120 - Der Fluch der stählernen Hände
Minuten.
Unser zweiter Leihwagen war mit Autotelefon ausgerüstet. Noel Bannister gab dem Polizeichef die Nummer, unter der er uns erreichen konnte, wenn wir unterwegs waren.
Ian Wickham gab alles durch, was ihm bekannt war. Isabel Clipton hatte einer grünen Splittergruppe angehört. Nach einer Sitzung war sie von einem Freund nach Hause gebracht worden, und da hatte Heathcote McShane auf sie gewartet.
Er hatte zuvor ihren Vater, Tom Clipton, ausgeschaltet, um den Mord ungehindert begehen zu können.
»Wir reden mit Clipton«, sagte Noel Bannister und legte auf.
***
Der Mann sah aus wie sein eigener Schatten. Seine Bewegungen waren unendlich matt. Noel Bannister wies sich aus, doch Tom Clipton warf keinen Blick auf das Dokument.
Ihm schien nichts mehr wichtig zu sein. Er hatte seinen Job verloren - auch das wußten wir von Ian Wickham -, und nun hatte ihm dieser grausame Killer mit den Stahlhänden seine Tochter genommen.
Bestimmt trug sich dieser Mann mit Selbstmordgedanken. Wir konnten ihm seine Tochter zwar nicht zurückgeben, aber wir konnten dafür sorgen, daß die Tat gesühnt wurde. Das sagte ich dem an Leib und Seele gebrochenen Mann.
Dann bat ich ihn, uns genau zu erzählen, was geschehen war, allerdings nur dann, wenn es ihn nicht zu sehr überforderte.
Er seufzte schwer. »Es hat keinen Sinn, dieses schreckliche Erlebnis zu verdrängen. So kann ich es nicht bewältigen. Ich muß darüber reden, um darüber hinwegzukommen. Ich weiß zwar nicht, wie, aber vielleicht kann ich dazu beitragen, daß dieser schreckliche Mörder gefaßt wird. Er hat schon einmal gemordet, wie ich hörte.«
»Hier in Chicago, ja«, sagte ich. »Aber in anderen Städten fielen ihm auch schon Frauen und Mädchen zum Opfer.«
»Wie viele sind es… mit meiner Tochter?«
»Acht.«
»Der Mann ist eine Bestie, der Teufel in Menschengestalt.«
»Da haben Sie leider nicht so ganz unrecht, Mr. Clipton«, sagte ich, »Er hat Hände aus Stahl. Damit schlug er mich nieder.« Clipton wies auf einen breiten Pflasterstreifen, der seine Stirn bedeckte. »Ich mußte genäht werden… Eine Platzwunde… Und dann hat er mit diesen schrecklichen Händen… meine Tochter… Ich befand mich in der Küche, reparierte Isabels Radiowecker, während er sich hier Einlaß verschaffte.« Clipton zeigte auf die Tür. »Er… er hatte Isabel schon gekannt…«
Ich warf Noel Bannister einen raschen Blick zu. »Tatsächlich? Woher?«
»Isabel arbeitete in einem Fast-Food-Laden«, sagte Tom Clipton. »Er sagte, sie hätte ihn da bedient.«
»In einem Fast-Food-Laden«, wiederholte Noel Bannister aufgeregt. Er bat Clipton um die Adresse und schrieb sie auf.
***
Damona Foss leitete einen spiritistischen Zirkel. Ihr altes Haus ragte neben der Mauer eines aufgelassenen Friedhofs auf. Nirgendwo seien die übersinnlichen Strömungen besser als hier, behauptete das Medium, dem es in der Vergangenheit bereits mehrmals gelungen war, Verbindung mit Toten aufzunehmen.
Mit Verstorbenen, die dann durch ihren Mund zu ihren Angehörigen oder Freunden gesprochen hatten.
Scharlatanerie? Jene, die zu Damona Foss kamen, waren felsenfest von ihren medialen Fähigkeiten überzeugt.
Diesmal hatte sich der kleine Kreis von Gläubigen zusammengefunden, um dabei zu sein, wenn Damona Foss die Seele Arthur Douglas’ rief.
Es war ein Experiment, denn niemand wußte mit Sicherheit, ob Arthur Douglas wirklich tot war, nicht einmal seine Frau Eleanor, die sich auf diese ungewöhnliche Weise Gewißheit verschaffen wollte.
Ein kühler Wind strich über die verwahrlosten Gräber, um die sich niemand mehr kümmerte. Wild wucherndes Unkraut duckte sich, wenn eine harte Bö darüberfegte, gegen das gespenstisch anmutende Haus prallte und sich uftter den Dachsparren fing, wodurch unheimliche Klagelaute entstanden.
Im Raum war es dunkel. Mit Damona Foss waren es sieben Personen, die um den schweren Tisch aus massiver Eiche saßen. Ihre Hände lagen auf der glatten Platte, die Finger waren gespreizt, ihr kleiner Finger berührte jeweils den des Nachbarn.
Das war eine Verbindung, die nicht unterbrochen werden durfte, wenn dem Experiment ein Erfolg beschieden sein sollte. Hinter dem Medium brannte eine weiße Kerze. Sie stand vor einer Art Altar und sollte dem Geist den Weg weisen.
Eine milchige Aura umfloß Damona Foss, deren Blick in eine geistige Ferne gerichtet war. Sie hatte Räucherstäbchen angezündet, deren Duft angenehm für Geister war.
Wenn sie nicht die besten
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