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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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lehnten Gartengeräte, wobei man sich fragen musste, wozu die in diesem Garten dienen sollten. Wie dem auch sei, die Tatsache, dass sie draußen standen, legte nahe, dass jemand zu Hause und im Garten an der Arbeit war.
    Gerade als sie sich der Haustür näherte, kam von hinter dem Haus ein Mann mit einer Schaufel um die Ecke. Seine Jeans starrten vor Dreck, und er trug trotz der Kälte keine Jacke, sondern nur ein verwaschenes blaues Arbeitshemd, das vorn in Rot mit den Worten Moullin Glass bestickt war. Seine Gleichgültigkeit der Witterung gegenüber ging so weit, dass er an den Füßen nur Sommersandalen trug, mit Socken immerhin, die allerdings völlig durchlöchert waren.
    Als er Margaret erblickte, blieb er stehen, ohne etwas zu sagen. Zu ihrer Verwunderung war er ihr schon bekannt: der überfütterte Heathcliff, der ihr beim Empfang nach Guys Bestattung aufgefallen war. Aus der Nähe erkannte sie, dass seine Haut deshalb so dunkel war, weil sie unter der Einwirkung von Wind und Wetter zur Beschaffenheit unbehandelten Leders verwittert war. Der Blick, mit dem er sie betrachtete, war feindselig, und seine Hände waren von zahllosen, zum Teil verheilten, zum Teil frischen Schnitten bedeckt. Die intensive Animosität, die von ihm ausging, hätte Margaret vielleicht einschüchtern können, aber sie spürte schon die ersten Regungen ihrer eigenen Feindseligkeit, und im Übrigen war sie nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen.
    »Ich suche Cynthia Moullin«, erklärte sie dem Mann höflich. »Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich sie finde?«
    »Warum?« Er trug die Schaufel zum Rasen und begann, am Fuß eines der Bäume zu graben.
    Margaret war pikiert. Sie war es gewöhnt, dass die Leute sprangen, wenn sie ihre Stimme hörten - sie hatte sie schließlich jahrelang geschult. »Ich denke, die Antwort lautet entweder ja oder nein«, sagte sie. »Entweder Sie können mir helfen, oder Sie können es nicht. Haben Sie ein Problem, mich zu verstehen?«
    »Mein Problem ist, dass mir das völlig egal ist.« Er sprach ein so breites Patois, dass es sich anhörte wie im Volkstheater.
    »Ich muss mit ihr sprechen«, erklärte sie. »Es ist äußerst wichtig. Von meinem Sohn habe ich gehört, dass sie in diesem Haus lebt.« Sie bemühte sich, das nicht so zu sagen, als meinte sie statt Haus Müllhalde, aber wenn ihr das nicht gelang, konnte man ihr das ihrer Meinung nach nicht übel nehmen. »Wenn er sich geirrt hat, brauchen Sie mir das nur zu sagen, und ich bin sofort wieder weg.«
    »Ihr Sohn?«, fragte er. »Und wer soll das sein?«
    »Adrian Brouard. Guy Brouard war sein Vater. Ich nehme an, Sie wissen, wer das ist? Guy Brouard? Ich habe Sie bei dem Empfang nach seiner Beerdigung gesehen.«
    Diese letzte Bemerkung erregte seine Aufmerksamkeit. Er sah von seinen Grabungsarbeiten auf und musterte Margaret von Kopf bis Fuß. Dann ging er schweigend über den Rasen zur Haustür mit dem kleinen Vorbau und ergriff einen dort stehenden Eimer, der mit irgendwelchen Kügelchen gefüllt war. Den trug er zum Baum und kippte reichlich Kügelchen in den Graben, den er rund um den Stamm ausgehoben hatte, stellte den Eimer ab, begab sich mit seiner Schaufel zum nächsten Baum und begann von neuem zu graben.
    »Hören Sie«, sagte Margaret. »Ich suche Cynthia Moullin. Ich muss sie unverzüglich sprechen. Wenn Sie wissen, wo sie zu finden ist... Sie wohnt doch hier, nicht wahr? Das hier ist das Muschelhaus?« Die dümmste Frage, dachte Margaret, die sie hatte stellen können. Wenn dies nicht das Muschelhaus war, wartete irgendwo ein noch schlimmerer Albtraum auf sie.
    »Ah, Sie sind also die Erste«, sagte der Mann mit einem Nicken. »Hat mich immer schon interessiert, wie die Erste war. Sagt eine Menge über einen Mann aus, seine Erste. Verstehen Sie? Sagt einem, warum er so geworden ist, wie er ist.«
    Margaret hatte Mühe, den Mann zu verstehen. Sie bekam nur jedes vierte oder fünfte Wort mit und reimte sich aus diesen Bruchstücken zusammen, dass er auf eine wenig schmeichelhafte Art von ihrer sexuellen Beziehung mit Guy sprach. So ging das wirklich nicht. Keinesfalls durfte sie sich hier das Heft aus der Hand nehmen lassen. Männer versuchten immer, alles aufs Bett zu reduzieren. Sie hielten das für ein wirksames Mittel, ihr jeweiliges weibliches Gegenüber aus dem Konzept zu bringen. Aber so etwas verfing bei Margaret Chamberlain nicht. Gerade als sie ansetzte, das diesem Menschen unmissverständlich klar zu machen, klingelte

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