1210 - Todesgruß aus Aibon
Moment wie zuckend kleben blieb. Sein Maul hatte sich noch vergrößert. Darin tanzte eine Zunge, die letztendlich nach vorn stieß und mich an einen dicken braunen Wurm erinnerte. Dann brach er zusammen und blieb bewegungslos auf der Arbeitsplatte liegen. Das Messer war ihm aus der Hand gerutscht. Ich nahm es zuerst an mich. Später verschwand es im Papierkorb unter der Spüle.
Allmählich war ich es leid, nach den tödlichen Kobolden zu suchen, aber ich musste davon ausgehen, dass sich noch mehr davon in der Wohnung aufhielten.
Im Bad schaute ich zuerst nach.
Es war leer.
Das kalte helle Licht schmerzte für einen Moment in meinen Augen. Selbst in der Toilette schaute ich nach, aber auch dort war nichts zu sehen. Blieb noch das Schlafzimmer.
Da gab es keine Möbel. Die Mieterin hatte nur den einen Raum eingerichtet, um ihn zu einer Falle werden zu lassen.
Alles andere hatte sie nicht interessiert. Ein Essen hätte mir Selina wohl nicht zubereitet. Außerdem hatte ich in der Küche die Einkäufe des Morgens nicht gesehen.
Die Zentrale der Wohnung war eben das Wohnzimmer. Dort zog es mich wieder hin, auch wehten mir die Geräusche schon im Flur entgegen. Ich betrat das Zimmer und hätte beinahe gelacht, denn die Szene sah wirklich zum Lachen aus.
Der letzte noch lebende Kobold versuchte mit aller Macht, sich aus der Handschelle und somit von der Couch zu befreien, an die er gefesselt war. Es ging nicht. Das Metall war zu stark, aber er hatte es tatsächlich geschafft, die Couch ein wenig zur Seite zu rücken, denn sie stand anders als vorher.
Der Killer-Gnom hatte mich noch nicht bemerkt. Er keuchte und knurrte, er fletschte sein Gebiss, und ich schüttelte den Kopf. So würde er nie freikommen.
Aber da bemerkte er mich.
Ob er mich gesehen oder nur gehört hatte, bekam ich nicht heraus. Jedenfalls hielt er in seinen Bemühungen inne, legte den Kopf zurück und schaute an meiner Gestalt hoch.
»Keine Chance«, sagte ich.
Ob er mich verstanden hatte, war fraglich. Jedenfalls keuchte er mir eine Antwort entgegen. Dann zerrte er wieder an der Handschelle, als wollte er mir damit drohen.
Ich kümmerte mich nicht um ihn und setzte mich auf das Sofa. Selina Green war verschwunden. Ob sie die Flucht ergriffen hatte oder sich einfach nur im Haus versteckt hielt, das konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Auf der anderen Seite traute ich ihr alles zu, denn sie war eine Person, die nicht so leicht aufgab.
Ich dachte an Suko und Shao. Bestimmt warteten sie voller Spannung auf mich, und so holte ich mein Handy hervor, um sie anzurufen.
Suko war sofort dran.
»John, endlich. Noch zwei Minuten länger, und ich hätte dich gesucht.«
»Ich lebe ja noch.«
»Sehr gut, gratuliere, aber deine Stimme hört sich trotzdem nicht gut an.«
»Stimmt. Ich habe auch einiges hinter mir.«
Er musste lachen und sagte dann: »Es war wohl nichts mit der Einladung zum Essen?«
»Das kannst du laut sagen.«
»Und was ist wirklich geschehen?«
Suko war ein Mensch, der sich nicht so leicht überraschen ließ, in diesem speziellen Fall allerdings konnte ich mir vorstellen, dass ihm vor Staunen der Mund offen blieb.
»Killer-Zwerge, John, und eine Frau, der sie gehorchen?«
»Ja, und die jetzt leider verschwunden ist.«
»Das sagst du doch nicht so einfach.«
»Nein, Suko. Ich möchte dich bitten, dass du…«
Er unterbrach mich. »Jetzt verlange nur nicht von mir, dass ich das Hochhaus hier durchsuche.«
»Wäre mal eine Idee«, erwiderte ich ebenfalls lachend. »So weit wollen wir es nicht kommen lassen. Ich möchte nur, dass du in die Tiefgarage fährst und nachschaust, ob dort noch ihr Wagen steht.«
»Wenn du mir das Fabrikat sagst, schaue ich nach.«
»Ein BMW.«
»Auch das noch.«
»Ein kleiner. Ein 3er.« Ich beschrieb ihm, in welcher Parktasche er gestanden hatte.
»Alles klar, ich melde mich wieder. Wann sehen wir uns? Wann kommst du runter?«
»Erst mal nicht«, sagte ich, »es ist besser, wenn du zu mir hochkommst. Es kann auch sein, dass Selina uns wieder besuchen will.«
»Mach' ich glatt.«
Ich steckte das Handy wieder weg und blieb auf dem Sofa sitzen. Dass der Killer-Gnom noch immer versuchte, sich zu befreien, bekam ich am Rande mit. Es störte mich auch nicht in meinen Gedanken. Ich fragte mich ständig, was diese Angriffe zu bedeuten hatten. Sollte nur das Schwert entführt werden?
Wertvoll genug war es. Wenn Guywano es in seinen Besitz bekam, dann konnte er auftrumpfen. Sein Ziel war es, die
Weitere Kostenlose Bücher