1209 - Die grauen Lords
Leute in Sicherheit gebracht, weil er die Möglichkeit einer Katastrophe sah? „Gut", sagte er schließlich. „Ich verlasse mich auf deine Weisheit. Wann wird das Experiment beginnen?"
„In weniger als zwei Stunden", antwortete Lotur-Lot. „Ich gebe dir ein entsprechendes Signal." Nachdem Krrrzssl die Verbindung getrennt hatte, fragte er sich niedergeschlagen, ob dies wohl die letzten Worte gewesen waren, die er je von. Lotur-Lot zu hören bekam.
4.
Für Jen Salik wurde das Bild allmählich klar.
Solange ausreichende Hilfe aus dem Hochland ankam, gab es noch eine Chance, das Projekt der Kosmokraten zu verwirklichen. Aber die weitere Entwicklung der Dinge war abzusehen. Er wusste aus eigener Erfahrung, wie es heute in Starsen und in den Kavernen aussah. Er konnte sich unschwer ausmalen, dass die Verbindung zwischen Starsen und dem Tiefenland nie mehr zustande gekommen war. Dass die Transmittertore der Stadt für immer geschlossen geblieben waren und dass Ungeheuer die Grube bevölkerten, die kaum jemand mehr in die Tiefe einließen. Er wusste es aus eigener Erfahrung. Nur mit Drul Drulensots Hilfe waren Atlan und er den Nachstellungen der mutierten Wächter entkommen.
Die grundlegende Frage war, wie man dem Graueinfluss endgültig beikommen konnte. Darauf, dessen war er sicher, würde er hier keine Antwort erhalten. Die entscheidende Auseinandersetzung war unentschieden ausgegangen. Die Tiefe existierte noch, wenn auch in einer Form, die den Kosmokraten sicherlich niemals vorgeschwebt hatte. Sie war noch nicht zu Grauleben geworden. Wie würde sich die Lage weiter entwickeln? Blieb das Gleichgewicht der Ungewissheit bestehen, oder gewann eine der beiden Seiten allmählich die Oberhand?
Sie mussten die Raum-Zeit-Ingenieure finden! Falls es sie überhaupt noch gibt, fügte er in Gedanken hinzu. Und noch etwas hatte zu geschehen.
Wenn Tengri Lethos in der Tat mit dem Stahlherrn identisch war, wie Atlan erfahren zu haben glaubte, musste man Verbindung mit ihm aufnehmen.
Der Hüter des Domes Kesdschan hätte sich nicht verleiten Lassen, die Tiefe aufzusuchen, wäre er nicht gewiss gewesen, dass seine Anwesenheit den Mächten der Ordnung zum Vorteil gereiche. Lethos-Terakdschan - so durfte man getrost annehmen - wusste, was hier gespielt wurde. So also Lagen die Prioritäten: Kontakt mit Tengri Lethos herstellen, die Raum-Zeit-Ingenieure finden. Ungeduld erfüllte den Ritter der Tiefe.
Er wäre am Liebsten sofort aufgebrochen. Was ihm das goldene Ei noch zu sagen hatte - oder war in Wirklichkeit Kerzl die Quelle der telepathischen Stimme? -, schien ihm uninteressant. Er sollte sich wundern. Die Stimme begann von neuem.
„Herr Omrayn, Herr Omrayn, es ist etwas geschehen! Etwas Seltsames, etwas ganz Unerklärliches... Ein Würfel, Herr! Aus Gold! Im Schlafgemach der Zweitherrin..." Der Diener, eine armselige Kreatur aus dem Volk der Zsulchor, stand unter dem schweren Vorhang, der den Haupteingang des Herrengelasses verschloss. Omrayn wälzte sich mit schmatzenden Geräuschen, die seinen Unmut über das Gekrähe des Dieners ausdrückten, aus der tiefen, bequemen Ruhesenke und bildete sechs Pseudopodien aus, mit denen er über die weite, kahle Bodenfläche des Gelasses auf den Diener zueilte. „Kretin!" fauchte er. „Wicht! Was schwätzt du da? Hast du den Verstand verloren? Was für ein Würfel? Was für Gold?"
Er versetzte dem Zsulchor einen Schlag, packte ihn dann und schüttelte ihn hin und her. „Gold! Idiot, woher soll Gold in das Schlafgemach kommen?
Wer Gold hat, hortet es, versteckt es... Das Leben ist hart genug. Niemand hat etwas zu verschenken. Seit Generationen macht keiner Geschenke, seit die Grube und die Transmittertore nicht mehr funktionieren und Starsen isoliert ist." Omrayn schüttelte den Diener noch heftiger. „Isoliert, hörst du? Nichts kommt mehr von draußen herein, und wenn es nicht so gute Recyc1ingwerke gäbe wie das, in dem ich aus purer Großmut deine missratenen Bälger und Verwandten arbeiten lasse, wären wir alle schon längst verhungert. Verhungert, hörst du?"
„Aber es ist ein Würfel, Herr", jammerte der Diener. „Ich kann doch nichts dafür, dass ein Würfel aus Gold im Gemach der Zweitherrin steht. Ich sah hinein, und da war kein Würfel. Ich ging fort und kehrte kurz darauf wieder zurück, und da stand er... Ein Würfel. Aus Gold. Und so groß..."
„Groß?" Omrayn lockerte seinen Griff. „Wie groß?"
„Also... also... ..Na, etwa einen Meter lang und
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