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1206 - Flucht ins Labyrinth

Titel: 1206 - Flucht ins Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hüteten sich, leichtsinnig zu werden.
    Sie durchstreiften die Teile des Stadtviertels nahezu systematisch, aber dann mußten sie sich eingestehen, daß sie Salik und den ihn begleitenden Meykatender endgültig verloren hatten.
    Die Schwarzzeit war bereits zur Hälfte vergangen.
    „Wir werden ihn finden, wenn es hell wird. Die Stahlsöldner verschwinden dann, und die Treumänner Nogons bedeuten keine Gefahr mehr." Kalk deutete mit dem Schnabel auf den Eingang eines größeren Hauses. „Steigen wir hinauf aufs Dach, vielleicht sehen wir da mehr."
    Sie kümmerten sich nicht um die Bewohner, die sich ängstlich in ihre Etagenräume verkrochen hatten und den Anbruch des hellen Tiefenjahres erwarteten.
    Das Dach war flach und hatte eine niedrige Mauer ringsum.
    Die beiden Geriokraten konnten von hier aus fast das ganze Viertel überblicken, was ihnen aber wegen der herrschenden Dunkelheit nicht so gut gelang, wie sie sich das erhofft hatten. Die Straßenzüge und die Gebäude waren nur in ihren Umrissen vage zu erkennen.
    „Ich denke, wir warten hier, bis es hell wird", schlug Kalk vor.
    Hulnan beugte sich über die Brüstung und sah nach unten, wo er Geräusche hörte.
    „Ein Trupp Stahlsöldner", sagte er dann leise. „Sie bewegen sich in Richtung des verlassenen Stadtteils.
    Das ist die letzte Jagdphase."
    „Ins Ruinenviertel...?" Kalk schien ein Gedanke gekommen zu sein, aber er sprach ihn nicht aus. Aber Hulnan kannte ihn zu gut und war hellhörig geworden.
    „Du betonst das so eigenartig, Kalk. Willst du mir nicht verraten, was du denkst? Was ist mit den Ruinen?"
    „Sie bieten Verstecke, Hulnan, gute Verstecke. Es könnte doch sein, daß Salik auf den gleichen Gedanken gekommen ist wie ich soeben. Außerdem hat er einen Meykatender dabei, der sich bestimmt hier auskennt."
    Hulnan mußte sich selbst gegenüber zugeben, daß Kalks Spekulation einiges für sich hatte. Er sah hinüber in Richtung des fraglichen Stadtteils, aber er konnte die Ruinen in der Dunkelheit nicht erkennen.
    „Das Ruinenviertel ist verflucht, Kalk", gab er zu bedenken.
    „Eben noch hast du gefragt, was mit den Ruinen ist, nun sagst du es selbst. Wir wissen alle, daß selbst die Stahlsöldner sich nur selten in die Trümmerfelder wagen, und wenn, dann nur in größeren Gruppen. Das wissen wir, mehr aber auch nicht. Es soll dort etwas geben, das gefährlich - und tödlich ist."
    „Und warum kennt niemand diese Gefahr? Warum nennt sie niemand beim Namen?"
    Wenn Kalk wirklich mehr wußte, als er sagen wollte, so verschwieg er es beharrlich. Schweigend starrte er in die dunklen Straßen hinab.
    Es war Hulnan, der endlich die Initiative ergriff.
    „Worauf warten wir noch? Bis es hell wird? Dann kann es zu spät sein. Wir haben gute Waffen erbeutet, und du hast selbst gesehen, wie wir mit den Stahlsöldnern fertig wurden. Wir müssen Salik haben, unter allen Umständen!"
    „Gut, gehen wir", zeigte sich Kalk sofort einverstanden.
    Als sie auf die Straße traten, sicherten sie nach allen Seiten, konnten aber nichts Verdächtiges bemerken.
    Die Stille, die sie umgab, ließ die Vermutung aufkommen, daß die Stahlsöldner ihre Tätigkeit aufgegeben hatten, früher als sonst.
    „Es könnte mit der Niederlage Nogons zu tun haben", meinte Hulnan, als Kalk eine entsprechende Bemerkung machte, „Der Stahlherr kann neue Anordnungen erlassen haben. Gehen wir weiter, dort drüben die Seitenstraße führt zum Ruinenviertel."
    Es war eine Straße, die diagonal durch das Viertel der Meykatender führte und dadurch zu einer bemerkenswerten Abkürzung wurde. Einmal nur begegneten sie einem Trupp Stahlsöldner, konnten sich aber noch rechtzeitig in ein Haus flüchten und so ein Gefecht vermeiden.
    Dann hasteten sie weiter, getrieben von der unbeschreiblichen Furcht vor der Strafe des ÄLTESTEN, die dieser ihnen im Fall des Versagens angedroht hatte.
    Sie kamen schnell voran, obwohl ihnen die herumliegenden Trümmer immer wieder den Weg zu versperren drohten. Sie umgingen die Hindernisse oder kletterten über sie hinweg, wobei die Waffen sie arg behinderten. Aber sie gaben nicht auf, „Wir sind bald da", verriet Kalk, aber seine Stimme zitterte und klang unsicher.
    Hulnan blieb stehen.
    „Wo?"
    Kalk deutete mit dem Schnabel nach vorn.
    „Dort enden die Ruinen, Dahinter liegt ein freier Platz, in dessen Mitte ein Gebäude steht. Selbst in unseren Kreisen der Geriokratie wagt man über dieses Gebäude nur zu flüstern - und über das, was sich darunter

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