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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die jetzt nicht mehr tote Person abholen sollten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Bitte?« Ich war ehrlich überrascht. Meine verblüffte Miene war nicht gespielt.
    Sie nickte mir zu. »Ich weiß es nicht, ob Sie es glauben oder nicht, Mr. Sinclair. Es ist mir unbekannt.«
    »Aber Sie wussten doch Bescheid…«
    »Ja und nein, Mr. Sinclair. Ich habe eine Telefonnummer angerufen, das ist alles. Da sind die beiden Männer dann gekommen und haben meine Untermieterin abgeholt.«
    »Aha, Louise ist oder war ihre Untermieterin.«
    »Ja, Sie lebte oben bei mir im Haus. Zwei kleine Zimmer, nicht mehr. Jetzt ist sie leider tot.«
    »Also doch tot?«
    »Nun ja«, erwiderte sie quängelnd, »das sagte ich, so. Ich weiß auch nicht, wie ich mich ausdrücken soll.«
    »Kann ich verstehen. Ist sie eigentlich schon älter oder noch recht jung an Jahren?«
    »Eher jünger. So jung wie ich vor mehr als dreißig Jahren gewesen bin. Nun ja, es ist passiert, und ich werde sehen, wie ich damit zurechtkomme.«
    Ich lachte leise und sagte dann: »Sie haben mich neugierig gemacht, Mrs. Florman.«
    »Pardon, das wollte ich nicht. Obwohl ich es durchaus verstehen kann. Mir wäre es an Ihrer Stelle ähnlich ergangen, aber lassen wir das. Ich habe mich nur über Ihre Fragen und zudem über Ihre Ruhe gewundert. Sie kamen mir überhaupt nicht nervös oder ängstlich vor. Ich will nicht sagen, dass Sie etwas Besonderes sein müssen, aber nicht jeder Mensch hätte so reagiert.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, Mrs. Florman.«
    »Dann will ich es Ihnen sagen. Könnte es sein, dass Sie nicht ganz zufällig hier bei mir vorbeigekommen sind? Bitte, ich will Ihnen nichts unterstellen, aber die Möglichkeit könnte bestehen.«
    »Könnte, Mrs. Florman, nur ist es nicht so. Sie müssen mir schon abnehmen, dass es ein Zufall war, auch wenn es Ihnen schwer fällt.«
    »Ja, aber das hat nichts mit Ihrer Person zu tun. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    »Sie kennen meinen Namen.«
    »Ja, ja, schon.« Ungeduldig winkte sie ab. »Aber was steckt dahinter? Sie sind nicht nur einfach ein John Sinclair. Sie müssen mehr sein. Jeder Mensch hat einen Beruf oder eine Berufung, das steht außer Zweifel. Bei Ihnen ist das auch der Fall, das weiß ich verdammt genau.«
    »Naja…« Ich nahm die Schärfe weg. »Da haben Sie schon Recht, Mrs. Florman. Ich bin ein Mensch, der sich eben für alles interessiert und mit offenen Augen durch die Welt läuft. So interessiere ich mich dafür, was es an ungewöhnlichen Vorgängen und Dingen auf unserer Mutter Erde gibt. Man kommt ja manchmal mit Vorgängen in Kontakt, die wirklich das Maß des Normalen sprengen. So wie hier. Und dann interessiere ich mich natürlich dafür.«
    »Und Sie haben keine Angst?«
    Ich schickte ihr ein Lächeln entgegen. »Bitte, Mrs. Florman, jeder Mensch hat Angst. Gäbe es keine Angst, dann gäbe es auch keinen Mut. So sehe ich die Dinge.«
    »Das ist gut gesagt und auch wunderbar allgemein. Nur scheint mir das nicht Sie persönlich zu betreffen. Sie hätten eigentlich Angst haben müssen, Mr. Sinclair.«
    »Vielleicht hatte ich die auch.«
    »Nein«, erwiderte sie gedehnt, »diesen Eindruck haben Sie nicht auf mich gemacht. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Es istja vorbei, und ich werde mir überlegen, was mit Louise Baker geschieht, die ja etwas Besonderes ist.«
    »Das sehe ich inzwischen auch so, Mrs. Florman. Bevor ich gehe und Sie zufrieden sind, hätte ich eine Bitte.«
    »Sprechen Sie.« Das sagte sie nicht sofort, sondern erst nach kurzem Nachdenken.
    »Ich hätte mir gern die Tote angeschaut.«
    Jetzt war es heraus, und Mrs. Florman sagte zunächst nichts.
    Sie saß auf der Couch, schaute mich an, schüttelte nach einer Weile den Kopf und meinte: »Ich möchte, dass der Sarg geschlossen bleibt.«
    Das sollte als Antwort reichen. Nur passte es mir nicht in den Kram. Deshalb blieb ich auch stur. »Warum, Mrs. Florman, wehren Sie sich dagegen? Was versuchen Sie zu verbergen?«
    »Es ist mein Problem.«
    »Ja, das gebe ich sogar zu. Aber sind Sie es nicht gewesen, die die beiden Männer hat herkommen lassen?«
    »Da hatte ich mich geirrt.«
    Ich schaute sie an, und sie wusste Bescheid, denn sie sagte:
    »Sie glauben mir nicht, Mr. Sinclair.«
    »Es fällt mir zumindest schwer.«
    »Kann ich mir denken. Es ist auch nicht einfach. Nur hat jeder Mensch seinen Korb zu tragen. Der eine hat ihn weniger, der andere hat ihn mehr gefüllt. Wenn ich Ihre Hilfe gebraucht hätte oder sie noch

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