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1205 - Kundschafter der Kosmokraten

Titel: 1205 - Kundschafter der Kosmokraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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-standen in endlosen Reihen sargähnliche Behälter aus grünem Kristall.
    Drulensot kicherte.
    „Fehlen nur noch zwei Grabsteine, eh?" sagte er boshaft. „Hier ruhen die beiden größten Narren des Universums ... Was haltet ihr von der Inschrift?"
    „Sie ist ein wenig schlicht", murmelte Atlan, während er die Kristallsärge betrachtete. Zu Tausenden und aber Tausenden reihten sie sich dicht nebeneinander und wurden in der Ferne vom Dämmerlicht verschluckt. Ihre schiere Zahl vermittelte eine Ahnung davon, wie viel Besucher einst über Cortrans in die Tiefe geströmt waren.
    „Einen kleineren Transitsaal gibt es nicht", bemerkte Drulensot, als hätte er Atlans Gedanken gelesen.
    „Das hier ist der kleinste in der Station."
    Er kicherte.
    „Und nun?" fragte Jen Salik.
    „Legt eure Kleidung ab. Ihr bekommt neue, wenn wir die Grube erreichen." Der Tiefenzöllner zog seine Sprungmuskeln zusammen und war mit einem Satz neben zwei Kristallsärgen. Atlan konnte nicht erkennen, was er dort tat, aber kurz darauf leuchteten die beiden Behälter auf. „Was ist?" schmatzte Drulensot.
    „Warum zögert ihr? Habt ihr es euch anders überlegt?"
    Schweigend entledigten sich Atlan und Jen Salik ihrer Kleidung. Der Zöllner wies sie an, sich in die Kristallbehälter zu legen, und hüpfte dann davon.
    „In der Grube sehen wir uns wieder", telepathierte er. „Ich justiere den Dimesexta-Tunnel und komme nach."
    Atlan lag da, von grünem Licht umspielt, das mit jeder verstreichenden Sekunde intensiver wurde, und versuchte, der Erregung Herr zu werden.
    Nach dreizehntausend Jahren noch immer nervös? fragte der Extrasinn.
    Es ist die Vorfreude, dachte Atlan. Sonst nichts.
    Sicher. Ich weiß. Ich kenne dich. Schließlich bin ich ein Teil von dir - oder du von mir.
    Gewohnheitsmäßig .winkelte der Arkonide den rechten Arm an, um auf sein Chronometer zu schauen, und erst dann fiel ihm ein, daß er das Multizweckgerät zusammen mit seiner Kleidung abgelegt hatte. Nur der Zellaktivator hing noch um seinen Hals.
    Es ist der 3. Oktober 427 NGZ, teilte ihm der Logiksektor mit.
    Das grüne Feuer lohte auf, hüllte Atlan in eine blendende Aura, und dann spürte er einen milden elektrischen Stromschlag. Erstaunt nahm er wahr, wie er sich aufzulösen begann.
    Er fühlte seine Füße nicht mehr, dann seine Beine, seinen Unterleib, seine Brust. Der Auflösungsprozeß erfaßte Hände und Arme, fraß sich zum Hals hoch, zum Kinn, zum Mund und zu den Augen, bis er die Schädeldecke erreichte.
    Atlan war blind und taub und stumm, aber obwohl sein Körper nicht mehr existierte, war sein Bewußtsein unversehrt. Es schwebte im schwarzen Nichts der sensorischen Deprivation, getrennt von der materiellen Welt, mit der er durch seine Sinnesorgane verbunden gewesen war, und sein Bewußtsein dehnte sich langsam aus.
    Es war nun frei von den Beschränkungen, die ihm seine körperliche Hülle auferlegten, und seine Gedanken griffen in alle Richtungen und erfüllten das Nichts.
    Atlan wußte nicht, wie groß die Ausdehnung seines Bewußtseins war, oder wie lange er hier schon existierte, denn in der immateriellen Dimension des Dimesexta-Tunnels gab es keinen Raum und keine Zeit im herkömmlichen Sinn. Obwohl er seine Augen verloren hatte, konnte er wieder sehen, aber es war ein viel umfassenderes Sehen als zuvor.
    Er sah weite Räume, von einem komplexen dreidimensionalen Netzwerk umspannt, dessen Knotenpunkte von Sonnen und Planeten gebildet wurden.. Das Netzwerk setzte sich aus einer Vielzahl von physikalischen Einflüssen zusammen, die für Atlans Gedankensinne nicht mehr abstrakte Konzepte, sondern konkret und greifbar waren. Er sah die Vertiefungen in der Raum-Zeit, die die Gravitationsfelder der Milliarden Sonnen im Kosmos erschufen, wie Mulden in der straff gespannten Rundung eines zyklopischen Bai-Ions. Rund um die Schwerkraftmulden kräuselte sich der Raum unter den Verzerrungen seiner Struktur: Kreisförmige Wellen, die immer größer und schwächer wurden und sich schließlich in der ungeheuren Weite des Alls verliefen. Atlan sah die verwirrende Vielfalt der elektromagnetischen Strahlung als ein universelles Konglomerat blasser Fäden, hoffnungslos verheddert und diffus wie die Leuchtspuren, die die Elektronen in der Nebelkammer eines Teilchenbeschleunigers zogen. Er sah Galaxien als ein geschlossenes System korrespondierender Einflüsse, als eine unvorstellbar komplexe Maschine, die sich laufend veränderte, und er sah das Prinzip der

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