1203 - Der Zeitgänger
wenn du ihn durchführst, wirst du zwangsläufig mit anderen Völkern in Kontakt kommen und deren Schicksal beeinflussen. Daraus kann dir niemand einen Strick drehen. Es ist deine Bestimmung."
„Wovon redest du überhaupt, Bully?"
„Du hörst mich, und du weißt, was ich meine. Du bist nicht schuld, Perry. Die Twonoser haben es sich selbst zuzuschreiben."
„Die Twonoser?"
Dr. Fleeps lachte.
„Er hat schon einen Raumkoller, obwohl er noch gar nicht mit der STARDUST gestartet ist. Sollte ich General Pounder benachrichtigen?"
„Unterstehen Sie sich." Bully sprang auf. „Perry weiß schon, was ich meine."
Die Erinnerung verwischte sich.
Rhodan blickte in die schwärzlichen Nebel der Temporelle hinaus.
War da nicht ein Flüstern? Hauchte ihm nicht jemand etwas zu? War es Nisel, der versuchte, ihm zu helfen? War es einer der Ahnen, der ihm klarmachen wollte, daß die Twonoser rettungslos verloren waren?
Ja - es konnte nicht anders sein.
Also gab es keine Hoffnung für die Twonoser.
Die Nebel verschwanden.
Perry Rhodan fühlte sich übergangslos in die Kanzel eines Mondpanzers versetzt, der mit der STARDUST zum Mond der Erde gebracht worden war. Vor ihm zuckten die Lichter der elektronischen Kontrollinstrumente. Er schaltete auf Sendung.
„Major Perry Rhodan, Kommandant der STARDUST-Expedition ruft Bodenkontrolle Nevada-Fields. Bitte melden - Perry Rhodan, Kommandant der STARDUST-Expe..."
Es kam so plötzlich wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel."
Direkt über ihm flammte die Antenne in einem grünlichen Feuer von solcher Helligkeit auf, daß er die Augen schützend mit den Händen bedeckte. Es geschah ungeheuer schnell und vollkommen lautlos. Über dem flachen Mondpanzer wölbte sich eine Halbkugel aus wabernden Flammen.
Ein Moby war auf ihn herabgestürzt, hatte ihn mit verzehrender Glut überschüttet, die Antennen verbrannt.
Rhodan zuckte zusammen.
Ein Moby?
Was für ein Unsinn! Was gaukelte ihm die Erinnerung vor? Wollte er sich selbst verdeutlichen, wie schnell und überraschend das unvermeidliche Ende über die Twonoser kommen würde?
Ein schrecklicher Verdacht kam in ihm auf.
Gehörte Nisel zum Dekalog?
War der Zeitgänger ein Instrument Kazzenkatts, einzig und allein dafür da, ihn psychologisch zu vernichten?
Nisel lachte.
Sei kein Narr, Rhodan.
Warum dann diese Szenen aus seiner Erinnerung? Warum hatte er das verzehrende Feuer gesehen, das so blitzartig über den Mondpanzer gekommen war? Warum diese Szene mit Bully, in der dieser ganz anders als in Wirklichkeit gesprochen hatte?
Sie wollen dir verdeutlichen, daß du die Twonoser nicht retten kannst, sagte er sich. Du wirst tatenlos zusehen müssen, wie sie Opfer der Meister der Insel werden. Finde dich damit ab. Die Rache für das angebliche Versagen der Twonoser ist wahnwitzig, aber unabwendbar.
Schlagartig wechselten die Bilder.
Rhodan war auf dem Mond. Soeben hatten Reginald Bull und er über das Ringgebirge hinweggesehen.
Bully kniete auf dem Boden. Sein irres Lachen klang aus den Helmlautsprechern Rhodans.
Der Kommandant der STARDUST-Expedition sagte kein Wort. Er war in Deckung gegangen. Mit aller Willenskraft kämpfte er um seine Beherrschung. Der Anblick des gigantischen Raumschiffs, das für einen kurzen Moment einem Feuerball, einem energetisch überladenen Moby glich, hatte den strapazierten Nerven des Terraners einen harten Schlag, versetzt.
„Nein, nein, das nicht...", kam Bullys Stöhnen aus den Lautsprechern.
„Ruhe. Nicht die Nerven verlieren. Beruhige dich, um Himmels willen."
Er hörte Reginald Bull atmen, und zugleich verschwand das arkonidische Raumschiff. Dafür sah Rhodan einen energetisch überladenen Moby, der leuchtend und Blitze von sich schleudernd durch den Weltraum raste und sich einem grünen Planeten näherte.
„Sie sind zu mächtig, Perry. Du kannst es nicht ändern. Aber es ist nicht deine Schuld."
„Ich will es aber ändern."
„Der Macht des Menschen sind Grenzen gesetzt. Vergiß es. Die Zeit wird die Wunden heilen."
„Darum geht es mir. Jetzt hast du mich verstanden. Die Zeit! Die Zeit soll die Wunden heilen, aber nicht die Wunden in mir. Ich meine die Wunden der Twonoser. Die Zeit soll verhindern, daß die Wunden überhaupt erst entstehen."
Reginald Bull zog sich langsam von ihm zurück: Seine Umgebung verschwamm. Sie versank in schwärzlichen Nebeln.
„Du verlangst viel, Perry. Warum? Es ist nicht deine Schuld, sondern allein die der Meister."
Seine Stimme
Weitere Kostenlose Bücher