1215 - Mich jagte die blonde Bestie
an.
Ich rannte zurück in den Wald. Es war keine Feigheit, sondern Taktik. In der freien Luft konnten sich die Bestien bewegen, wie sie wollten, in diesem abge storbenen Wald aber, in dem die Bäume doch recht dicht beisammen standen, sah das schon anders aus.
Hier musste ich meine Chance suchen.
Die zwei Angreifer zeigten sich irritiert. Sie suchten nach dem richtigen Weg. Einer schwang sich flatternd in die Höhe.
Ich hatte das Gefühl, dass die Luft bei ihren Schwingbewegungen regelrecht knatterte.
Derweil hing ich an einem Ast. Nach dem zweiten Versuch, den Ast abzubrechen, hörte ich über mir das Knacken, und plötzlich war der Widerstand verschwunden.
Durch die Veränderung sackte ich zusammen, ging zurück, stieß gegen einen Stamm, blieb aber auf den Beinen - und hielt den Ast mit beiden Händen fest.
Die erste Fledermaus hatte den richtigen Weg gefunden. Sie flatterte mir jetzt auf Umwegen und mit leichten Zickzackbewegungen entgegen. Der Kopf und das Maul malten sich zwischen den Schwingen ab. Das Tier hatte genug mit sich selbst zu tun, sodass ich die Chance wahrnahm.
Der Ast war vorn nicht angespitzt. Leider nicht. So konnte ich mich nicht in Frantisek Marek, den Pfähler, verwandeln. Ich musste es anders versuchen, lief dem Flattermann entgegen, zielte und drosch zu.
Frust und auch Wut hatte ich in diese Aktion hineingelegt.
Mich sollte nichts aus dem Konzept bringen, und das Ende des Astes rammte ich direkt in das kleine Gesicht der Fledermaus.
Ich spürte einen Widerstand. Um mich herum war plötzlich ein wildes Flattern zu hören. Schwingen bewegten sich hektisch. Ich wurde auch getroffen, aber nicht zu Boden geschleudert. Stattdessen rammte ich den Ast noch zwei Mal vor, traf wieder und hatte den Angreifer plötzlich am Boden.
Mein Blick fiel auf das Gesicht.
Es war noch da, aber es war deformiert. Das Wesen kam nicht mehr hoch. Dafür tobte in meiner Nähe sein Artgenosse heran.
Ich beeilte mich.
Mit der Hacke des rechten Fußes trat ich so hart wie nur möglich in das Gesicht.
Es war kein Schrei zu hören. Dafür ein leises Knirschen, als irgendwelche Knochen oder Knorpel brachen. Was weiter mit der zweiten Gestalt geschah, interessierte mich im Moment nicht, denn die zweite Fledermaus war für mich wichtiger.
Ich fuhr geduckt auf der Stelle herum und sah die kleine Bestie in meiner Nähe. Sie griff nicht an und war wohl dabei, nach einer guten Position zu suchen, denn zwischen den Bäumen war es recht eng.
Der erste Sieg ha tte mich beflügelt. Ich war nicht mehr zu halten und lief auf die zweite Fledermaus zu. Diesmal nahm ich nicht meine provisorische Waffe zu Hilfe, denn jetzt reichten mir meine Hände aus. Oder in diesem Fall eine Hand.
Mit der Rechten bekam ich eine Schwinge zu packen. Ich riss das Tier zu Boden, wobei ich mich darüber wunderte, wie leicht es letztendlich war.
Es lag plötzlich vor mir, und ich trat diesmal mit beiden Füßen zugleich zu. So sprang ich der verdammten Fledermaus ins Gesicht. Einmal reichte nicht aus, ich wiederholte es, bis das Zucken der Schwingen aufhörte.
Erst dann trat ich aufatmend zurück und fühlte mich plötzlich besser. Es war wirklich nötig gewesen, diesen Erfolg zu erringen. So etwas stärkt das Selbstbewusstsein.
Die Fledermaus bewegte sich nicht mehr. Das Gesicht sah aus wie ein dunkler Fleck, der sich zwischen den Schwingen ausgebreitet hatte. Sogar die Eckzähne hatte ich durch den Druck zerstört, und ich drehte mich um, weil ich mir die zweite Fledermaus anschauen wollte.
Sie lebte no ch. Ihre Schwingen zuckten. Sie wollte sich erheben, nur war es ihr unmöglich, denn mein Tritt hatte ihren Kopf zerstört.
Ich trat noch einmal zu, um der Fledermaus ein Ende zu bereiten. Dann lehnte ich mich gegen einen Stamm, denn ich musste mich von diesem Kampf erholen.
So schlecht stand es nicht um mich. Dieser Gedanke gab mir einen gewissen Anteil an Mut zurück, und ich dachte daran, was ich in der Hand hielt.
Erst jetzt kam ich dazu, mir den Ast genauer anzuschauen. Er war nicht eben der Klopfer und hielt auch keinen Vergleich zu Mareks Pfahl aus, aber er war immerhin eine Waffe, die mir geholfen hatte und die sich auch noch verbessern ließ.
Rosetti hatte mir zwar viel abgenommen. An zwei Dinge hatte er jedoch nicht gedacht. Zum einen an meine kleine Leuchte - die hatte ich später im Kampf gegen Justine verloren -, und zum anderen an mein Taschenmesser.
Das brachte mich natürlich auf eine Idee. Ich war wirklich nicht
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