1217 - Todfeind der Templer
Unterschiede. Sie kann verdammt gefährlich sein, und ihre Kräfte sollte man nicht unterschätzen. Mich jedenfalls hat sie in meine Schranken gewiesen.«
»Ich bin nicht du!«
»Das stimmt.«
Ihre Selbstsicherheit machte mich nachdenklich. So wie Nora verhielt sich kein normaler Mensch; bei ihr war eben einiges umgepolt worden und lief vieles anders.
Ich machte den Anfang und ging vor.
Mich beunruhigte, dass sich Justine nicht meldete. Egal, auf welche Art und Weise auch immer. Sie hielt sich geschickt zurück. Ich ging keinesfalls davon aus, dass sie durch den Wurf ausgeschaltet war. Ähnlich dachte auch Nora, denn sie blieb sehr wachsam an meiner Seite. Einige Kerzenflammen waren erloschen, doch genügend andere gaben Licht, und so konnten wir uns orientieren und in Schlangenlinien um die hellen Inseln herum zum Ausgang gehen.
»Du hast schon einen Plan, wie es weitergeht?«, flüsterte ich Nora zu.
»Bestimmt.«
»Und zwar?«
»Lass dich doch überraschen. Erst mal müssen wir hier raus. Da würde ich dir vorschlagen, dass du auf der Hut bist.«
»Danke, ich kenne Justine.«
»Tatsächlich?«
»Warum fragst du?«
»Nur so.«
Ich hob die Schultern und wollte nicht weiter über unsere Unterhaltung nachdenken. Aber ich konnte mir vorstellen, dass Nora Justine tatsächlich kannte. Vielleicht wusste sie sogar etwas über ihre Herkunft, die für mich nach wie vor im Dunkeln lag.
Noch waren wir allein. Nichts wies darauf hin, dass Justine auf uns wartete. Dem Frieden konnte man nicht trauen, denn Justine war eine Person, die nicht aufgab. Sie würde immer wieder zuschlagen, um ihre Gier zu befriedigen, auch wenn sie jetzt zwei Gegner vor sich hatte.
»Vorsicht, John!«, zischelte Nora und blieb stehen. »Irgendwo hier in der Nähe lauert sie.«
Wir sahen sie beide nicht. Aber ich konnte mich schon auf Noras Instinkt verlassen. Hätte ich mein Kreuz besessen, hätten die Dinge auch anders gelegen. So aber war ich »nackt«, und selbst die Beretta war mir abgenommen worden.
Das brachte mich wieder auf die Gedanken an Rosetti und das Rest House. Die Ereignisse lagen noch nicht lange zurück, aber es kam mir vor, als wäre alles nur Erinnerung. Dabei hatte der Fall dort begonnen. So harmlos, einfach nur mit einem Besuch.
Dass ich dabei in einen Kreislauf des Bösen hineingeraten würde, das hätte ich mir nie träumen lassen. Aber es war passiert, und ich hatte auch nicht verhindern können, dass Vincent van Akkeren, der Grusel-Star, wieder erweckt worden war. Er hatte sich mit Mallmann verbunden, sodass sie eine Allianz bildeten, die mich vernichten wollte. Noch hatten sie es nicht geschafft, und ich hatte wieder neuen Mut gefunden.
Nora schob sich nach vorn. Sie bedeutete mir, stehen zu bleiben, was ich auch tat. Hier musste ich ihr die Initiative überlassen, denn sie war besser als ich.
Dafür bekam ich Gelegenheit, mich umzuschauen. Der Eingang der Höhle war schon zu sehen. Im Licht der Kerzen malte er sich als Halbkreis ab. Dahinter war es finster. Da breitete sich die felsige Umgebung dieser Vampirwelt aus, in der Mallmann herrschte. Ich stellte mir schon jetzt die Frage, was passierte, wenn er uns angriff. Ob Nora dann auch so knallhart reagierte wie bei Justine Cavallo?
Sie war nicht mehr weitergegangen und stand jetzt in der Nähe zweier Kerzen. Es sah für mich so aus, als wollte sie sich bewusst von ihnen anleuchten lassen, um für Justine Cavallo ein Ziel zu bieten. Sie bewegte sich nicht, und ich wollte auch nicht länger warten. Deshalb ging ich auf sie zu.
Darauf hatte Justine Cavallo nur gewartet. Sie hatte sich eine bewusst besonders dunkle Stelle ausgesucht, die sie nun mit langen Sprüngen verließ. Und sie war so schnell, dass ich erst reagieren konnte, als sie dicht vor mir stand.
Wir prallten zusammen.
Ich hatte meine Fäuste hochreißen können und dabei ihr Kinn getroffen. Der Kopf wurde in den Nacken geschleudert. Ich hörte einen Fluch, sah das Gesicht leicht verschwimmen, dann griffen die Hände zu, um mich herumzuwirbeln.
Schon einmal hatte ich ihre Vampirkraft erlebt. Auch diesmal war sie mir überlegen. Ich konnte nichts dagegen tun. Sie schleuderte mich auf Nora zu, die mich mit einer lässigen Bewegung abfing und mich einfach zur Seite stellte. Nicht sehr sanft, denn ich prallte noch hart gegen die Innenwand.
Aber sie durfte keine Zeit verlieren, denn sie musste sich um Justine kümmern.
Die Blutsaugerin wollte es wissen. Sie hatte sich einmal überraschen
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