1202 - So enden sie alle
Augen.
Nein!, schrie es in ihr. Nein, nur das nicht. Nur nicht dieser dumme Vergleich, der mich an eine Szene in einem schlechten Film oder miesen Roman erinnert. Das darf nicht wahr sein…
»Schau mich an!« Sie öffnete die Augen. Kevin Elax grinste sie mit seinen feuchten Lippen an. »Magst mich nicht, wie? Ich bin dir zuwider. So einen wie mich übersieht man am liebsten. Ich bin nicht vorzeigbar und…«
Maxine raffte ihren Mund zusammen. »Moment mal«, sagte sie. »Das habe ich nicht gesagt. Das haben Sie…«
»Ich sehe es dir an, Maxine.«
»Irrtum. Ich bin anders erzogen worden. Ich habe von klein auf gelernt, die Menschen zu achten. Egal, wie sie aussehen und welche Hautfarbe sie haben. Mir ist jegliches rassistisches Gedankengut fremd.«
»Ach ja?«, spottete Professor Elax. Er glaubte ihr nicht.
Schaute sie von Kopf bis zu den Füßen an und lächelte auf eine bestimmte Art und Weise, bevor er sich halb drehte und zu der Frau hinschaute, die nicht mehr auf der Kante des Schreibtisches saß, sondern zur Seite getreten war und aus einer gewissen Distanz das Geschehen beobachtet hatte, ohne einzugreifen. »Was sagst du, Shirley?«
»Es ist deine Sache!«
Die Antwort hatte nicht eben begeistert geklungen. »Klar, es ist alles meine Sache.« Er kicherte plötzlich wie ein kleines Kind.
Er heftete seinen Blick wieder auf Maxine. »Könntest du mich lieben?«
Sie schwieg.
»Ha, so ist das richtig!«, flüsterte er. »Shirley hat mich aber geliebt. Sehr sogar. Sie war einfach begeistert. Nicht wahr, Shirley? Sag es ihr.«
»Verdammt«, flüsterte die Assistentin des Professors. »Das gehört nicht hierher.«
»Meinst du?«
»Ja!«
»Ach, hör auf. Du hast mich ge liebt. Auch wenn du dabei immer deine Augen geschlossen gehalten hast. Aber du wolltest deinen Job behalten. Du wolltest immer am Ball bleiben, und deshalb hast du so reagiert und alles auf dich genommen.« Er winkte ab. »Es ist auch egal, die Karten sind neu gemischt worden und werden nun entsprechend verteilt.«
Elax strich über sein schütteres Haar. »Lasst uns von etwas anderem reden. Das andere hat noch Zeit.« Er fixierte wieder die Tierärztin. »Du bist neugierig, wie? Ich sehe dir an, dass du es bist. Es steht in deinen Augen. Ich weiß alles. Ich kenne die Menschen. Du bist neugierig, und du bist so redlich. Du bist jemand, dem die Menschen noch etwas wert sind. Aber darüber kann ich nur lachen. Sie sind nichts wert oder nur etwas wert in einem bestimmten Bereich. Du, dieser Polizist, auch Shirley und natürlich Babur. Ich habe ihre Wertigkeit festgelegt, denn ich bin der, der über allem steht. Ich gebe die Befehle. Ich greife in das Leben der Menschen ein und manipuliere es in meinem Sinne. Ist es nicht wunderbar, Herr der Schöpfung sein zu können…?«
Elax hatte seine Frage ausklingen lassen. Er erwartete eine Antwort, doch Maxine schwieg.
»Das passt dir nicht, wie?«
»Sehr richtig!«
Er winkte ab. »Ja, ich kenne Menschen wie dich. Ich weiß über sie genau Bescheid. Sie leben noch nach den alten Idealen, die ihnen die Schule mitgegeben hat. Aber das ist vorbei!«, fuhr er Maxine an. »Endgültig vorbei. Die Zeiten haben sich geändert. Wir leben in einer anderen Welt. Es gibt Menschen wie mich, die sich auf ihre Kräfte besinnen und sie auch einsetzen…«
»Indem sie sich versündigen!«, konterte Maxine eiskalt.
Suko bewunderte sie dafür. Wahrscheinlich war ein Punkt bei Maxine erreicht, an dem sie auch die verdammte Maschine npistole nicht mehr störte.
»Sünde!«, rief Elax, drückte seinen großen Kopf zurück und klatschte in die Hände. »Was ist schon Sünde? Glaubst du immer noch an die alten, längst überholten Vorstellungen? Ist es das, was dich am Leben hält, Doktor?«
Maxine nickte heftig. »Genau das ist es! Es sind die alten Regeln, die auch noch in der heutigen Zeit Gültigkeit haben. Um bei der Zeit zu bleiben, Professor. Sie mag sich des Öfteren geändert haben, aber die Menschen sind von ihrer Struktur her trotzdem gleich geblieben. Mit all ihren positiven und auch negativen Eigenschaften.«
»Sehr gut, gratuliere.« Elax amüsierte sich. »Einfach ausgezeichnet. Es hat auch über lange Jahrhunderte geklappt. Keine Sorge, ich dachte ebenso wie du. Aber dann habe ich nachgedacht. Ich bin Wissenschaftler. Ich habe mich mit der Natur beschäftigt, und ich habe daran gedacht, sie zu verändern. Es ist schon immer ein Traum von mir gewesen. Die Erkenntnisse und Entwicklungen der
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