1210 - Todesgruß aus Aibon
beiden Hälften des Druiden-Paradieses zu vereinen und das Gebiet dann unter seine Terrorherrschaft zu stellen.
Bisher war er gescheitert. Möglicherweise brachte ihn das Schwert des Salomo seinem Ziel näher, aber so recht konnte ich mir das auch nicht vorstellen.
Das Schwert war eigentlich für mich gemacht. Ich hatte es als Sohn des Lichts übernommen, ebenso wie das Kreuz, von dem ich mich freiwillig ebenfalls nicht trennte.
Vielleicht gab es ein Geheimnis, das ich nicht kannte und das dem Druidenfürsten weiterhalf.
Für mich stellte sich das als Zukunftsmusik heraus. Wichtiger war Selina Green. Dass sie einfach die Flucht ergriffen hatte, wollte mir nicht in den Kopf. Der Plan war lange vorbereitet worden und auch wenn er fehlgeschlagen war, machte man nicht einfach den Abflug. Nicht eine Person wie Selina.
Nachdenklich blickte ich mich im Zimmer um, obwohl ich es nun zur Genüge kannte. Ich sah wieder die Schale und stellte mir erneut die Frage, warum man sie hier aufgestellt hatte. Das Sofa war verständlich. Darauf konnte man sitzen.
Aber die Schale…?
Ich blieb nicht mehr länger auf dem Sofa sitzen und machte mich auf den Weg zu ihr.
Einen Seitenblick gönnte ich noch meinem Gefangenen. Er gab einfach nicht auf. Der kleine böse Zwerg arbeitete daran, sich von der Fessel zu befreien. Wieder setzte er eine so große Kraft ein, dass das Sofa dabei ein Stück zur Seite rutschte.
Ich nahm die Sache locker und drohte ihm mit dem erhobenen Zeigefinger.
»Lass es lieber, sonst reißt du dir noch deinen Arm ab.« Ob er mich verstanden hatte, war mir unklar, aber ich hörte sehr wohl seinen gezischten Fluch, der mir galt.
Neben der Schale stoppte ich.
So ein Ding stellte sich eigentlich niemand in die Wohnung.
Das passte von der Größe her mehr in einen Garten hinein. Das runde Ding stand auf vier Füßen, die zudem gebogen waren und dabei aussahen wie Krallenhände.
Das Gefäß selbst besaß als Rand einen dicken Wulst. Im Innern war die Schale poliert, aber das Material schimmerte nicht in einer bestimmten Farbe. Es changierte. Mal sah ich es als blau an, dann wieder als grün oder als türkis.
War die Schale ein Spiegel? Ich selbst sah mich nicht darin.
Mich erinnerte nur der Glanz an diesen Gegenstand.
Ich ging tiefer, sodass ich jetzt vor der Schale kniete wie jemand, der ein Opfer bringen wollte.
Ich erlebte wieder den Geruch!
Und diesmal wurde er nicht von einem der kleinen Monster abgesondert, sondern von der Innenfläche der Schale. Es war der kalte Geruch, auch der etwas würzige und irgendwie fremde.
Ich beugte mich über die Schale hinweg. Sie sah zwar normal aus, und doch festigte sich in mir der Eindruck, dass sie hier im Raum einem bestimmten Zweck diente, der sicherlich nichts mit einer Dekoration zu tun hatte. Die Schale verschönerte das Zimmer bestimmt nicht.
Ich strich mit den Händen über die glatte Oberfläche. Es war poliertes Metall, das sich eigentlich hätte kalt anfühlen müssen, was allerdings nicht der Fall war.
Man konnte hier vielleicht von einer gesunden Wärme sprechen, wie sie auch in meinen Fingern vorhanden war. Da gab es kaum einen Unterschied.
Schon oft hatte mir das Kreuz geholfen, einen gewissen Weg zu finden. Viele Male hatte ich den Kontakt zwischen zwei verschiedenen Polen oder Magien durch das Kreuz hergestellt, das mir dann dabei geholfen hatte, Eintritt in eine andere Welt zu bekommen.
Aibon war auch eine andere Welt. Nur war es verdammt schwer, dort hinein zu gelangen. Es gab nur wenige Tore, und die meisten waren von dieser Seite verschlossen. Ohne Hilfsmittel war da nichts möglich. Auf mein Kreuz konnte ich mich auch nicht verlassen, denn auf Aibon reagierte es nur schwach oder gar nicht.
Trotzdem war es einen Versuch wert.
Meine Konzentration hatte etwas nachgelassen, und so hörte ich die Geräusche hinter meinem Rücken wieder deutlicher.
Das Keuchen war verstummt. Es hatte einem bösartig klingenden Kreischen Platz geschaffen.
Im Sitz drehte ich mich - um im nächsten Moment auf die Beine zu schnellen, denn was ich sah, wollte ich zuerst nicht glauben.
Der Killer-Gnom hatte sich befreit. Und er hatte dabei seine rechte Hand abgerissen!
***
Shao passte es nicht, dass sie allein in der Wohnung zurückblieb, denn Suko war in die Tiefgarage gefahren. Sie gehörte nicht unbedingt zu den ängstlichen Menschen, aber die letzten Stunden hatten doch einiges in ihrem Leben auf den Kopf gestellt.
Bisher hatte sie sich in diesem Haus
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