1217 - Todfeind der Templer
lassen, ein zweites Mal sollte ihr das nicht passieren, und plötzlich war sie da.
Fast waagerecht flog sie auf Nora zu, die nicht zur Seite wich.
Sie ließ Justine kommen, und beide Frauen prallten zusammen, wobei sie sich aneinander fest klammerten.
Was ich in der folgenden Zeit erlebte, war so etwas wie der Kampf der Giganten. Zwei weibliche Personen, zwei Feindinnen. Beide mit Kräften bedacht, die über die menschlichen hinausgingen, und die setzten sie auch ein.
Keine gab auf. Nora nicht, und Justine auch nicht. Sie hatte Nora als Erste losgelassen und erhielt noch einen Stoß, der sie gegen die Wand schmetterte. Dort fuhr sie mit einem wütenden Schrei herum und stürzte sich wieder auf ihre Feindin.
Nora Thorn zeigte, was sie konnte. Ob sie das Kickboxen bei ihren Entführern gelernt hatte, wusste ich nicht. Jedenfalls beherrschte sie diese Kampfart perfekt. Mit Händen und Füßen wehrte sie den Angriff der Blutsaugerin ab, die gar nicht erst an sie herankam, obwohl sie immer wieder versuchte, ihre Zähne in einen Körperteil der Anderen zu schlagen.
Justine verlor die Übersicht. Sie war jetzt nur noch eine Kampfmaschine, die den Sieg wollte. Sie brüllte, sie fauchte, sie tauchte unter den Tritten weg, musste aber die Schläge der Hände einstecken, wurde zu Boden geschleudert, fing sich sehr schnell wieder und sprang hoch.
Beide schenkten sich nichts.
Sie kämpften verbissen. Inzwischen waren einige Kerzen umgefallen und erloschen. Es war dunkler in der Umgebung geworden, und auch ich bekam nicht mehr alles so deutlich mit.
Die wütenden Schreie hörten sich an wie die von Tieren.
Auch Nora trug keine Waffe bei sich, mit der sie einen Vampir hätte vernichten können, sie musste es anders versuchen und tauchte wieder einmal unter Justines Armen hinweg, um sofort wieder in die Höhe zu kommen. Für einen winzigen Moment war Justine deckungslos, und das nutzte Nora Thorn eiskalt aus.
Justine Cavallo wurden die langen Haare zum Verhängnis. In ihnen krallte sich Nora fest. Dabei blieb es nicht. Sie riss die Blutsaugerin zur Seite und schleuderte sie dann herum, wobei sie die Haare nicht losließ.
Justine brüllte.
Nicht vor Schmerz, sondern aus Zorn, denn sie musste einsehen, dass sie sich auf der Verliererstraße befand. Mitleid hatte ich nicht mit ihr. Sie sah aus wie ein nackter Vogel, der an einem Band festhing, als sie im Kreis umhergewirbelt wurde.
Manchmal hoben die Füße vom Boden ab, dann schlugen sie wieder auf, flogen erneut hoch, bis Nora sie schließlich losließ.
Ich duckte mich unwillkürlich, weil ich damit rechnete, getroffen zu werden, aber die Blutsaugerin war im letzten Augenblick noch in die Höhe gerissen worden, und diesen Weg setzte sie fort.
Sie fegte an mir vorbei der Decke entgegen und prallte wuchtig dagegen.
Einen Atemzug später fiel die fast nackte Vampirin wieder zu Boden und schlug dicht vor Noras Füßen auf.
Betäubt blieb sie bestimmt nicht liegen. Dass sie sich zunächst nicht bewegte, musste wohl daran liegen, dass sie einen Schock erhalten hatte. Es war ihr einfach nicht möglich, in die Höhe zu kommen, aber Nora wollte auf keinen Fall, dass sie sich ausruhte. Deshalb griff sie wieder zu. Beide Hände wühlten sich in das blonde Haar, dann riss meine Retterin Justine hoch und schleuderte sie wieder gegen die Wand.
Justine bewegte sich nicht. Sie sah malträtiert aus, aber sie war nicht erledigt, sondern nur durcheinander. Sie schüttelte den Kopf wie ein angeschlagener Boxer, riss ihn dann hoch und präsentierte uns ihr Gesicht mit dem aufgerissenen Maul.
Die Sucht nach dem Blut war nicht vorbei, und sie hatte sich auch keine Knochen gebrochen.
»Aufpassen!«, schrie ich Nora zu.
Es war zu spät. Justine stürmte vor. Den Kopf hielt sie gesenkt, und sie rammte ihn in Noras Leib. Ich sah, wie sich Noras Gesicht veränderte. Plötzlich bekam sie keine Luft mehr.
Sie sackte in die Knie und wurde von zwei stahlharten Händen gepackt.
Justine war in ihrem Element. Sie war wie von Sinnen. Sie brüllte und zerrte Nora an sich heran.
Es sah nicht gut für sie aus, und ich löste mich von meinem Zuschauerplatz. Mit zwei Sprüngen war ich bei den beiden. An den Haaren zerrte ich Justine von Nora weg. Die Hände glitten ab, und Nora konnte sich wieder bewegen.
Ich ließ Justine los, die noch etwas überrascht war, und ich bekam die Gelegenheit, mit beiden Handkanten zugleich zuzuschlagen. Gemeinsam wuchteten sie in den Nacken der Blutsaugerin, die wie
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