1211 - Guywanos Druiden-Festung
geweihten Silberkugeln gegen sie nicht ausreichten? Ich hatte mit ihnen auch die verdammten Killer-Gnome erledigt.
Mein Aufprall warf sie nach hinten. Ich hörte ihren wütenden Schrei, dann brach ein Strauch unter ihrem und meinem Gewicht zusammen, denn ich lag plötzlich auf ihr und engte Selina so stark ein, dass sie die Klinge nicht einsetzen konnte.
Es war meine große Chance.
Mit der rechten Faust schlug ich gegen ihr Echsengesicht. Die Haut war hart, schuppig und hornig. Ich glaubte nicht, dass sie Schmerzen verspürte. Aber ich gab nicht auf und drosch noch einmal zu.
Diesmal hatte ich mich überschätzt. Genau in dem Auge nblick riss sie wieder ihr Maul auf.
Die Zunge, dachte ich noch, dann schnellte sie mir schon entgegen. Sie war besser gezielt, denn sie erwischte diesmal nicht mein Gesicht, sondern klatschte gegen die rechte Faust und hing plötzlich daran fest. Wenn ich aufstehen wollte, schaffte ich das nicht mehr allein, da musste ich Selina mit in die Höhe ziehen.
Ich wälzte mich seitlich von ihrem Körper herab, um zumindest die Chance zu bekommen, aufzustehen.
Auch sie wollte hoch, aber wir hingen noch immer zusammen. Es war eine Situation wie ich sie noch nie zuvor erlebt hatte. Sie hing an mir wie eine Klette. Aus dem offenen Maul hinter der Zunge drangen keuchende Laute. Sie tat nichts. Sie ließ mich einfach nicht los, und ich kam in der Rückwärtsbewegung auch nicht richtig auf die Beine, weil sie wie eine schwere Klette an mir hing.
Aber ich hatte trotzdem Glück. Ich sah in der Nähe meine Beretta liegen. Bevor ich an ihr vorbeischleifte, fasste ich zu und bekam sie tatsächlich zwischen die Finger.
Ob Selina Green das sah, bekam ich nicht mit. Ich kümmerte mich um mich selbst, taumelte dabei noch immer mit ihr im Schlepptau zurück und brachte dann die Hand so hoch, dass sie sich in Kopfhöhe befand.
Oder besser in Höhe des Mundes.
Ich zielte nicht lange, sondern drückte ab.
Der Abschussknall so nahe an meinen Ohren tat dem Trommelfell alles andere als gut. In meinem Kopf dröhnte das Echo nach, aber das war mir alles egal. Wichtig war der Treffer und meine Befreiung. Plötzlich war die Zunge nicht mehr vorha nden. Die Kugel hatte sie tatsächlich in Fetzen geschossen. Teile davon wischten noch vor meinem Gesicht in die Höhe, und wenig später hatte ich auch mein Gleichgewicht wieder zurückgefunden.
Mit der Waffe im Anschlag blieb ich stehen.
Noch hielt Selina das Schwert fest, aber ihre Bewegungen waren längst nicht mehr so kontrolliert und überlegt. Jetzt war sie es, die taumelte und Probleme mit dem Gleichgewicht hatte. Das Schwert benutzte sie als Stütze.
Ich legte auf Selina an. Dass ich die Zunge zerschossen hatte, das hatte mir Hoffnung gegeben. So unverwundbar war das Aibon-Wesen doch nicht.
»Hier spielt die Musik!« Selina schaute hoch. Was sie sah, konnte ihr nicht gefallen. Sie sah mich in treffsicherer Entfernung vor ihr stehen und schaute dabei in die Mündung der Beretta. »Deine Zunge habe ich durch eine geweihte Silberkugel zerstören können, Selina. Jetzt bin ich gespannt, wie es sich mit deinem verdammten Gesicht verhält.«
Sie konnte nicht antworten. Aber nicht, weil sie nicht wollte, sondern weil sie etwa die Hälfte ihrer Echsenzunge verloren hatte. Wenn sie den Mund bewegte und dabei versuchte, eine Antwort zu formulieren, dann umtanzten die Reste der Zunge das Maul wie ein Stück zerfetzter Stoff.
Aber sie hielt das Schwert noch fest. Für sie musste es wie ein Rettungsanker sein. Ich musste ihn ihr unbedingt wegnehmen.
Deshalb ging ich auf sie zu und ich sah, wie sie die Waffe hochschwang. Diesmal ging es schneller. Trotzdem war sie nicht schnell genug. Wieder wäre ich Sieger geblieben, doch ich freute mich zu früh, denn ich hatte vergessen, in welch einer Umgebung ich mich befand.
Das war nicht meine Welt, das war Aibon. Und es war zugleich ein Land der Magie, die nun einsetzte.
Etwas erwischte mich im Vorwärtsdrang direkt an meinen Knöcheln. Es waren kalte Klauen, die sich zu harten Griffen zusammensetzten und mich an den Knöcheln zurückzerrten.
Da konnte ich nichts mehr tun. Bevor ich zurückgezerrt wurde, gelang mir ein letzter Blick in das schreckliche Gesicht der veränderten Selina Green.
Sogar jetzt sah ich den Triumph, und dann verlor ich endgü ltig den Halt. Wuchtig prallte ich auf den Rücken. Wer meine Knöchel umklammert hielt, bekam ich nicht mit. Aber es waren Krallen, die außerdem spitze Nägel besaßen. So
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