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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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denkende Geschöpf kein Recht habe, auch nur eine Sekunde der Zeit, die ihm die Götter gegeben hatten, nutzlos zu vertrödeln. Meditieren war in Ordnung, sagte er sich, aber es mußte irgendeine Art von praktischem Nutzen; erbringen.
    Saddreyu war es, der ihm den entscheidenden Fingerzeig gab. Im Loolandre war die Geschichte des Imperiums bis zum 13. Jahrtausend Malkatu repräsentiert und nachvollzogen. Inzwischen schrieb man das Jahr 20188. Wäre es nicht an der Zeit, fragte Saddreyu, daß man auch die Geschichte des Loolandre während der vergangenen siebeneinhalbtausend Jahre aufzeichnete?
    Ordoban stürzte sich mit Feuereifer auf das neue Vorhaben. Das Netz hyperenergetischer Feldlinien, in das Sorkalan den Loolandre eingebettet hatte, verschaffte ihm Zugriff zu den Speichern der großen Computersysteme. Während des Meditierens rief er die gewünschten Informationen ab und verarbeitete sie zu der Chronik des Loolandre. Die Arbeit bereitete ihm Vergnügen. Auf diese Weise erlebte er die vergangenen Jahrtausende ein zweites Mal, mit all ihren Triumphen, aber auch mit allen Enttäuschungen und vor allem dem Gram des großen, blutigen Bruderkriegs.
    Daß all dies mit dem ursprünglichen Begriff der Meditation nichts mehr zu tun hatte, sondern in Wirklichkeit anstrengende Arbeit War, störte den Helden nicht. Wenn er die Verbindung zu den Computern unterbrach und „erwachte", vergingen gewöhnlich ein paar Dutzend Sekunden, während sein mentaler Gesichtssinn sich an den Konturen der Umgebung orientierte und die Umrisse vertrauter Gegenstände allmählich wieder in den richtigen Fokus rückten.
    Auch an diesem Tag, an dem er die Geschichte des 16. Jahrtausends Malkatu abgeschlossen und der Chronik einverleibt hatte, vollzog sich der Prozeß des Erwachens auf die übliche Weise. Wie immer empfand Ordoban den Drang, sich sofort mit Saddreyu in Verbindung zu setzen und sich nach dem Stand der Experimente zu erkundigen.
    Aber da war etwas, was ihn störte. Irgend etwas an dem Bild, das allmählich vor seinem Mentalauge materialisierte, stimmte nicht. Ein Fremdkörper war in die Halle der Sterne eingedrungen!
    Als er kurze Zeit später wieder mit der gewöhnten Schärfe zu sehen vermochte, war ihm zumute, als müsse der Verstand ihn im Stich gelassen haben. Fassungslos starrte er auf die Gestalt, die es sich auf der obersten Stufe am Rand des Podests bequem gemacht hatte.
    Ein echter Saddreykare! Das große Auge leuchtete in sanftem Rot. Die Kleidung entsprach der Mode, die zu Beginn des 125. Jahrhunderts in Tatmu-Sharrata getragen worden war.
    Mühsam entwand sich Ordoban dem Bann der Überraschung. Die Heiserkeit der synthetisch erzeugten Stimme brachte seine Verwirrung realistisch zum Ausdruck, als er sagte: „Bruder von Saddreykar! Was bringt dich zu dieser gottverlassenen Zeit ins Loolandre?"
    Das Auge des Besuchers lächelte.
    Die rechte Hand vollführte eine Geste, die um Nachsicht bat.
    „Ich bin kein Saddreykare, Freund Ordoban", sagte der Fremde. „Ich erscheine dir in dieser Gestalt, damit du nicht unnötig erschrickst. Es gibt keinen Grund, vor mir zu erschrecken. Die Botschaft, die ich dir bringe, ist eine erfreuliche."
    Verwundert lauschte Ordoban hinter dem freundlichen und doch kraftvollen Klang der Stimme her.
    „Wer bist du denn?" fragte er.
    „Ich bin Tiryk, der Kosmokrat", antwortete der Fremde.
     
    3.
     
    „Was ist ein Kosmokrat?" wollte Ordoban wissen.
    „Kosmokraten sind Wesen, die jenseits der Materiequellen leben", antwortete der Fremde, der sich Tiryk nannte. „Dort gibt es einen Raum, der nicht zu diesem Universum gehört, wohl aber mit ihm in Verbindung steht. Die Kosmokraten zählen sich zu den ordnenden Mächten, die den Mächten des Chaos gegenüberstehen."
    Darüber dachte Ordoban eine Zeitlang nach. Schließlich sagte er: „Ich höre dich, aber ich verstehe dich nicht. Wenn das deine erfreuliche Botschaft ist, wirst du sie mir erklären müssen."
    „Nein, das ist nicht meine Botschaft", lächelte Tiryk. „Ich möchte dir eine Geschichte erzählen, wenn du Zeit hast, mir zuzuhören. Nachdem du sie gehört hast, wird dir vieles klarer sein."
    Ordoban hatte Saddreyu und das Experiment längst vergessen. Der Fremde faszinierte ihn.
    „Ich habe Zeit", sagte er. „Zeit ist das einzige, wovon ich in Hülle und Fülle habe."
    „Gut denn", antwortete Tiryk und machte die Geste des Themawechsels. „Es geht um grundlegende Dinge, die den Kosmos als Ganzes betreffen. Du weißt,

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