1215 - Mich jagte die blonde Bestie
gemessenen Schritten nach vorn trat.
Es war eine männliche Gestalt, das erkannte Suko sofort. Sie ging weiter nach vorn, sodass Suko auch ein helleres Gesicht erkennen konnte. Dabei blieb es nicht, denn das Gesicht erhielt ein Wahrzeichen im oberen Drittel.
Sukos Herz klopfte schneller. Er brauchte nicht mehr zu raten, als er das blutrote D sah.
Aus dem Haus war kein Geringerer als Will Mallmann oder Dracula II getreten…
***
In diesen Momenten verstand Suko einiges, auch wenn er noch nicht voll durchblickte. Will Mallmann interessierte ihn im Moment nicht. Für Suko war es wichtiger, sich mit der Umgebung vertraut zu machen, und das die Welt, von der Dracula II umgeben war. Seine Welt. Die von ihm und Luzifer geschaffene Vampirwelt.
Es erklärte einiges. Das also war der Ort des Bösen, den Rosetti gemeint hatte. Hier unten hatte sich alles konzentriert.
Hier war es zu dieser Verdichtung gekommen, denn hier existierte der Tunnel zwischen den beiden Dimensionen.
Jetzt verstand Suko auch, warum sich der Vampir in Yerby hatte aufhalten können. Er war aus der finsteren Welt entlassen worden, um unter den Menschen freie Bahn zu haben. Wahrscheinlich hatte man ihn in dieses verdammte Reich zuerst hineingeholt.
Dracula II bildete die eine Seite. Es gab noch eine zweite.
Oder den anderen Eckpunkt.
Das war John Sinclair. Von ihm hatte Suko bisher nichts gesehen. Es war deshalb vorstellbar, dass John in die Vampirwelt hineingeraten war und dort sein Leben fristete - falls es noch ein normales war. Diese Gedanken ließen Suko erschauern. Er spürte den Druck im Magen, und er merkte auch, dass in seinem Innern die Kälte hochstieg.
Ob Mallmann ihn sah so wie er ihn, das wusste Suko nicht. Er ging zumindest davon aus, obwohl der Supervampir überhaupt keine Reaktion zeigte. Er sprach Suko nicht an, er verließ das dunkle Haus und blieb vor ihm stehen.
Suko wollte sich schon an Rosetti wenden und nachfragen, als ihn wieder etwas aufschreckte.
Es gab noch eine zweite Person im Haus.
Eine Frau!
Blondhaarig. Bekleidet mit einer roten engen Lederhose und einer dunklen Lederjacke. Sie schien aus der Tür zu schweben, blieb stehen und schleuderte das Blondhaar zurück. Danach hielt sie den Kopf für einen Moment still, und Suko gelang es, auf ihren offenen Mund zu schauen.
Obwohl die Entfernung zwischen ihnen recht groß war, sah er doch die beiden spitzen Zähne aus dem Oberkiefer hervorragen. Sie blitzten nur für einen Moment auf, als hätte sich ein Lichtreflex auf ihnen verfangen.
Suko schüttelte den Kopf. Das Auftauchen der Frau hatte ihn ziemlich durcheinander gebracht. Er konnte sich diese Person nicht erklären, die plötzlich wie ein Geist erschienen war und sich gegen den Körper des Vampirs lehnte, als wären sie ein Paar.
Der Zugang in die Vampirwelt musste sich an der anderen Seite der Höhle befinden. Die Wand war zu einem Tor geworden, von dem sich Suko ablenken ließ. Seine Gedanken wirbelten, er versuchte, einen Zusammenhang zwischen Mallmann, dem blonden Vampirvamp und John Sinclair herzustellen. Bis jetzt war ihm das nicht gelungen. Es standen einfach zu viele Fragen offen. Zudem existierte da noch der Grusel-Star Vincent van Akkeren. Suko wäre nicht erstaunt gewesen, wenn auch er plötzlich aus der Tür ins Freie getreten wäre.
Es waren weitere Fragen aufgetaucht, die Suko nicht beantworten konnte. Aber ein anderer konnte es, und Suko wollte die Vampirwelt für einen Moment vergessen.
Carlo Rosetti schien seinen Wunsch erraten zu haben, denn er bewegte sich auf Suko zu. Im Dunkeln war er nicht mehr als eine Schattengestalt, aber der Inspektor spürte das Gefühl des Triumphs, das der andere nicht unterdrücken konnte.
Dicht vor Suko blieb er stehen.
»Es ist das Tor, das sich geöffnet hat. Das Tor in eine andere Welt. Verstehen Sie?«
»Ja, ich weiß Bescheid.«
»Wieso?«
»Mallmanns Vampirwelt.«
»Mallmann?«
»Dracula II!«
»Ja, schon besser.« Rosetti hatte mit erstaunter Stimme gesprochen. »Es wundert mich, dass Sie ihn kennen.«
»Ebenso wie John Sinclair.«
»Das ist wahr.« Rosetti strich bedächtig über sein Kinn.
»Auch er hat ihn gesehen…«
»Van Akkeren ebenfalls?«
»Aber natürlich«, flüsterte Rosetti. »Was denken Sie denn? Van Akkeren und Dracula II sind die wunderbarsten Freunde. Sie sind es geworden, denn Dracula II hat ihn in seine Welt geholt. Er gab ihm Schutz. Die Hölle oder das, was man sich als Mensch so unter der Hölle vorstellt, wollte ihn
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