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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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war, und er sich vergewissern wollte, dass er richtig gesehen hatte.
    »Wie war das nun mit dem Testament?«, sagte er. »Kannten Sie seinen Inhalt?«
    Moullin antwortete erst, als er die Tür unter dem Vordach erreicht und den Schlüssel ins Schloss geschoben hatte. Er drehte sich um. »Wir hatten keine Ahnung von irgendeinem Testament«, sagte er. »Schönen Tag noch.«
    Er wandte sich wieder der Tür zu und sperrte sie auf. Sie fiel mit einem Knall hinter ihm zu, als er ins Haus getreten war. Aber St. James hatte gesehen, was er hatte sehen wollen. An dem Ring mit Henry Moullins Schlüsseln hing ein kleiner runder Stein mit einem Loch in der Mitte.
    St. James trat vom Haus weg. Er war nicht so naiv, zu glauben, er hätte von Henry Moullin alles erfahren, was es zu erfahren gab, aber ihm war klar, dass er im Moment nicht weiterkommen würde. Trotzdem blieb er auf dem Weg die Einfahrt hinunter noch einmal kurz stehen und betrachtete das Muschelhaus: zugezogene Vorhänge am helllichten Tag, eine verschlossene Tür, ein zerstörter Garten. Er überlegte, was es hieß, Launen zu haben. Er dachte darüber nach, welche Macht es einem Menschen verlieh, die geheimen Träume eines anderen zu kennen.
    Während er dort stand, ohne auf irgendetwas im Besonderen zu achten, hatte er den Eindruck leichter Bewegungen am Haus. Er suchte sie und fand sie an einem kleinen Fenster.
    Eine Gestalt hinter dem Glas ließ den Zipfel eines Vorhangs herabfallen. Aber nicht, bevor St. James helles Haar wahrnahm und eine schattenhafte Gestalt, die sich in Luft aufzulösen schien. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht geglaubt, ein Gespenst gesehen zu haben. Aber ein Licht im Zimmer erhellte flüchtig die Silhouette einer Frau.

18
    Paul Fielder war ungeheuer erleichtert, als er Valerie Duffy über den Rasen kommen sah. Ihr schwarzer Mantel flog bei ihrem raschen Lauf auseinander, und die Tatsache, dass sie ihn nicht zugeknöpft hatte, sagte ihm, dass sie auf seiner Seite war.
    »Augenblick mal«, rief sie laut, als der Polizeibeamte Paul bei der Schulter packte und Taboo den Beamten beim Hosenbein. »Was tun Sie da? Das ist unser Paul. Er gehört hierher.«
    »Warum sagt er dann nicht, wer er ist?« Der Walrossschnurrbart des Constable, in dem noch eine Frühstücksflocke hing, zuckte mit jeder Mundbewegung. Paul beobachtete fasziniert das Flöckchen, das hin und her schwang wie ein Bergsteiger in einer gefährlichen Felswand.
    »Ich sag's Ihnen doch gerade«, entgegnete Valerie Duffy. »Er heißt Paul Fielder, und er gehört hierher. Taboo, Schluss jetzt. Lass den bösen Mann los.« Sie fasste den Hund am Halsband und zog ihn vom Bein des Constable weg.
    »Ich sollte euch beide wegen tätlichem Angriff mitnehmen.« Der Beamte stieß Paul mit einer heftigen Bewegung zu Valerie hinüber. Sofort begann Taboo wieder zu bellen.
    Paul warf sich neben dem Hund auf die Knie und vergrub sein Gesicht im streng riechenden Fell seines Halses. Taboo hörte auf zu bellen, dafür knurrte er jetzt.
    »Das nächste Mal«, sagte das Walross, »sagst du gefälligst, wie du heißt, Junge, sonst sperr ich dich ein... und der Hund wird eingeschläfert. Den sollte man sowieso in den Zwinger stecken. Schau dir doch mal diese Hose an. Ein Riesenloch hat er reingerissen. Siehst du das? Das hätte mein Bein sein können, Junge. Ist er wenigstens geimpft? Wo ist das Impfbuch? Das möchte ich auf der Stelle sehen.«
    »Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Trev Addison«, sagte Valerie scharf. »Ja, ich weiß, wer Sie sind. Ich war in der Schule mit Ihrem Bruder in einer Klasse. Und Sie wissen so gut wie ich, dass kein Mensch das Impfbuch von seinem Hund mit sich rumschleppt. Also, das war ein Schrecken für Sie und für den Jungen genauso.
    Und für den Hund auch. Lassen wir's dabei bewenden und bauschen das Ganze nicht unnötig auf.«
    Sich mit Namen angesprochen zu hören, schien den Constable wieder zu sich zu bringen. Sein Blick flog von Paul zum Hund und zu Valerie, er zog seine Uniform zurecht und klopfte seine Hose ab. »Wir haben unser Anweisungen«, sagte er.
    »Natürlich«, stimmte Valerie zu, »und wir wollen Sie ja auch bei deren Befolgung nicht stören. Aber kommen Sie jetzt erst mal mit, damit wir Ihre Hose flicken können. Ich mach das schnell, und den Rest können wir dann vergessen.«
    Trev Addison schaute zum Rand der Auffahrt, wo einer seiner Kollegen im Gebüsch herumkroch. Das sah nach ziemlich anstrengender Arbeit aus, von der sich jeder

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