1216 - Kreislauf des Bösen
und Ihre Mitbrüder. Und es ist verdammt keine gute Nachricht.«
Bloch hielt sich zurück, obwohl es ihm schwer fiel, den Namen van Akkeren zu unterdrücken. So ließ er Sir James reden und erfuhr, in welch eine Lage John Sinclair und Suko geraten waren. Er merkte, wie ihm noch kälter wurde. Es rieselte seinen Rücken hinab, denn Sir James nahm kein Blatt vor den Mund.
Der Abbé ließ sich zwischendurch Wasser nachschenken.
Erst als er das zweite Glas geleert hatte, war er wieder in der Lage, eine Antwort zu geben.
»Ich habe alles verstanden und auch die Tragweite dessen begriffen, was vor uns liegt, Sir James.«
»Das hatte ich nicht anders erwartet. Ich möchte nur die Einschätzung der Lage von Ihrer Position aus wissen.«
»Bevor Sie anriefen, Sir, haben wir bereits im großen Kreis darüber gesprochen. Keiner unterschätzt die Gefahr. Aber ich habe die Wahrheit trotzdem nicht treffen können, denn was ich von Ihnen hörte, übersteigt bei weitem unsere Folgerungen. Es ist mehr als schlimm, dass Vincent van Akkeren einen mächtigen Verbündeten gefunden hat, und ich fürchte mich vor dieser Allianz.«
»Zu Recht, Abbé. Der Kreislauf des Bösen hat sich geschlo ssen, und wir müssen versuchen, ihn aufzureißen.«
Vor der nächsten Frage fürchtete sich Bloch. »Auch ohne John Sinclair in diesem Fall?«
Sir James schwieg. Er war trotzdem zu hören, denn das harte Atmen drang an Blochs Ohr. Schließlich hatte er sich zu einer Antwort entschlossen. »Man weiß nicht, was mit John passiert ist. Es kann sein, dass er nicht mehr lebt. Dass die andere Seite das geschafft hat, wovon sie immer träumte. John nicht zu töten, wenn eben möglich, sondern ihm eine andere Existenz zu geben. Gefangen in der Welt des Dracula II. Da gibt es nur eine Alternative. John Sinclair wird zu einem Vampir werden. Perfekter hätte der Plan der anderen Seite nicht sein können. Mallmann und van Akkeren haben einen Weg gefunden, um den Grusel-Star aus der Hölle oder seiner Totenwelt zu holen.«
»John ein Vampir!«, flüsterte der Abbé.
»Darauf müssen wir uns einstellen.«
Bloch schaute zu Godwin de Salier. Er hatte den größten Teil des Gesprächs mitbekommen. Nach Blochs letzter Bemerkung weiteten sich seine Augen, und aus seinem Gesicht wich sämtliche Farbe.
»Sind Ihnen schon irgendwelche Aktivitäten der anderen Seite bekannt geworden?«, wollte Bloch wissen.
»Nein, bisher nicht. Noch ruht der See sehr still. Aber es kann sich bald ändern.«
»Das befürchte ich auch.«
»Van Akkeren wird sich an Sie wenden.«
»Ja, im Endeffekt schon. Er kann es nicht hinnehmen, dass es uns noch gibt. Wir stehen auf einem recht verlorenen Posten, daran gibt es nichts zu rütteln. Noch wissen wir nicht, wie es John Sinclair geht und ob es ihn in seiner normalen Gestalt noch gibt. Aber Suko ist noch im Spiel, wenn ich Sie richtig verstanden habe.«
»Ja, das ist wohl richtig. Er hält sich an dem Ort auf, wo alles passiert. Leider ist auch ihm der Weg in die Vampirwelt versperrt. Er hat sich durchkämpfen können, nur eben nicht zu John Sinclair. Mallmann hält den Zutritt versperrt. Ich kann Ihnen leider nicht mehr sagen, Abbé, aber es sieht nicht gut aus. Sobald ich neue Nachrichten erhalte, melde ich mich wieder.«
»Ja, das wäre gut. Beten wir darum, dass alles glatt geht und die Hölle nicht siegt.«
Nach diesen Worten ließ der Abbé seinen Arm mit dem Telefon sinken. Und nicht nur Godwin de Salier sah das feuchte Schimmern in den Augen des Templers…
***
Im Raum herrschte dieses Schweigen, das trotzdem beredt war. Keiner musste etwas sagen, die Blicke und die Mimik aber sprachen Bände.
Eine Frage schwebte unausgesprochen im Raum. Was machen wir jetzt? Oder was können wir tun?
Der Abbé wusste, dass es auf ihn, den Anführer der Gruppe, ankam. Er brauchte allerdings eine Weile, um sich zu erholen, und er musste die Männer einweihen.
Als er mit schwerer Stimme sprach, war es bei den anderen totenstill. Sie saßen auf ihren Stühlen wie Statuen verstorbener Heiliger. Viel Hoffnung hatte keiner von ihnen, und diese Hoffnung sank noch weiter, je mehr der Abbé berichtete. Er ging dabei besonders auf ihren gemeinsamen Freund und Verbündeten John Sinclair ein, der allen ein Begriff war.
Schließlich hatten sie gemeinsam manches Abenteuer erlebt.
Bisher war noch alles gut gegangen. Ob das in der Zukunft auch so sein würde, war mehr als fraglich. Und das sprach der Abbé auch mehrmals aus.
Der Mann mit der
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