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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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er dir zum Beispiel auf dem Weg ins Hotel aus der Tasche fällt...?« Er sah sie voller Hoffnung an, eine Hand ausgestreckt, als erwartete er, dass sie ihm den Ring überreichte.
    Deborah war erschüttert von diesem Blick, von der Offenheit und der Hoffnung, die in ihm lagen. Sie war erschüttert von dem, was dieser Blick über ihre gemeinsame Geschichte mit China River enthielt.
    »Manchmal«, sagte Cherokee leise zu ihr, »verdrehen sich Recht und Unrecht. Was Recht zu sein scheint, erweist sich als Unrecht, und was Unrecht scheint -«
    »Vergiss es«, rief China dazwischen. »Cherokee, vergiss es!«
    »Aber es wäre doch keine große Sache.«
    »Vergiss es, hab ich gesagt.« China ergriff Deborahs Hand und schloss die Finger der Freundin über dem Ring. »Du tust, was du tun musst, Deborah.« Und zu ihrem Bruder: »Sie ist nicht wie du. Für sie ist das nicht so leicht.«
    »Die spielen doch mit gezinkten Karten. Dann machen wir's eben genauso.«
    »Nein«, sagte China und wandte sich wieder Deborah zu. »Du bist extra hergekommen, um mir zu helfen. Dafür danke ich dir. Tu du ganz einfach, was du tun musst.«
    Deborah nickte, doch es fiel ihr schwer, es zu sagen: »Es tut mir Leid.«
    Sie konnte sich des Gefühls nicht erwehren, die beiden enttäuscht zu haben.
    St. James hätte sich nicht für einen Menschen gehalten, der sich so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Seit dem Tag, an dem er in einem Krankenhausbett erwacht war - ohne Erinnerung an irgendetwas außer an das letzte Glas Tequila, das er nicht hätte trinken sollen - und im über ihm schwebenden Gesicht seiner Mutter die schlechte Nachricht gelesen hatte, die ihm keine Stunde später von einem Neurologen bestätigt wurde, hatte er sich und seine Reaktionen auf ein Weise unter Kontrolle gehalten, die einem Soldaten alle Ehre gemacht hätte. Er hatte sich als Überlebenskünstler betrachtet, der durch nichts kleinzukriegen war. Das Schlimmste war geschehen, und er war an seinem Unglück nicht zerbrochen. Verkrüppelt, gelähmt, von der Frau verlassen, die er liebte, war er dennoch im Innersten unverletzt aus der Katastrophe hervorgegangen. Wenn ich damit fertig werden kann, kann ich mit allem fertig werden.
    Er war deshalb nicht vorbereitet auf die Unruhe, die sich zu regen begann, als er hörte, dass Deborah den Ring nicht bei Le Gallez abgegeben hatte. Und diese Unruhe, die mit jeder Minute vergeblichen Wartens auf Deborah wuchs, übermannte ihn schließlich mit Haut und Haar.
    Anfangs lief er in ihrem Zimmer und draußen auf dem kleinen Balkon hin und her. Dann warf er sich fünf Minuten lang in einen Sessel und überlegte, was Deborahs Verhalten bedeuten könnte. Das aber erhöhte nur seine ängstliche Nervosität, darum nahm er schließlich seinen Mantel und ging aus dem Haus. Er beschloss, sie zu suchen. Ohne eine klare Vorstellung davon, welche Richtung er einschlagen sollte, nur froh, dass es zu regnen aufgehört hatte und für ihn das Gehen leichter sein würde, überquerte er die Straße.
    Bergab schien gut, und er ging los, zunächst an der Steinmauer entlang, die einen abgesenkten, ein wenig an eine Bärengrube erinnernden Garten gegenüber vom Hotel abschloss. An ihrem Ende stand das Kriegerdenkmal der Insel, und St. James hatte dieses gerade erreicht, als er beim Royal Court House, dessen ehrwürdige graue Fassade sich die Rue du Manoir entlangzog, seine Frau um die Ecke kommen sah.
    Deborah winkte. Als sie näher kam, bemühte er sich mit aller Kraft um Ruhe.
    »Du bist wieder da!« Sie trat ihm lächelnd gegenüber.
    »Das ist ja wohl ziemlich offensichtlich«, antwortete er.
    Ihr Lächeln erlosch. Sie hörte es in seinem Ton. Natürlich. Sie kannte ihn so lange, und er hatte geglaubt, sie zu kennen. Aber er war dabei, zu entdecken, dass die Lücke zwischen dem, was er glaubte, und dem, was war, sich schnell zur Kluft auszuwachsen drohte.
    »Was ist?«, fragte sie. »Simon, was ist los?«
    Er umfasste ihren Arm, viel zu fest, wie er spürte, aber er schaffte es nicht, den Griff zu lockern. Er führte sie zu dem Garten und zog sie die Stufen hinunter.
    »Was hast du mit dem Ring gemacht?«, fragte er.
    »Was soll ich mit ihm gemacht haben? Nichts. Ich habe ihn -«
    »Du solltest ihn direkt zu Le Gallez bringen.«
    »Das tue ich ja gerade. Ich war auf dem Weg zur Polizei. Simon, was ist denn nur -?«
    »Jetzt? Du wolltest ihm den Ring jetzt bringen? Wo war er in der Zwischenzeit? Wir haben ihn doch schon vor Stunden gefunden.«
    »Du hast

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