1215 - Der Ruf des Stahlherrn
nicht herein, Gentov", sagte der TeDe-Fe. „Und auf Ghaatin kannst du nunmehr überhaupt nicht mehr setzen. Für ihn bist du einer von uns. Wie gefällt dir das, Gentov?" Der Troteer verließ die Steuerzentrale, und ein Hegete folgte ihm wie ein Schatten.
„Ghaatin wird natürlich überall in der Peripherie Stimmung gegen uns machen", erklärte Mosker die Situation. „Zwar habe ich meinen Getreuen aufgetragen, die anderen Missionare aufzuklären. Aber es ist nun mal so, daß Flucht als Eingeständnis einer Schuld gilt. Solange der wahre Sachverhalt nicht aufgeklärt ist, wird man überall in diesem Abschnitt der Peripherie Jagd auf uns machen. Wir haben darum nur eine Chance. Wir müssen zur Starsenmauer gelangen und das Asylrecht des Stahlherrn in Anspruch nehmen."
„Gibt es so etwas?" erkundigte sich Atlan.
„Das Asylrecht gibt es, seit der Stahlherr die Peripherie befreit hat", antwortete Mosker. „Es besagt, daß jedermann zu einem Untastbaren wird, der die Starsenmauer erreicht. Damit begibt er sich unter den Schutz des Stahlherrn, und nur dieser kann über ihn richten. Aber da der Stahlherr sich in letzter Zeit immer seltener manifestierte, wurde auch oft genug gegen das Asylrecht verstoßen. Trotzdem ist das unsere beste Chance. Erreichen wir die Starsenmauer, ziehen wir zumindest die Aufmerksamkeit auf uns und können Ghaatins Verfehlungen aufzeigen."
„Ihr habt auch noch mich", meldete sich da Illor, der in die Steuerzentrale kam. Er blickte zu Atlan und fuhr fort: „Uns stehen hundert Stahlsöldner zur Verfügung, die alle auf dich reagiert haben. Der Stahlherr selbst hat über sie zu dir gesprochen, und ich bezweifle nicht, daß er sie zu deinem persönlichen Schutz abgestellt hat. Dieses Ereignis zeigt, daß der Stahlherr wieder aus seinem Dämmerzustand erwacht ist. Aber irgend etwas bindet ihn noch, und er braucht Hilfe, um sich endgültig davon befreien zu können. Diese Hilfe kannst nur du ihm geben, Atlan."
„Aber wie gelange ich zu ihm?" fragte Atlan.
„Ich erwarte dich im Dom Kesdschan", erinnerte der Interpret „Sagt dir das nichts? Hat dieser Name keine Bedeutung für dich?"
„Doch, eine ganz besondere Bedeutung sogar", antwortete Atlan. „Aber dennoch bin ich immer noch überzeugt, daß du einer Fehlinterpretation aufgesessen bist. Lethos kann den Dom Kesdschan nicht gemeint haben."
„Der Stahlherr hat diesen Begriff verwendet", beharrte Illor.
Atlan wollte dem Interpreten glauben, denn er konnte sich den Begriff nicht aus dem Finger gesogen haben. Wie wäre er ausgerechnet auf den Dom Kesdschan gekommen, da er diesen Namen vorher noch nie gehört hatte?
Lethos konnte damit aber nicht den wirklichen Dom auf Khrat gemeint haben, sondern mußte die Bezeichnung als Synonym für einen Ort mit symbolhafter Bedeutung gebraucht haben.
Ist es wirklich so schwer, die Wahrheit zu erkennen? meldete sich sein Extrasinn. Lethos' Bewußtsein hat sich mit dem von Terakdschan vereint und im Dom Kesdschan manifestiert. Für alle Zeiten. Beide Bewußtseine sind körperlos, aber sie können einen Hathorkörper projizieren, In so einem Projektionskörper ist Lethos-Terakdschan in die Tiefe gelangt. Und er wurde bei seiner Ankunft in einen Tortransmitter der Starsenmauer verschlagen. Warum wohl ist er danach in Starsen nie in seinem Projektionskörper aufgetreten ?
„Weil sich sein Bewußtsein in der Starsenmauer manifestiert hat!" gab sich Atlan die Antwort laut. Als er die überraschten Gesichter um sich sah, führte er erklärend aus: „Mit dem Dom Kesdschan kann nur die Starsenmauer gemeint sein, in der sich der Stahlherr manifestiert hat. Die Totenmasken und die Stahlsöldner selbst sind Ausdruck dieser Manifestation. Irgendwo im Bereich des Tortransmitters, der kurz vor seiner Ankunft ansprach, muß der Stahlherr zu finden sein. Dorthin müssen wir."
„Wir könnten es schaffen", sagte Mosker.
Atlan fragte sich, was für ein Handikap Lethos-Terakdschan zu tragen hatte, daß er nur als illusionistischer Stahlherr auftreten konnte. Lag es daran, daß er seinen Projektionskörper verloren hatte?
Atlan würde es herausfinden. Er war bereit, in den „Dom Kesdschan" zukommen.
*
Damoozin und Viilpren, die beiden hegetischen BOHRER-Piloten, beherrschten ihr Gefährt souverän. Es schien, als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan, als mit ihm durch die Kavernen zu schippern.
Sie wußten immer, was die beste Lösung für die jeweilige Situation war, ob sie sich auf
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