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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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um zu einem Radrennen in einem sonnigen Land, das wie Griechenland aussah, aber auch jedes andere Land sein konnte, wo nicht gerade Winter war.
    Er ging zu seiner Schwester und sagte: »Alles okay? Brauchst du irgendwas?« Zaghaft berührte er ihre Schulter.
    Da erst regte sie sich. »Alles okay«, versicherte sie und sah ihren Bruder mit einem halben Lächeln an. »Ich hab nur nachgedacht.«
    Er erwiderte das Lächeln. »Das lässt du besser bleiben. Schau dir doch an, wohin es mich gebracht hat. Ich denke ständig nach. Hätte ich es nicht getan, dann säßen wir jetzt nicht in dieser Scheiße.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Tja. Hm.«
    »Hast du was gegessen?«
    »Cherokee...«
    »Okay. Schon gut. Vergiss es.«
    Erst jetzt schien China wahrzunehmen, dass auch Deborah da war. Sie drehte den Kopf und sagte: »Ich dachte, du wärst bei Simon, um ihm meine Liste zu geben.«
    Hier bot sich eine gute Gelegenheit, die Sache mit dem Ring zur Sprache zu bringen, und Deborah ergriff sie. »Sie ist nicht ganz vollständig«, sagte sie. »Auf der Liste steht nicht alles.«
    »Wieso? Was meinst du?«
    Deborah stellte ihren Schirm in den Ständer neben der Tür und gesellte sich zu ihrer Freundin aufs Sofa. Cherokee zog sich einen Sessel heran und setzte sich zu ihnen.
    »Du hast das Antiquitätengeschäft Potter und Potter nicht erwähnt«, sagte Deborah. »In der Mill Street. Du warst doch dort und hast beim Sohn einen Ring gekauft. Hast du das vergessen?«
    China warf ihrem Bruder einen fragenden Blick zu, aber der sagte nichts. Sie wandte sich wieder Deborah zu. »Ich habe die Läden nicht aufgeschrieben, in denen ich war. Ich dachte... Weshalb sollte ich? Ich war ein paar Mal bei Boots, ich war in zwei oder drei Schuhgeschäften. Ich habe ein oder zwei Mal eine Zeitung gekauft und Pfefferminzbonbons. Die Batterie in meiner Kamera war leer, und ich habe mir unten in der Passage eine neue gekauft - gleich da bei der High Street. Aber das habe ich alles nicht aufgeschrieben. Vermutlich war ich auch noch in anderen Geschäften, die ich vergessen habe. Warum?« Sie sah wieder ihren Bruder an. »Was soll das alles?«
    Deborah antwortete ihr, indem sie den Ring herauszog. Sie schlug das Taschentuch auseinander und streckte die Hand aus, so dass China den Ring sehen konnte. »Der lag unten am Strand«, sagte sie, »in der Bucht, wo Guy Brouard umgekommen ist.«
    Als wüsste sie, was es bedeutete, dass Deborah den Ring eingehüllt auf ihrer Hand hielt und er am Tatort eines Verbrechens gefunden worden war, versuchte China nicht, den Ring zu berühren. Aber sie sah ihn sich an, lange und eingehend. Sie war schon die ganze Zeit so blass, dass Deborah nicht erkennen konnte, ob sie Farbe verlor. Aber sie biss sich auf die Unterlippe, und als sie Deborah wieder ansah, lag Furcht in ihrem Blick.
    »Was sagst du da?«, sagte sie. »Ob ich ihn umgebracht habe? Möchtest du das fragen?«
    »Der Mann in dem Geschäft - Mr. Potter - sagte, eine Amerikanerin hätte so einen Ring bei ihm gekauft. Eine Amerikanerin aus Kalifornien. Sie trug eine Lederhose und möglicherweise einen Umhang, denn sie hatte eine Kapuze auf. Sie und die Mutter des Mannes - Mrs. Potter - haben sich über Filmstars unterhalten. Die beiden erinnerten sich, dass die Amerikanerin ihnen erzählte, dass man im Allgemeinen keine Filmstars in -«
    »Schon gut«, unterbrach China. »Ich habe schon kapiert. Ich habe den Ring gekauft. Einen Ring. Diesen Ring. Ich weiß es nicht. Ich habe einen Ring bei ihnen gekauft, okay?«
    »So einen?« »Na, offensichtlich«, erwiderte China gereizt.
    »Chine, wir müssen rauskriegen -«
    »Ich bemüh mich doch«, schrie China ihren Bruder an. »Okay? Ich bemüh mich wie ein braves kleines Mädchen. Ich bin in der Stadt rumgelaufen, hab den Ring gesehen und fand ihn perfekt. Da hab ich ihn eben gekauft«
    »Perfekt?«, fragte Deborah. »Wofür?«
    »Als Geschenk für Matt. Okay? Ich hab ihn für Matt gekauft.« China machte ein verlegenes Gesicht bei dem Geständnis: ein Geschenk für einen Mann, mit dem sie angeblich fertig war. Als wüsste sie, wie das auf die anderen wirken musste, fuhr sie fort: »Er war gruselig, und das hat mir gefallen. Es war, als würde ich Matt eine VoodooPuppe schicken. Totenkopf und gekreuzte Knochen. Gift. Tod. Ich fand, es wäre ein prima Ausdruck meiner Gefühle für ihn.«
    Cherokee stand auf und ging zum Fernsehapparat, wo Radfahrer über eine Küstenstraße sausten. Jenseits lag das Meer, das in der

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