1216 - Kreislauf des Bösen
Brauen über seinen Augen leicht zusammenzog.
»Hast du dich entschieden, Abbé?«
»Ich zögere noch.«
»Warum? Es entsprach der Wahrheit.« De Salier drehte sich dem Abbé noch stärker zu. »Was uns in der Kathedrale der Angst gezeigt worden ist, kann man nicht als Illusion ansehen. Es war ein Hinweis auf die Zukunft, und die sieht, wenn ich ehrlich sein soll, nicht eben blendend aus.«
»Ich weiß es leider.«
»Deshalb sollten wir uns vorbereiten auf den Tag X, der meiner Ansicht nach nicht mehr fern ist. Van Akkeren ist nicht vernichtet worden. Die Hölle oder wer immer hat ihn zwar aufgenommen, aber er ist zurückgekehrt, und das wird Probleme bringen. Davon bin ich überzeugt. Er war lange genug abgetaucht, um neue Pläne schmieden zu können, die sich dann für uns mehr als negativ auswirken. Ich bin der festen Überzeugung, dass der alte Kampf wieder von vorn beginnen wird, so schlimm es sich auch anhört.«
Der Abbé lehnte sich zurück. Das Glas hielt er in der Hand.
Er ließ seinen Blick über die Getreuen am Tisch schweifen, die schon merkten, in welch einer Klemme ihr Anführer steckte, es aber nicht wagten, eine Frage zu stellen.
Bloch trank das Glas leer. Er stellte es mit einer entschlossenen Bewegung zurück auf den Tisch, die darauf schließen ließ, dass er sich endgültig dazu entschlossen hatte, etwas zu sagen.
Zuvor ließ er seine Blicke über die Gesichter gleiten und schaffte es sogar, die Lippen zu einem Lächeln zu verziehen.
Als er den Männern zunickte, verstummten auch die letzten Flüstergespräche.
Der Abbé sprach mit ruhiger Stimme seine ersten Sätze. »Es ist wohl an der Zeit, euch mitzuteilen, dass gewisse Dinge bereits im Begriff sind, sich zu verändern. Und zwar Dinge, die uns persönlich angehen und die ich als belastend empfinde.« Er warf einen Blick gegen die helle Decke, die durch dicke braune Holzbalken gestützt wurde, und ließ danach die Templer nicht mehr aus den Augen. »Es geht um eine Person, die schon damals unser großer Feind war. Die sich seit Jahren nicht mehr gemeldet hat. Von der wir annahmen, dass sie nicht mehr existiert, weil sie in der Hölle verbrannte. Einigen von euch wird diese Person noch bekannt sein. Andere, die nicht mehr unter uns weilen, haben durch sie ihr Leben verloren. Jetzt muss ich leider zugeben, dass wir alle einem Irrtum erlegen sind. Die Person verbrannte nicht in der Hölle, um bei diesem Vergleich zu bleiben, sie hat sich nur eine Auszeit genommen und ist dabei, wieder zurückzukehren.« Er hob den rechten Arm. »Falls sie es nicht schon geschafft hat.«
Der Abbé bat um ein Glas Wasser, was er auch bekam. Nach einem großen Schluck sprach er weiter. »Ich habe den Namen bisher noch nicht gesagt, aber ich weiß, dass er bei einigen von euch Angst auslösen wird. Es ist Vincent van Akkeren, der Grusel-Star, von dem ich bisher gesprochen habe.«
Jetzt war es heraus, und Bloch wirkte irgendwie erleichtert.
Als hätte er sich einen großen Druck von der Seele geredet. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und leerte das Glas mit dem Wasser. Seine Blicke wanderten über die Männer am Tisch. Er versuchte herauszufinden, wie sie reagierten.
Es gab einige unter ihnen, die van Akkeren noch erlebt hatten. Sie enthielten sich eines Kommentars, doch sie waren nicht in der Lage, die Nachricht emotionslos hinzunehmen. Sie schluckten oder pressten die Lippen hart zusammen. Über manche Gesichter rann schon eine Gänsehaut.
Es gab unter den Templern keinen, dem der Name van Akkeren unbekannt war. Oft genug war über die Vergangenheit und damit auch über ihn gesprochen und diskutiert worden, doch zu einem Kommentar oder zu einer Nachfrage ließ sich niemand hinreißen.
Bis ein Templer am Ende des Tisches fragte: »Können wir davon ausgehen, dass es den Tatsachen entspricht oder bisher nur auf einer Vermutung basiert?«
»Sage du es!«, flüsterte der Abbé seinem Vertreter de Salier zu.
Godwin beugte sich über den Tisch hinweg. »Es ist sowohl eine Vermutung als auch eine Tatsache«, erklärte er. »Da trifft eben beides zusammen. Wir standen van Akkeren noch nicht persönlich gegenüber, aber wir können uns auf den Würfel des Heils hundertprozentig verlassen. In der Kathedrale der Angst hat er uns die Augen geöffnet. Durch ihn sahen wir, was auf uns zukommt, aber wir können nicht sagen, ob sich van Akkeren schon in dieser Welt bemerkbar gemacht hat. Allerdings sind der Abbé und ich soweit gegangen, dass wir einfach
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