Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1215 - Der Ruf des Stahlherrn

Titel: 1215 - Der Ruf des Stahlherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sollte.
    Eine Ironie des Schicksals auch für Ghaatin, der sich lieber mit einem Dreier als mit einem Überlauf er verbündet hätte.
    Aber was hatte der Missionar damit gemeint, als er von einer „größeren Veranstaltung" sprach? Sollten noch mehr Exekutionen stattfinden?
     
    *
     
    Wöleböl und Chulch waren überglücklich, als sie zu Atlan in den Saal gebracht wurden. Sie berichteten aufgeregt, daß sie pausenlos von den verschiedensten Leuten verhört worden waren und sie das Gefühl hatten, daß man ihnen Glauben schenkte.
    „Solange wir getrennt waren", erklärte Chulch, „da war ich mir über unser Schicksal im unklaren. Aber jetzt, da wir wieder beisammen sind, bin ich sicher, daß man uns frei läßt. Was hast du erreicht, Atlan? Wird man uns Treumänner zur Verfügung stellen und uns zum Stahlherrn bringen?"
    „Du hast sie doch überzeugt, daß du denselben Status wie der Stahlherr hast, Atlan?" erkundigte sich Wöleböl.
    Atlan deutete mit dem Kopf in den Hintergrund des Saales, der bis auf den großen runden Tisch leer war.
    Dort stand im Halbdunkeln eine geschuppte und geflügelte Gestalt, die von zehn Stahlsöldnern eskortiert wurde.
    „Ein Meykatender!" rief Wöleböl beim Anblick seines Artgenossen überrascht und eilte auf ihn zu. Doch auf halber Distanz kamen ihm die Stahlsöldner entgegen, so daß er anhalten mußte. „Stammst du auch aus Ol On Nogons Viertel? Wie heißt du? Wie bist du in die Peripherie gekommen?"
    Der Meykatender stand wie meditierend mit gesenktem Hammerkopf da. Es dauerte eine ganze Weile, bevor er seinen Schlitzmund öffnete und die tentakeligen Sinnesorgane ausfuhr.
    „Ich war einer der ersten, den die Stahlsöldner holten", sagte er dann. „Mein Name ist Groelle, und ich bin ein Interpret des Stahlherrn."
    „Dann kannst du mir auch verraten, was der Stahlherr mit uns vorhat", sagte Wöleböl. „Hast du dich mit ihm in Verbindung gesetzt? Was sagt er über uns? Atlan ist einer seiner engsten Freunde. Hast du Grüße auszurichten? Rede schon!"
    „Das fällt nicht in meinen Aufgabenbereich", antwortete Groelle, dem bei der Begegnung mit einem Artgenossen offenbar nicht wohl in seiner Schuppenhaut war. „Ich bin nur da, um euch zu bewachen und euch das Geleit zu geben. Ihr sollt dem Stahlherrn von Angesicht zu Angesicht vorgeführt werden."
    „Danke. Mehr wollte ich gar nicht wissen", sagte Wöleböl und kehrte zu Atlan und Chulch zurück, „Jetzt wird alles gut. Der Stahlherr wird seinen alten Freund Atlan schon nicht im Stich lassen, nicht wahr?"
    „Es wird schon schief gehen", sagte Atlan.
    „Was soll denn jetzt noch schief gehen?" wunderte sich Chulch. „Bist du am Ende kein Freund des Stahlherrn?"
    „Das ist nur so eine Redewendung", erklärte Atlan. „Aber macht euch nicht zu große Hoffnungen. Wenn wir dem Stahlherrn vorgeführt werden sollen, bedeutet es nicht, daß er uns auch in Gestalt gegenübertreten wird. Die, Betonung liegt auf von ‚Angesicht zu Angesicht'."
    „Es ist soweit!" verkündete der meykatenderische Lippeninterpret. „Der Stahlherr läßt euch rufen."
    Die Stahlsöldner schwärmten aus, umzingelten sie und drängten sie zu dem Torbogen, durch den auch der Meykatender trat. Chulch, der nicht sofort reagierte, bekam von einem Stahlsöldner einen Schubs und sprang mit einem Aufschrei nach vorne. Er hinkte auf einem seiner sechs Beine und griff mit schmerzverzerrtem Gesicht nach hinten, um sich das Sitzfell zu reiben.
    „Brutale Biester!" schimpfte er die Stahlsöldner.
    Groelle ging voran und führte sie durch einen breiten Gang auf ein großes, ovales steinernes Podium. Als Atlan hinaustrat, hatte er den Eindruck, auf einer Theaterbühne zu erscheinen, die muschelförmig überdacht war. Selbst die Kulissen fehlten nicht - auf der halbkreisförmigen Bühnenwand waren „Totenmasken" des Stahlherrn in verschiedenen Größen gemalt. Aber sie hatten so wenig Ähnlichkeit mit Lethos, daß Atlan in ihnen den Hathor nie erkannt hätte.
    Vom Muscheldach strahlten helle Scheinwerfer, die die gesamte Bühne schattenlos ausleuchteten. Der Publikumsraum lag dagegen in völliger Dunkelheit. Aus den Geräuschen, die aus dem Dunkeln drangen, war jedoch zu schließen, daß sich Tausende Zuschauer versammelt hatten, um dem folgenden Schauspiel beizuwohnen.
    Was für eine Schau soll ihnen geboten werden? fragte sich Atlan. Er hatte kein gutes Gefühl, aber sein Extrasinn bestätigte ihn in seiner düsteren Vorahnung nicht. Er schwieg.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher