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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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noch mal, Adrian!«
    Da ihre Aufmerksamkeit nun nicht mehr ihm und dem Hund galt, lösten sich Pauls Glieder ganz von selbst aus der Erstarrung. Er stürzte vor, ließ seinen Rucksack fallen und packte Taboo. Er zog ihn zum Herd und grapschte blind nach den Knöpfen, um das Gas unter der Milch auszumachen. Derweilen bellte der Hund weiter, die Frau schrie immer noch, und jemand kam donnernd die Hintertreppe heruntergerannt.
    Paul nahm den Topf vom Herd, um ihn in die Spüle zu stellen, aber da er mit einer Hand damit beschäftigt war, den Hund zu zügeln, hatte er nicht die nötige Balance. Der Topf entglitt ihm, die verbrannte Milch klatschte auf den Boden, und Taboo war wieder dort, wo er vorher gewesen war: zähnefletschend, als wollte er sie auf der Stelle verschlingen, vor den Füßen des Wikingerweibs. Paul stürzte ihm hinterher und riss ihn weg. Taboo kläffte wie ein Wilder.
    Adrian Brouard stürmte herein. »Was zum Teufel...!«, rief er in den allgemeinen Tumult. Und dann: »Taboo! Das reicht! Hör auf zu bellen.«
    Das Wikingerweib kreischte: »Du kennst dieses Monstrum?«, und Paul war nicht sicher, ob sie ihn oder den Hund meinte.
    Aber das war sowieso egal, Adrian Brouard kannte sie beide. Er sagte: »Das ist Paul Fielder, Dads -«
    »Das da?« Die Frau richtete ihren Blick auf Paul. »Dieser dreckige kleine -« Sie suchte krampfhaft nach einem Wort, um den Eindringling zu beschreiben.
    Adrian sagte: »Richtig.« Er war nur in der Pyjamahose und mit Hausschuhen an den Füßen heruntergekommen, als wäre er gerade dabei gewesen, sich anzukleiden. Paul konnte nicht begreifen, wie man um diese Tageszeit noch nicht aufgestanden und bei irgendeiner Arbeit sein konnte.
    Nütze den Tag, mein Prinz. Wer weiß, ob es einen nächsten geben wird.
    Tränen brannten in Pauls Augen. Er konnte die Stimme hören. Er spürte die Ausstrahlung, als wäre der Mann selbst in die Küche getreten. Er hätte das Problem im Nu gelöst: eine Hand zu Taboo und die andere zu Paul und ein Was-haben-wir-denn-hier? mit seiner tröstlichen Stimme.
    »Beruhig endlich das Vieh«, sagte Adrian zu Paul, obwohl Taboo nur noch leise knurrte. »Wenn er meine Mutter beißt, bekommst du Ärger.«
    »Noch mehr, als du schon hast«, sagte Adrians Mutter giftig. »Und das ist reichlich, das kann ich dir sagen. Wo ist Mrs. Duffy? Hat sie dich reingelassen?« Und sie rief laut: »Valerie! Valerie Duffy! Kommen Sie sofort hierher.«
    Taboo hasste Geschrei, aber diese dumme Frau hatte das immer noch nicht begriffen. Sobald sie die Stimme erhob, begann er wieder zu bellen. Es gab nur eines, ihn schleunigst rausbringen, aber Paul konnte nicht alles auf einmal tun - den Hund hinausbringen, sauber machen, seinen Rucksack holen. Er spürte, wie es in seinem Bauch vor lauter Nervosität zu rumoren begann. Er spürte, wie sein Hirn unter Druck geriet. Gleich würde er explodieren. Und das reichte ihm als Anstoß.
    Hinter den Brouards führte ein Korridor zur Tür in den Gemüsegarten. Paul begann, den Hund in diese Richtung zu ziehen, und sofort schrie das Wikingerweib ihn an: »Bilde dir ja nicht ein, du kannst hier verschwinden, ohne deinen Dreck wegzumachen, du kleiner Mistkerl.«
    Taboo knurrte laut. Die Brouards wichen zurück. Paul schaffte es, den Hund durch den Korridor zu ziehen, ohne dass er wieder zu bellen anfing, obwohl das Wikingerweib ihnen nachschrie: »Komm auf der Stelle wieder her!« Er schob Taboo in den winterlichen Garten hinaus, warf die Tür zu und stählte sich innerlich, als Taboo jaulend protestierte.
    Paul wusste, dass der Hund ihn nur beschützen wollte. Jeder mit einem Funken gesunden Menschenverstand hätte das begriffen. Aber auf dieser Welt konnte man sich leider nicht darauf verlassen, dass die Leute Verstand besaßen. Und weil er ihnen fehlte, waren sie ängstlich und misstrauisch, und das machte sie gefährlich.
    Darum musste er sich von ihnen fern halten. Miss Ruth war nicht heruntergekommen, um zu sehen, was es mit dem Tumult auf sich hatte, sie konnte also nicht zu Hause sein. Er würde später zurückkommen müssen, wenn es hier sicher war. Aber er konnte die Bescherung, die er bei der katastrophalen Begegnung mit den Brouards angerichtet hatte, nicht einfach zurücklassen. Das wäre wirklich nicht richtig gewesen.
    Er kehrte zur Küche zurück und blieb an der Tür stehen. Trotz ihrer Worte war das Wikingerweib bereits dabei, mit Hilfe ihres Sohnes den Boden zu wischen und den Herd zu säubern. In der Luft hing der

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