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12 - Tod Bei Vollmond

12 - Tod Bei Vollmond

Titel: 12 - Tod Bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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nicht aus und brauchen wohl jemanden, der uns hilft«, bemerkte er leise.
    Fidelma preßte verärgert die Lippen aufeinander. »Dann kehren wir besser in die Festung zurück und suchen uns so eine Person.«
    Sie wollten schon umdrehen, als sie ein Rascheln hörten. Aus dem Dickicht neben ihnen sprang ein Hund, ein kleiner, kurzbeiniger Jagdhund mit struppigem Fell. Er blieb stehen, begann zu jaulen und zu kläffen.
    Ein kurzer Pfiff war zu vernehmen, darauf eine Stimme.
    Nun wurde unterhalb der Böschung ein junger Mann sichtbar. Als er Eadulf und Fidelma erblickte, blieb er stehen. Auf seinen breiten Schultern trug er einen erlegten Keiler. Mit der einen Hand hielt er ihn fest, in der anderen hatte er einen Bogen aus Eibenholz. An seinem Gürtel hing neben einem Jagdmesser ein Köcher mit vielen Pfeilen. Seine Kleider waren aus Wildleder. Das kastanienbraune Haar, das bis auf die Schultern fiel, wurde von einem Stirnband zusammengehalten. Er sah gut aus und lächelte gewinnend.
    Einen Moment stand er unentschlossen da, dann rief er dem Hund zu: »Aus, Luchóc!«
    Sofort hörte der Hund auf zu bellen.
    »Gott sei mit dir, Schwester, und mit dir, Bruder«, begrüßte der Jäger die beiden. »Achtet nicht weiter auf meinen Hund. Hunde, die bellen, beißen nicht.«
    Fidelma lächelte ihn an.
    »Luchóc ist ein eigenartiger Name für einen Jagdhund, Jäger«, erwiderte sie.
    Der junge Mann nickte. »Tja, ich nenne ihn ›guter Mäusefänger‹, das paßt eigentlich nicht zu einem Hund, du hast recht. Doch der arme Kerl ist wirklich zum Mäusefangen besser als zum Jagen.«
    »Du scheinst heute dennoch gute Beute gemacht zu haben«, warf Eadulf ein und wies auf den Keiler auf seinen Schultern.
    »Das reicht eine ganze Weile für meine Familie«, stimmte der Jäger ihm zu. »Ihr seid offenbar fremd hier«, stellte er fest.
    »So ist es«, entgegnete Fidelma. »Kennst du dich in dieser Gegend, dem Eberdickicht, gut aus?«
    »Ich wohne auf der anderen Seite des Hügels. Schon mein ganzes Leben lang. Doch falls ihr hier jemanden suchen solltet, so kann ich nur sagen, daß die Gegend seit vielen Jahren ziemlich verödet ist. Noch zu Zeiten meines Großvaters war sie dicht besiedelt, doch heute ist sie es nicht mehr.«
    »Man hat mir erzählt, daß es hier eine alte Mine gibt«, erkundigte sie sich neugierig.
    Der Jäger lachte auf. »Eine Nonne und ein Mönch sind doch nicht etwa in dieses Land gekommen, um nach Gold und Silber zu suchen, oder? Ich habe die Leute von einer dálaigh und ihrem Gefährten reden hören, die bei unserem Stammesfürsten Becc zu Gast sind. Ich schätze, das seid ihr?«
    »Ich frage tatsächlich aus beruflichen Gründen.«
    »Nun, verlassene Minen gibt es hier in der Gegend jede Menge, außerdem ein paar Höhlen, die recht gefährlich sind, Schwester. Da sollte man besser nicht hineingehen, wenn man sich nicht auskennt.«
    »Hast du nicht gesagt, daß du ganz in der Nähe wohnst?«
    Die Augen des jungen Mannes funkelten mißtrauisch. »Ja, Schwester. Und ich bin meinem Fürsten Becc gehorsam.«
    »Und du heißt …?«
    »Ich bin Menma, der Jäger. Da ich mich nun vorgestellt habe, wer seid ihr und woher kommt ihr?«
    »Ich bin Fidelma von Cashel, Menma. Das ist mein Gefährte, Bruder Eadulf.«
    »Dann stimmt es, was man unter den Cinél na Áeda erzählt – der König von Cashel hat eine Schwester, die eine berühmte dálaigh ist.«
    »So ist es«, bekräftigte Fidelma.
    Der junge Mann ließ den Keiler vorsichtig zu Boden gleiten und verneigte sich voller Respekt. »Ich bitte um Entschuldigung für mein unhöfliches Benehmen.«
    »Davon kann nicht die Rede sein«, versicherte ihm Fidelma. »Dein Mißtrauen uns gegenüber war berechtigt, wenn man bedenkt, was in den letzten Monaten hier geschehen ist.«
    Der Jäger nickte zustimmend. »Das Land der Cinél na Áeda ist nicht groß, hier kennt man einander. Meine Frau war mit Escrach befreundet. Das ist eine schlimme Geschichte.«
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete Fidelma ihm bei. »Menma, noch eine Frage: Kennst du die Mine und die Höhlen in diesem Berg?«
    »Ziemlich gut, Lady.«
    Sie schaute zum Himmel auf. »Es ist bereits spät, bald wird es dunkel. Doch würdest du uns führen, wenn wir uns ein andermal hier ein wenig umschauen wollen?«
    »Sehr gern. Aber die Minen sind schon seit langem stillgelegt.«
    »Ich möchte ja mit niemandem sprechen«, erklärte Fidelma. »Ich möchte nur das Gebiet genauer unter die Lupe nehmen, die alten Minen.

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