1215 - Der Ruf des Stahlherrn
deiner Unterstützung könnte es gelingen. Du brauchst mich nur zum Stahlherrn zu bringen."
„Du bist verrückt", entfuhr es Mosker. „Niemand weiß, wo der Stahlherr zu finden ist. Es heißt zwar, daß er sich im Bereich des Tortransmitters aufhält, durch den er nach Starsen gekommen ist. Er kann sich aber auch irgendwo in der Starsenmauer verstecken. Vielleicht ist sie ihm zum Grab geworden. Oder aber er ist selbst schon Grauleben, was weiß ich..."
Mosker sprang urplötzlich auf die Säulenbeine und streckte alle vier Arme aus.
„Missionar Ghaatin!" rief er dann mit lauter Stimme.
Atlan bekam einen Stoß in den Rücken und wurde auf dem Sitz herumgedreht. Er sah sich einem Artgenossen von Mosker gegenüber, der noch grobknochiger und gedrungener wirkte. Im Hintergrund sah er eine Eskorte der bekannten Echsenwesen.
„Du bist also der angebliche Freund unseres Stahlherrn", sagte Ghaatin und musterte ihn. „Den Besuchern aus dem Hochland sagt man eine große Ähnlichkeit mit dem Stahlherrn nach. Aber dein Anblick enttäuscht mich. Ich finde dein Gesicht dem Bildnis des Stahlherrn nicht sehr ähnlich. Bist du am Ende gar ein falscher Freund?"
„Der Stahlherr könnte das entscheiden", erwiderte Atlan, der förmlich körperlich spürte, welcher Haß ihm von diesem Kyrlier entgegenschlug. Prompt warnte ihn sein Extrasinn: Nimm dich vor diesem Missionar in acht. Er ist dein persönlicher Feind!
„So sei es!" bestimmte Ghaatin. „Der Stahlherr selbst wird das Urteil über dich fällen."
4.
Es gab viele Melukken in diesem Teil der Peripherie. Das lag vor allem daran, daß dieses Gebiet an den Bezirk des Status-Drei-Bürgers Ar'Gentov grenzte, der zum Großteil von Melukken bewohnt wurde, die den statuslosen Zustand der Unfreiheit vorzogen.
Nach den Ureinwohnern, den echsenhaften Hegeten, stellten die Melukken den zweitgrößten Anteil der Bevölkerung. Keiner der Auswanderer bereute es, das Gentov-Viertel verlassen zu haben, denn die Melukr ken genossen einen guten Ruf. Zum einen waren sie rechtschaffene Handwerker und Pflanzenzüchter mit umfassenden Kenntnissen. Zum anderen stellte sich heraus, daß sie die Fähigkeit des Lippenlesens in besonderem Maß beherrschten.
Natürlich gab es auch Interpreten, die anderen Völkern angehörten, aber das änderte an der Vormachtstellung der Melukken auch in dieser Position nichts.
Illor war stolz darauf, ein Lippeninterpret des Stahlherrn zu sein und einen gewissen Einfluß auf die Stahlsöldner zu haben. Allerdings war er in letzter Zeit immer ö fter gezwungen, sehr frei zu interpretieren, weil vom Stahlherrn nur noch selten Botschaften kamen. Seine Abbilder, die die Stahlsöldner aus ihren eisernen Insektenschädeln entstehen ließen, blieben meistens ohne Lippenbewegungen.
Geschickte Interpreten verstanden es aber, die Stahlsöldner so zu beeinflussen, daß sie Totenmasken nach ihrem Willen produzierten. Illor verstand sich ebenfalls darauf, er hatte dies jedoch noch nie zweckentfremdend mißbraucht. Wenn er manipulierte, dann nur im Sinn des Stahlherrn.
Es gab aber auch Interpreten, die weniger skrupellos waren.
In diese Kategorie gehörte Litto. Er war kein Diener des Stahlherrn, sondern ein Vasall von Missionar Ghaatin. Illor wollte dem Kyrlier nichts Böses nachsagen, obwohl es viele Verdachtsmomente gab, die dafür sprachen, daß er nicht immer im Sinn des Stahlherrn waltete.
Dafür war Illor nicht zu haben.
Illor hatte auch etwas gegen Exekutionen. Er hätte sich nie dafür hergegeben, Stahlsöldner derart zu beeinflussen, daß sie ihre tödlichen Waffen gegen Wehrlose richteten.
Litto hatte auch in diesem Punkt keine Bedenken.
Diese Gegensätze waren der Nährboden für eine erbitterte Feindschaft zwischen den beiden. Illor wäre einmal bei einem Unfall fast ums Leben gekommen, und er war sicher, daß dahinter kein anderer als Litto steckte. Aber da er keine Beweise hatte, ließ Missionar Ghaatin die Angelegenheit nicht weiterverfolgen.
Ghaatin wußte eben, was er seinem blind gehorchenden Diener schuldig war. Illor fiel wegen dieser Anschuldigung bei Ihm dagegen noch mehr in Ungnade.
Und dann passierte die Sache mit Ar'Gentov, die ihm fast das Genick gebrochen hätte.
Zoke, der viel Ähnlichkeit mit einer wandelnden Pflanzt hatte, berichtete Illor, daß er Ar'Gentov vom Statusdenken abgebracht und für die flache des Stahlherrn gewonnen hätte.
„So schnell?" wunderte sich Illor. „Ich kenne Gentov und weiß, wie sehr mein Volk
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