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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Rest der Insel so stark wie Yorkshire von den South Downs.
    Sie suchten ein Sträßchen namens Les Niaux. Cherokee, der schon einmal dort gewesen war, war ziemlich sicher, dass er es ohne große Probleme finden würde, sicherheitshalber aber hatte er, in der Rolle des Navigators, eine Karte auf den Knien ausgebreitet. Trotzdem wären sie beinahe am Ziel vorbeigefahren. Erst unmittelbar vor einem unerwarteten Durchlass in der Hecke rief er: »Hier! Jetzt musst du abbiegen«, und fügte hinzu: »Ehrlich, diese Straßen hier schauen aus wie bei uns zu Hause die Einfahrten.«
    Der asphaltierte Pfad war kaum als Straße zu bezeichnen. Er öffnete sich seitlich der Hauptstraße wie ein Tor in eine andere Dimension, die gekennzeichnet war von dichter Vegetation, feuchter Luft und dem Plätschern des Wassers, das man auf seinem Lauf zwischen Felsbrocken hindurch hin und wieder zu sehen bekam. Keine fünfzig Meter weiter wurde rechts eine alte Wassermühle sichtbar. Sie war höchstens fünf Meter von der Hauptstraße entfernt, mit einer alten Schleuse, die grün überwachsen war.
    »Da ist es.« Cherokee faltete die Karte zusammen und verstaute sie im Handschuhfach. »Sie wohnen im letzten Haus. In den anderen« - er wies auf die Häuser, die sie passierten, als Deborah den Wagen auf den großen Platz vor der Mühle lenkte - »liegt das Kriegszeug.«
    »Er muss ja eine ganze Menge davon haben«, erwiderte Deborah angesichts der beiden Häuser, die sich an das von Cherokee bezeichnete Wohnhaus anschlossen.
    »Das ist milde ausgedrückt«, erwiderte Cherokee. »Da steht Ouseleys Wagen. Könnte sein, dass wir Glück haben.«
    Deborah wusste, dass sie das brauchen würden. Der Ring, den sie in der Bucht gefunden hatten, wo Guy Brouard umgekommen war - ein Ring, der genauso aussah wie der, den China River erst vor kurzem gekauft hatte und der sich allem Anschein nach nicht unter ihren Sachen befand -, trug nicht dazu bei, Chinas Unschuldserklärungen glaubhafter zu machen. Deborah und Cherokee konnten nur hoffen, dass Frank Ouseley den Ring der Beschreibung nach wiedererkennen und bestätigen würde, dass ein ebensolcher Ring aus seiner Sammlung gestohlen worden war.
    Irgendwo in der Nähe brannte ein Holzfeuer. Deborah und Cherokee rochen den Rauch, als sie sich der Tür von Ouseleys Haus näherten. »Das erinnert mich an den Canyon«, bemerkte Cherokee.
    »Wenn's dort richtig Winter ist, würde man nicht glauben, dass man sich in Orange County befindet. Die vielen Holzhütten und die Feuer. Und manchmal Schnee auf dem Saddleback Mountain. Das ist unschlagbar.« Er schaute sich um. »Ich glaube, das war mir bis jetzt nie bewusst.«
    »Kommen dir Zweifel am Leben auf einem Fischkutter?«, erkundigte sich Deborah.
    »Ach, Mensch«, sagte er mit bitterer Ironie, »die kamen mir schon nach fünfzehn Minuten Knast in St. Peter Port.« Er blieb auf dem kleinen Betonvorplatz des Hauses stehen. »Ich weiß, dass das alles meine Schuld ist. Ich habe China in diese Situation gebracht, weil ich immer das schnelle Geld machen muss. Und darum muss ich sie aus diesem Schlamassel rausholen. Wenn ich das schaffe...« Er seufzte, sein Atem stieg wie ein Nebelwölkchen in die Luft. »Sie hat Angst, Debs, und ich auch. Wahrscheinlich wollte ich deshalb Mam anrufen. Sie wäre uns keine große Hilfe gewesen - sie hätte vielleicht sogar alles noch schlimmer gemacht -, aber trotzdem...«
    »...ist sie eure Mutter«, beendete Deborah für ihn den Satz. Sie drückte seinen Arm. »Es wird bestimmt alles gut werden. Ganz sicher. Du wirst sehen.«
    Er umfasste ihre Hand und drückte sie ebenfalls. »Danke«, sagte er. »Du bist...« Er lächelte. »Ach, lass mal.«
    Sie zog eine Augenbraue hoch. »Wolltest du mich anmachen, Cherokee?«
    Er lachte. »Worauf du wetten kannst.«
    Sie klopften an die Tür, dann klingelten sie. Drinnen waren die Geräusche des Fernsehapparats zu hören, draußen stand der Peugeot, aber niemand machte auf. Cherokee sagte, Frank sei vielleicht bei seiner Sammlung, und ging los, um in den beiden anderen Häusern nach ihm zu sehen, während Deborah noch einmal klopfte. »Verdammt noch mal, ich komm ja schon«, rief jemand mit zittriger Stimme, und sie hielt Cherokee auf. »Es kommt jemand.« Er kam zurück, und sie hörten beide, wie auf der anderen Seite der Tür klappernd Riegel und Schlösser geöffnet wurden.
    Ein alter Mann machte ihnen auf. Ein sehr alter Mann. Die dicken Gläser seiner Brille funkelten sie an. Eine Hand an

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