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1215 - Der Ruf des Stahlherrn

Titel: 1215 - Der Ruf des Stahlherrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Klingt doch recht beeindruckend, nicht wahr?"
    „Übertrieben, würde ich sagen", antwortete eine Lautsprecherstimme. „Der lügt, daß er vor Scham grau werden müßte. Aber wir werden sehen. Kläre ihn über die Sachlage auf, Danach nehme ich ihn mir persönlich vor."
    Mosker unterbrach die Verbindung.
    „Wer war das?" erkundigte sich Atlan.
    „Missionar Ghaatin", antwortete Mosker. „Einer, der die Lehren des Stahlherrn verbreitet und darauf achtet, daß seine Gesetze eingehalten werden. Es ist nämlich nicht ganz einfach, in der Peripherie für Ordnung zu sorgen, zumal uns der Stahlherr nicht gerade tatkräftig unterstützt."
    „Wie ist das zu verstehen?" fragte Atlan. „Im Zentrum herrscht die Meinung, daß die Peripherie unter seiner Kontrolle ist."
    „Dank unseres selbstaufopfernden Einsatzes", erklärte Mosker. „Ohne uns, die Missionare, wäre die Peripherie längst schön im Chaos versunken. Wir sorgen für Ordnung, verhindern die Infiltration durch Fraternität und Geriokratie. Wir Werden wohl von den Stahlsöldnern und den Interpreten unterstützt. Aber es gibt zu wenige Stahlsöldner, und auf die Lippeninterpreten, die den Willen des Stahlherrn verkünden sollen, kann man sich nicht bedingungslos verlassen. Also müssen wir größtenteils improvisieren."
    „Und was ist mit dem Stahlherrn?" fragte Atlan.
    „Ja, was ist mit ihm?" fragte Mosker zurück. „Als vor nunmehr fast sechs Jahren einer der Tortransmitter ansprach und sich der Stahlherr über alle Starsenspender meldete, sein Bildnis auch an vielen Stellen der Starsenwand erschien, da war das der Beginn der Revolution. Sein Aufruf zum Kampf gegen die Statusgesellschaft - STATUS IST TÖDLICH - prägte sich in die Gehirne aller Starsener fest ein. Und als der Stahlherr die drei Statussymbole, Citytrans, Cityab und Starsenspender in der Peripherie auslöschte, schien er damit eine Flamme entzündet zu haben, die die Hoffnung weckte, daß sie auf die gesamte Metropole übergreifen würde. Aber es war nur ein Strohfeuer. Kaum hatte der Stahlherr die Revolution entflammt, trat er nie mehr wieder in Aktion. Er hat uns die Stahlsöldner als Vermächtnis hinterlassen - sie sind wohl als eine Art verlängerter Handlungsarm gedacht und sollen an seine Präsenz erinnern. Sie handeln in seinem Sinn, lassen sporadisch seine Totenmaske entstehen. Aber die Bildnisse des Stahlherrn sprechen nicht mehr zu uns. Seine Lippen bewegen sich, wenn Überhaupt, lautlos. Darum gibt es die Interpreten, deren Aufgabe es ist, ihm die Worte vom Mund abzulesen. Das bietet mitunter einen großen Spielraum, und die Fälle von Fehlinterpretation sind Legion. Es ist, als läge der Stahlherr in Agonie. Und da kommst du und bittest um eine Audienz."
    „Es muß einen Weg geben, um zum Stahlherrn zu gelangen", beharrte Atlan.
    „Wer weiß, ob der Stahlherr Überhaupt noch existiert", sinnierte Mosker. Er blickte Atlan aus seinen großen, grau schimmernden Augen an. „Ich bin geneigt, dir zu glauben, daß du von der gleichen Art wie der Stahlherr bist. Darum will ich dir eines im Vertrauen sagen. Wenn der Stahlherr die Macht hätte, die man ihm unterstellt, dann würde er vorerst einmal in der Peripherie aufräumen. Die Situation eskaliert. Es haben sich Klüngel gebildet, deren Machtbestrebungen denen der Fraternität und Geriokratie um nichts nachstehen. Die Stahlsöldner stehen da auf verlorenem Posten."
    „Und was ist mit den Interpreten und mit den Missionaren?" erinnerte Atlan. „Ich glaubte dich sagen zu hören, daß ihr die Situation kontrolliert, die ausführenden Organe seid. Habt ihr nun die Macht, den Willen des Stahlherrn durchzusetzen?"
    Mosker schnitt eine Grimasse.
    „Es gibt eben auch unter uns solche und solche", sagte er. „Und einige mißbrauchen ihre Macht für eigene Ziele. Es ist ein allmählicher Prozeß, der mit kleineren, unbedeutenden Verfehlungen begann, die jedoch immer mehr überhand nahmen, als es sich zeigte, daß der Stahlherr nicht einschritt. Nun gibt es inzwischen unzählige Interessengruppen, die zwar alle gegen Fraternität und Geriokratie stehen, darüber hinaus aber jede ihr eigenes Süppchen kochen."
    „Verstehe", sagte Atlan. „Du hast ein düsteres Bild der Situation gemalt, Mosker. Wenn du gegen diese Mißstände bist, dann könntest du mir helfen, mit diesen aufzuräumen."
    „Wie stellst du dir das vor?"
    „Wir müssen zum Sitz des Stahlherrn vordringen und versuchen, ihn aus seiner Agonie zu reißen", sagte Atlan. „Mit

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