1215 - Mich jagte die blonde Bestie
Hügelkuppe stehen zu bleiben. Da fühlte ich mich zu sehr als Zielpunkt, der schnell angegriffen werden konnte.
Deshalb war es für mich besser, wenn ich in die Richtung ging, in der das Hügelland abflachte und schließlich aufhörte.
Mein Weg führte mich über graues Gestein hinweg. Es war zwar fest, aber trotzdem porös. Zudem pulvertrocken. An manchen Stellen waren faustgroße Stücke herausgebrochen und in irgendwelchen kleinen Gräben verschwunden.
Es war nicht nur eine dunkle Welt, sondern auch eine Welt ohne Wasser. Als mir dieser Gedanke kam, bemerkte ich erst, welchen Durst ich hatte. Meine Kehle war trocken, als hätte ich mit Staub gegurgelt. Ich sehnte mich nach einem Schluck Wasser, doch danach suchte ich hier vergeblich.
Vampire brauchen kein Wasser. Ihnen reicht das Blut eines Menschen. Noch strömte es durch meine Adern. Wobei ich mich fragte, wie lange das noch der Fall sein würde.
Aber meine Gedanken drehten sich nicht nur um mich. Ich sah mich immer als Mitglied eines Teams an. In der Mannschaft arbeiten viele zusammen. So war es auch bei uns, und meine Freunde waren sicherlich mehr als besorgt, weil ich mich nicht bei ihnen gemeldet hatte. Das trotz eines Handys.
Über diesen Gedanken musste ich grinsen, obwohl mir nicht danach zu Mute war. Die moderne Technik half eben nicht überall. Irgendwie war das sogar gut. In meinem Fall allerdings nicht.
Was würden meine Freunde unternehmen?
Niemand würde mein Verschwinden hinnehmen. Wahrscheinlich befand sich Suko bereits auf dem Weg nach Yerby.
Sicherlich hatte sich auch Father Ignatius gemeldet, denn mit seinem Anruf und der damit verbundenen Bitte, mich einmal in diesem Rest House umzuschauen, hatte schließlich alles begonnen.
Es war nur ein Verdacht gewesen. Gut, er hatte sich bestätigt.
Dass es allerdings auf diese Art und Weise geschehen würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Er wahrscheinlich auch nicht, sonst hätte er mich gewarnt. Er war nur davon ausgegangen, dass in diesem Rest House einiges nicht in Ordnung war.
Warum er Verdacht geschöpft hatte, wusste ich nicht, aber jetzt war mir bekannt, dass der Verdacht stimmte, denn Carlo Rosetti war seinen eigenen Weg gegangen. Er hatte sich mit Dracula II verbündet, und genau das war mein Problem.
Warum hatte er das getan? Was wollte er damit bezwecken?
Ich konnte mir nur vorstellen, dass Dracula II ihm eine neue Heimat auf dieser Welt geben wollte.
Im Prinzip brauchte er das nicht. Dracula II war mächtig genug. Wann immer er wollte, konnte er seine Welt verlassen.
Aus diesem Grunde war ich schon etwas nachdenklich, was die Motive des Heimleiters anging. Es konnten durchaus andere Ziele dahinter stecken.
Ich wollte mir den Kopf nicht über fremde Personen zerbrechen, meine eigene Lage war prekär genug, auch wenn noch nichts weiter geschehen war. Nach wie vor ging ich allein durch die leere Landschaft und sah das neue Ziel jetzt genauer.
Es war möglich, dass diese Umgebung so etwas wie einen Wald darstellen sollte. Keinen frischen und natürlichen, dafür einen toten und abgestorbenen. Einen Wald, in dem die Bäume als Fragmente standen und ihre Blätter verloren hatten.
Hinter mir blieben die Buckel der Hügel zurück. Der Boden schimmerte nicht mehr so glatt. An manchen Stellen hatte sich eine Staub- oder Ascheschicht ausgebreitet. Sie war wie Puder, als ich durch sie schritt. Bei manchen Schritten wölkte sie hoch. Mir kam in den Sinn, dass es auch die Asche von Toten sein konnte, durch die ich ging.
Jenseits der Bäume oder was immer es sein mochte, hatte die Welt einen fahlen Schimmer erhalten. Er wurde von einem Licht abgegeben, dessen Quelle ich jedoch nicht sah. Es war einfach etwas heller. Allerdings war es kein Licht, das den Vampiren gefährlich werden konnte wie das der Sonne. Nach ihr sehnte ich mich. Ich wünschte sie mir als Glutball am Himmel, damit ihre zerstörerische Kraft diese verdammte Welt hier vernichtete.
Dieser Wunsch erfüllte sich bestimmt nicht. Und so ging ich weiter dem neuen Ziel entgegen. Ich versuchte, meinen Durst zu vergessen und konzentrierte mich auf die neue Umgebung mit den kahlen Bäumen.
Am Rand des abgestorbenen Waldes blieb ich stehen. Es war wirklich kein Blatt zu sehen. Die Stämme und das Geäst der Bäume sahen nicht nur kahl aus, sie wirkten auch wie poliert.
Eine Rinde sah ich nicht, dafür die dicken Arme, die sich mir entgegenstreckten.
Am Rande blieb ich stehen und suchte nach einer Bewegung inmitten dieses
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