, das geht nur mich an. Ich bestimme, was ich tue, nicht die anderen. Wenn ich jemanden treffen möchte, dann mache ich das. Umgekehrt genauso.«
    »Ließ dich etwas Geschäftliches oder etwas Privates in die Festung gehen?«
    »Ein Geschäft war der Anlaß«, bestätigte

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