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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Le Reposoir?« Er wartete nicht auf Bestätigung. »Aber wenn es um den Ring ginge, hätten Sie sie jetzt abgeblasen.« Er ließ sich das durch den Kopf gehen. Für ihn ergab sich daraus nur eine Schlussfolgerung. »Sie haben einen Bericht aus England erhalten, vermute ich. Ist der Obduktionsbefund Anlass zu dieser Durchsuchung?«
    »Ihnen kann man nicht so leicht was vormachen, wie?« Le Gallez griff nach einem Hefter und entnahm ihm mehrere zusammengeheftete Blätter. Er warf nicht einen Blick darauf, während er St. James ins Bild setzte. »Der toxikologische Befund«, sagte er.
    »War etwas Unerwartetes im Blut?«
    »Ein Opiat.« »Zum Zeitpunkt des Todes? Und was sagt das Labor? War er bewusstlos, als er erstickte?«
    »Sieht so aus.«
    »Aber das kann nur heißen -«
    »Dass es noch nicht vorbei ist.« Le Gallez' Ton klang nicht erfreut. Kein Wunder. Wenn die Beweisführung der Polizei Hand und Fuß haben sollte, musste nun, in Anbetracht dieser neuen Information, nachgewiesen werden, dass entweder das Opfer oder die Hauptverdächtige mit Opium oder einem seiner Derivate zu tun gehabt hatte. Gelang das nicht, so fiel Le Gallez' ganze Argumentation gegen China River in sich zusammen.
    »Wissen Sie schon, wie es in sein Blut gelangt ist?«, fragte St. James. »Kann es sein, dass er das Zeug mehr oder weniger regelmäßig genommen hat?«
    »Was? Dass er sich vor dem Schwimmen einen Schuss gesetzt hat? Oder morgens erst mal die örtliche Opiumhöhle unsicher gemacht hat? Wohl kaum, wenn er nicht ertrinken wollte.«
    »Keine Einstiche an den Armen?«
    Le Gallez warf ihm einen Blick zu, als wollte er sagen: Halten Sie uns für komplette Idioten?
    »Könnten es Rückstände vom vorangegangenen Abend gewesen sein? Sie haben Recht, es ist absurd, anzunehmen, er hätte vor dem Schwimmen ein Narkotikum genommen.«
    »Ich halte es für absurd, anzunehmen, dass er überhaupt solches Zeug genommen hat.«
    »Dann müsste es ihm an dem Morgen ein anderer zugeführt haben. Wie?«
    Le Gallez schien sich unbehaglich zu fühlen. Er warf die Unterlagen wieder auf seinen Schreibtisch. »Der Mann ist an dem Stein erstickt«, sagte er. »Ganz gleich, was er im Blut hatte, an der Todesursache ändert sich nichts. Er ist an dem Stein erstickt. Das wollen wir mal nicht vergessen.«
    »Aber wenigstens können wir uns jetzt vorstellen, wie der Stein in seine Kehle gekommen ist. Wenn man ihn betäubt hat und er bewusstlos war, dürfte es nicht allzu schwierig gewesen sein, ihm den Stein in den Hals zu drücken und ihn ersticken zu lassen. Die einzige Frage wäre, wie hat man ihm die Droge verabreicht? Er hätte sich nicht seelenruhig eine Spritze geben lassen. War er Diabetiker? Dass man sein Insulin mit der Droge hätte vertauschen können? Nein? Dann muss er - hm? Was? Hat er das Mittel in einer Lösung getrunken?«
    St. James bemerkte, wie Le Gallez' Augen sich kaum wahrnehmbar zusammenzogen. »Sie glauben also, er hat das Mittel getrunken«, sagte St. James und begriff plötzlich, warum der Detective trotz der Geschichte mit dem nicht abgelieferten Ring ihn auf einmal so bereitwillig an seinen neuen Erkenntnissen teilhaben ließ. Es war eine Form des Quid pro quo, eine stillschweigende Entschuldigung für Grobheit und Unbeherrschtheit, und eine Anerkennung dafür, dass St. James sich zurückgehalten hatte, ihm wegen seiner Ermittlungsarbeit die Hölle heiß zu machen. St. James bedachte das kurz, dann sagte er, sich wieder dem Fall zuwendend: »Sie müssen irgendetwas am Tatort unbeachtet gelassen haben, irgendetwas harmlos Aussehendes.«
    »Wir haben es nicht unbeachtet gelassen«, entgegnete Le Gallez. »Es ist genauso untersucht worden wie alles andere.«
    »Was denn?«
    »Brouards Thermosflasche. Mit seiner täglichen Dosis Grüntee und Ginkgo. Jeden Morgen hat er das Gebräu getrunken.«
    »Am Strand, meinen Sie?«
    »Ja, am gottverdammten Strand. Er war ganz fanatisch mit dem Zeug. Da muss ihm das Mittel reingemischt worden sein.«
    »Aber Sie haben bei der Untersuchung der Flasche keine Spur davon gefunden?«
    »Nur Salzwasser. Wir nahmen an, Brouard hätte sie ausgespült.«
    »Irgendjemand hat das ganz sicher getan. Wer hat Brouard gefunden?«
    »Duffy. Der ist zum Strand runtergelaufen, weil Brouard nicht nach Hause gekommen war und die Schwester angerufen hatte, um zu fragen, ob er auf eine Tasse Tee im Verwalterhaus vorbeigegangen wäre. Er findet ihn, tot, kalt wie ein Fisch, und rennt wieder rauf, um die Sanitäter

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