1206 - Flucht ins Labyrinth
sich um, während er die Warnung aussprach, ging er weiter. „Manchmal wagen sich besonders mutige Stahlsöldner hierher. Sie können hinter jedem Felsbrocken lauern."
„Und wenn sie über uns herfallen, Xerx? Wir haben keine Waffen, um uns zu verteidigen."
Xerx war stehen geblieben. Seine Bekleidung bestand aus einem lederartigen Wams und ebensolchen Hosen. Er öffnete das Wams vorne und zog daraus eine kleine Handwaffe. Er reichte sie Salik.
„Ganz so wehrlos sind wir nicht Ich habe sie aus Nogons Arsenal entwendet. Eine Spezialwaffe, leider ohne Ersatzmunition. Die Ladung hat zehn Schuß. Keine Energiebündel, sondern Sprenggeschosse. Sei also sparsam damit Salik."
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er weiter.
Salik behielt das Minigewehr in der Hand, obwohl es in seinem Gürtel gut Platz gefunden hätte. Er fühlte sich gleich wohler.
Sprenggeschosse? In Starsen schien es alles zu geben, wenn man einen Weg fand, es auch zu bekommen.
Sie hatten die ehemalige Mauer und die kleinen Ruinen erreicht Das große Gebäude mit den bunten Mauern lag fünfzig Meter vor ihnen.
Xerx war stehen geblieben und spähte angestrengt nach vorn. Ein wenig schwerfällig ging er dann in die Knie und rutschte hinter einen größeren Korallenbrocken. Er winkte zu den beiden Freunden zurück und gab ihnen durch Zeichen zu verstehen, daß sie sich ebenfalls kleiner machen sollten.
„Hast du etwas gesehen?" flüsterte Salik, als er neben ihm hockte.
„Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht Stahlsöldner. Jedenfalls hat sich rechts vom großen Haus in den Trümmern etwas bewegt.. Ist aber gleich wieder verschwunden, so, als würde jemand auf uns warten."
„Auf uns warten...?" Salik mußte unwillkürlich an die beiden Geriokraten denken, aber dann verwarf er seine Vermutung wieder. Die beiden Kreaturen des ÄLTESTEN konnten sie kaum überholt haben. „Es werden Söldner sein. Wenn wir sicher sind, schicken wir ihnen ein Geschoß zur Begrüßung hinüber."
„Aber wirklich erst dann!" warnte Xerx. „Bleibt in Deckung, ich werde mich vorschleichen. Folgt mir, wenn alles ruhig bleibt und keine Energieblitze aufleuchten. Dann habe ich mich geirrt, und es ist niemand da vorne."
Salik wollte protestieren, aber Xerx war bereits unterwegs.
*
Es gelang Hulnan und Kalk tatsächlich, die Gemäuerreste, die das Hauptgebäude umgaben, schneller zu erreichen als Salik und seine beiden Verbündeten. In einer flachen Senke, die von Trümmern gebildet wurde, fanden sie Deckung.
„Hier erwarten wir sie", schlug Hulnan vor. „Sie müssen Jeden Augenblick dort drüben auftauchen."
Kalk gab durch eine Geste zu verstehen, daß er mit dem Plan einverstanden war. Aufmerksam spähten sie in die Richtung, in der sie ihr Opfer vermuteten, vernachlässigten dabei allerdings das übrige Gelände.
Das Verhängnis nahte in Gestalt eines halben Dutzends von Stahlsöldnern, die sich lautlos und dank ihrer geringen Höhe gegen schnelle Entdeckung geschützt, von der dritten Seite her dem Gebüsch näherten.
Kalk bemerkte sie, als sie nur noch knapp fünfzig Meter entfernt waren und anhielten, wahrscheinlich um zu beraten. Er stieß Hulnan an.
„Stahlsöldner! Was nun?"
Hulnan überlegte. Sechs Söldner konnten in einem überraschenden Überfall leicht erledigt werden, das war kaum ein Problem. Das Problem war vielmehr, daß er und Kalk damit Salik und seinen Begleitern ihr Versteck und in erster Linie ihre Anwesenheit verrieten.
„Abwarten", riet er daher. „Vielleicht ziehen sie wieder ab. In einer guten Stunde ist die Schwarzzeit zu Ende."
Kalk sah wieder in die alte Richtung und zuckte zusammen.
Ganz deutlich hatte er einen sich langsam bewegenden Schatten erspäht, der sich auf sie zu bewegte. Er war zu groß für Salik, zumindest, was den Körperumfang betraf. Es mußte sich um einen Treumann Nogons handeln, der die Seiten gewechselt hatte.
Es war Hulnan nicht klar, ob dieser Treumann die Stahlsöldner ebenfalls entdeckt hatte oder nicht, jedenfalls ließ er die notwendige Vorsicht vermissen und verzichtete sogar darauf, bei seinem Vordringen auf Deckung zu achten.
Er lief den inzwischen aufmerksam gewordenen Stahlsöldnern direkt in die Arme und wurde von ihnen überwältigt, ohne daß ein Schuß abgefeuert worden wäre.
Salik hatte damit einen seiner Verbündeten verloren, was die beiden Geriokraten mit Befriedigung erfüllte, aber ihre stille Freude war nicht von langer Dauer.
Die Stahlsöldner hatten Verdacht geschöpft.
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