1202 - So enden sie alle
selbst als Genie bezeichnete, war von der Natur nicht eben verwöhnt worden. Sein Körper sah nicht normal aus, denn er war verwachsen. Aus dem Rücken ragte ein Buckel hervor. Er war ein Gnom, ein hässlicher Zwerg mit einem für seinen Körper zu großen Kopf, der fast an einen Totenschädel erinnerte. So wie Elax aussah, hätte er in jeden Gruselstreifen gepasst.
Er freute sich diebisch. Er schnalzte mit seinen fe uchten Lippen. Kleine Speichelbläschen erschienen wie die letzten Reste eines aus der Kehle nach oben gestiegenen Geifers, und in seinen dunklen Augen lag ein tückischer Glanz. Er war zufrieden. Er war der Sieger, und nichts anderes hatte er gewollt.
Suko wusste, dass er sich keinen Fehler erlauben konnte. Er bewegte seine Hand deshalb sehr langsam, als er sich der Waffe näherte. Sie steckte in einem Halfter am Hosenbund. Er musste die Hand gar nicht hoch anheben, was er gern getan hätte, denn er trug eine Waffe bei sich, bei deren Einsatz sich die Szenerie radikal hätte verändern können. Es war der Stab, ein Erbe Buddhas. Durch seine Magie hätte er die Zeit für fünf Sekunden anhalten können, aber dazu musste er den Stab anfassen.
Elax wartete darauf, dass er seine Waffe zog, und das tat Suko auch, denn er wollte auf keinen Fall dem Killer einen Grund geben, auf Maxine zu schießen.
Elax beobachtete ihn lauernd. Als wartete er darauf, dass Suko einen Fehler beging. Den Gefallen tat ihm der Inspektor allerdings nicht. Mit den Fingerspitzen zog er die Beretta hervor und hielt sie so fest, dass ihre Mündung nach unten wies und dabei leicht pendelte.
»Auf den Tisch!«
»Klar.«
Suko hütete sich auch jetzt davor, eine falsche Bewegung zu machen. Elax war auf der Hut, und er löste seinen Blick nicht von der Waffe. »Eine Beretta, wie?«
»Ja.«
»Hatte James Bond in den älteren Filmen nicht auch mal so eine Waffe?«
»Kann sein.«
Elax amüsierte sich. »Aber Sie sind nicht James Bond, obwohl ihm dieser Fall sicherlich gefallen hätte, der ja nun die Grenzen dessen sprengt, was sich Menschen vorstellen können.« Er veränderte seine Stimmlage. »Treten Sie einen kleinen Schritt zurück!«
Suko gehorchte. Der Mann wollte zwischen seinem Schreibtisch und Suko eine gewisse Distanz bringen, damit er die Beretta in Ruhe an sich nehmen konnte.
Er steckte sie ein, und die rechte Tasche seines Kittels senkte sich.
»So«, sagte er. »Das ist erledigt. Ich denke nicht, dass ihre Begleiterin ebenfalls eine Pistole bei sich trägt - oder?«
»Nein!«
Elax grinste schmierig. »Tierärztin, wie?«
»Das ist sie«, sagte Suko. »Auch so eine Öko-Tussy, die alles ablehnt, was sich Fortschritt nennt?«
»Bestimmt nicht.«
Der Professor wollte Suko nicht glauben. »He, Mrs. Wells, sind Sie ein weiblicher Öko-Freak?«
»Ich rede nicht mit Ihnen!«
»Das würde ich an deiner Stelle nicht sagen«, erklärte Babur. »Der Professor ist ein sensibler Mensch und kann verdammt ärgerlich werden, wenn man ihn ignoriert.«
»Ja, ja«, nahm Elax den Faden auf, »das ist schon wahr. Ich bin sehr sensibel.« Er wollte nicht mehr auf seinem Platz bleiben und stemmte sich in die Höhe.
Zum ersten Mal sahen Maxine und Suko ihn stehend. Viel größer war er nicht geworden. Der Körper wirkte wie ein kantiger Klumpen, aus dessen Rücken der Buckel hervorwuchs. Mochte er auch körperlich ein Desaster darstellen, seine Intelligenz jedenfalls lag weit über dem Durchschnitt, sonst hätten seine Forschungen nicht zu diesen Erfolgen geführt, mochten sie moralisch auch noch so bedenklich sein.
Er zog beim Gehen zwar kein Bein nach, dennoch hatte es den Anschein. Der Körper schien für die Beine einfach zu schwer zu sein, und so schaukelte er bei jedem Schritt.
Elax umrundete den Schreibtisch. Die Füße schleiften dabei über den Teppich mit dem dicken Flor. Die Farben leuchteten in verschiedenen dunklen Rottönen. Überhaupt liebte er die Farbe Rot, die sich in diesem Zimmer an verschiedenen Stellen verteilte.
Babur bewachte Maxine und Suko wie ein Luchs sein Opfer.
Der Finger lag am Abzug der MPi. Er war voll konzentriert, und Suko hatte den Eindruck, dass von ihm eine Aura des Böses ausging, die auch ihn erreichte.
Der Professor blieb neben der Tierärztin stehen. Babur bewegte sich auf eine andere Stelle zu und drehte blitzschnell die Waffe, sodass die Mündung jetzt auf Suko zeigte.
Elax schaute Maxine recht lange an. Dann nickte er und meinte: »Du bist hübsch!«
Die Tierärztin schloss die
Weitere Kostenlose Bücher