1206 - Flucht ins Labyrinth
ließ.
Nach rückwärts flüsterte er: „Kannst du es erkennen, Wöleböl?"
Der Treumann schob sich ein wenig vor, bis er neben Salik zu liegen kam. Nach einer Weile meinte er unsicher: „Ich weiß nicht, wer das ist. Es könnte einer der ehemaligen Treumänner Nogons sein. Sie brauchen ihm jetzt nicht mehr zu gehorchen. Sie sind herrenlos. Er hat sicher den Palast verlassen, um den neuen Herrscher zu suchen und ihm seine Dienste anzubieten."
Salik überlegte.
Wenn es so war, wie Wöleböl vermutete, hatte Nogon seine sämtlichen Treumänner verloren. Dieser dort könnte ein neuer Bundesgenosse werden.
Vielleicht.
Noch während er ü berlegte, ob er sich bemerkbar machen sollte oder nicht, würde ihm die Entscheidung abgenommen. In der Ferne war das typische Getrappel vieler Stahlsöldnerfüße zu vernehmen. Die humanoide Gestalt blieb stehen und lauschte, aber nur wenige Sekunden. Dann wandte sie sich halb um und rannte in heller Panik genau auf das Ruinengrundstück zu und kletterte über die Mauerreste.
Fast wäre er über Salik gefallen, der blitzschnell Zugriff und ihn festhielt.
„Keine Angst, wir tun dir nichts", beruhigte er den völlig Überraschten und vor Furcht Zitternden. „Wer bist du?"
Der Fremde sackte zu Boden.
„Die Stahlsöldner - sie sind hinter mir her und müssen gleich hier sein."
„Ich weiß. Darum verhalte dich ruhig. Dies ist ein gutes Versteck."
Der Fremde hatte nur aus der Entfernung menschlich ausgesehen. Zwar besaß er zwei Arme und zwei Beine, jedoch einen faßartigen Körper und einen kugelrunden Kopf, der halslos fest zwischen kräftigen Schulterblättern saß. Ein langer Schnabel gab ihm das Gesicht eines Vogels.
Er zitterte noch mehr, als sich die Schritte der ihn verfolgenden Stahlsöldner näherten, die wie ein Rudel Wölfe mitten auf der mit Trümmern übersäten Straße an dem Ruinenfeld vorbeizogen und sich entfernten.
Von einer systematischen Suche konnte bei ihnen nicht die Rede sein.
Als ihre Schritte in der Ferne verhallten, wandte sich Salik wieder an den Fremden.
„Wer bist du?", wiederholte er seine Frage. „Du kannst offen sprechen, wir sind nicht deine Feinde."
Der Angesprochene hatte seinen Schrecken erstaunlich schnell überwunden.
„Ich bin Xerx, ein Treumann Nogons, der im Statuskampf besiegt und zurückgestuft wurde. Ich suche den neuen..." Er verstummte plötzlich und blickte Salik aufmerksamer als bisher an. Dann hob er beide Hände in einer Abwehr verratenden Geste. „Du bist es! Du bist der Fremde aus dem Hochland, der neue Herrscher über die Meykatender!"
„Ich bin Salik, und dies hier ist Wöleböl, mein Treumann."
Xerx beruhigte sich wieder.
„Dann bist du mein neuer Herr, Salik. Ich werde dir so dienen, wie ich Nogon diente. Ich werde dir soviel Tributgefangene bringen, daß die Geriokraten dir stets wohlgesonnen sind und...
Salik stoppte ihn mit einer Handbewegung.
„Ich will keine Tributgefangenen, Xerx. Ich will nichts anderes als dem Stahlherrn gegenüberzutreten, von Angesicht zu Angesicht."
Xerx wich erschrocken zurück.
„Das würde deinen Tod bedeuten, Salik."
„Da bin ich nicht So sicher. Wöleböl ist bereit, mir bei meinem Vorhaben zu helfen, so gut er das vermag.
Dir steht es frei, mir zu folgen öder nicht. Du kannst jederzeit deine eigenen Wege gehen."
Salik schätzte, daß die Schwarzzeit jetzt noch drei Stunden dauern würde. Wenn sie vorbei war, konnte er auch wieder den Citytrans benutzen, außerdem würden die Stahlsöldner von den Straßen verschwinden und keine Gefahr mehr bedeuten.
Xerx sagte nach einigem Überlegen: „Ich bleibe bei euch. Aber hier an dieser Stelle ist es nicht lange sicher. Wenn die Stahlsöldner die bewohnten Viertel durchsucht haben, forschen sie in den Ruinen nach Geflüchteten. Das dürfte etwa in einer Stunde sein."
Er sprach einen für Salik gut verständlichen Armadaslang" so daß über die ursprüngliche Herkunft seiner Ahnen kein Zweifel bestehen konnte.
Wöleböl hatte inzwischen seine instinktive Scheu vor dem ehemaligen Schergen Nogons verlören, Xerx würde nie mehr mit anderen Treumännern durch die Straßen ziehen, um Meykatender einzufangen. Er hatte sich aufgerichtet und saß nun auf einem Korallenbrocken. Das Liegen war wegen der Flügel auf seinem Hucken zu unbequem.
„Wohin sollen wir uns wenden, um vor jeder Entdeckung sicher zu sein, Xerx?" fragte er. „Zurück in die bewohnten Viertel?"
,.Nein, denn wir würden den Söldnern begegnen, Wenn
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