1206 - Flucht ins Labyrinth
hoppelnd zu erklimmen.
Nogon lachte dumpf und dröhnend.
Er schickte ihnen hundeähnliche Geschöpfe entgegen, die im Handumdrehen mit ihnen fertig wurden und danach regelrecht Jagd auf die ihnen unterlegenen kleineren Tiere machten. Nogon beobachtete es mit sadistischem Vergnügen, obwohl die Gedankenschöpfungen in Wirklichkeit gar nicht echt existierten.
Und jenseits der blumengeschmückten Wiese stand sein Gegner, der verhaßte Fremde aus dem Hochland - und lachte ebenfalls.
Dir wird das Lachen noch vergehen, dachte Nogon wütend und beschloß, das friedliche Bild mit Hilfe eines massiven Angriffs moderner Raketenwaffen, die er sich je ausdenken konnte, zu zerstören.
Gerade als er sein Vorhaben in die Tat umsetzen wollte, spürte er an seiner Wange eine leichte und sanfte Berührung.
Er wandte mühsam den Kopf und sah auf seiner Schulter einen farbenprächtigen kleinen Schmetterling sitzen.
Er hatte noch nie in seinem Leben einen Schmetterling gesehen, aber das spielte keine Rolle. Das winzige Wesen, vom Gegner erdacht und materialisiert, hatte sich ihm unbemerkt genähert und sich auf ihm niedergelassen.
Er war von Salik besiegt worden.
Seine Verzweiflung war so groß, daß er zu Boden sank und liegen blieb, während der Schmetterling erschrocken davon flatterte.
Er entmaterialisierte während des Fluges, und auch die Wiese mit den Blumen und alle anderen Tiere verschwanden von einer Sekunde zur anderen.
Salik sah Nogon zu Boden sinken und wußte, daß er den Statuskampf gewonnen hatte. Hinter ihm stieß Wöleböl unartikulierte Laute aus und kam zu ihm gerannt.
„Du hast es geschafft, du hast es wahrhaftig geschafft! Aber wie ist das möglich gewesen? Ich habe nichts gesehen, das Nogon berührt hätte."
.„Es, war zu klein und harmlos", sagte Salik nachdenklich.
„Zu klein und zu harmlos?" wunderte sich der Meykatender.
„Und zu friedlich, um eine Gegenmaßnahme Nogons zu bewirken."
„Zu friedlich....?" Wöleböl begriff überhaupt nichts mehr.
„Ja, und zu schön für ihn." Noch blieb ihre Umgebung unverändert. Sie standen in ihrer Arenenhälfte, und drüben begann sich Nogon von seiner Niederlage zu erholen. „Was geschieht nun?"
Wöleböl ließ sich ablenken.
„Nogon ist wieder ein Status-Zwei-Bürger, und du bist jetzt solange Herr über das Viertel der Meykatender, bis dich ein anderer herausfordert und besiegt Und ich... nun, ich bin dein erster Treumann."
„Du warst es schon immer, Wöleböl, und ich selbst habe kein Interesse daran, über dieses Viertel zu herrschen. Für mich war nur wichtig, den Tyrannen unschädlich zu machen. Ich wollte nur den Meykatendern helfen."
„Dafür sind wir dir Dank schuldig, Salik. Doch sieh nur, die goldene Aura verdichtet sich. Das ist das Zeichen, daß wir zurückversetzt werden und..."
Der Lichtbogen verdunkelte sich wieder und machte dann dem üblichen „Tageslicht" von Starsen Platz.
Sie standen wieder an der Straßenecke, und als sie hinüber zum Festungspalast blickten, konnten sie den besiegten Nogon auf seinem Spender entdecken.
Der Spenderblock war tiefschwarz.
„Das dritte und letzte Warnsignal!" stieß Wöleböl entsetzt hervor. „Jeden Augenblick beginnt die Schwarzzeit Wir müssen uns in Sicherheit bringen - schnell!"
In derselben Sekunde, in der sie ihren Standort wechselten, zischten dicht an ihnen vorbei die Energiebündel zweier Lähmstrahler und trafen die Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten. Auf der anderen Straßenseite schwenkten die beiden Geriokraten ihre Waffen herum, um das Ziel neu anzuvisieren.
In diesem Augenblick erlosch das Licht über Starsen.
*
Hulnan und Kalk blieben wie erstarrt stehen, als sie nichts mehr sehen konnten. Es würde einige Zeit dauern, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ihre Absicht, Salik zu überraschen, war fehlgeschlagen.
Sie lauschten und vernahmen sich schnell entfernende Schritte. Stolpernd und unsicher folgten sie ihnen, immer noch blind von dem abrupten Wechsel, der sie in die Nacht gestürzt hatte.
In ihrem Eifer, den Auftrag des ÄLTESTEN zu erfüllen, der ja schließlich über ihr weiteres Wohlergehen entschied, überwanden sie selbst ihre Furcht vor den Stahlsöldnern, die bisher noch nicht aufgetaucht waren. Der Besitz der Strahlwaffen gab ihnen eine Spur von Selbstvertrauen, ohne sie leichtsinnig werden zu lassen.
Sie hielten sich dicht an den Hauswänden, und ganz allmählich begannen sie die nähere Umgebung schemenhaft
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