1219 - Der blockierte Mutant
vorgaukelst."
„Vielleicht macht es mir Spaß?"
„Du bist den Dreggas, den Stramen und Ferril tatsächlich einmal begegnet, nicht wahr?"
„Natürlich."
„Und jetzt hast du sie aus deiner Erinnerung geschaffen - aus einer Zeit, als Mhuthan noch nicht grau war."
„Ist es verboten, was ich tue?"
„Keineswegs, Twirl."
„Du willst es nicht. Du willst mir überhaupt alles verbieten, was Spaß macht."
„Warum sollte ich?"
„Weil... weil... Ich weiß es nicht."
„Du hast die Dreggas, die Stramen und den Golexer geschaffen, um vor der grauen Wirklichkeit in eine Traumwelt zu flüchten. Ist das richtig?"
„Ja, das stimmt", gab Twirl mißmutig zu. Er blickte zu Ferril hinüber, und dieser verschwand von einer Sekunde zur anderen.
Bonsin erhob sich, machte einen Salto aus dem Stand, versetzte einem kleinen Stein einen Fußtritt und fragte: „Warum läßt du mich nicht in Ruhe?"
„Weil ich dein Freund bin."
„Du bist mein Freund?"
„Es ist so. Keiner, den du aus deiner Erinnerung projizieren und dann nach deiner Pfeife tanzen lassen kannst, sondern ein echter Freund. Ich möchte dir helfen, zu dir selbst zu finden, aber das kann ich nur, wenn du mir mehr von dir erzählst."
Bonsin blickte ihn argwöhnisch an. Er war jetzt nichts weiter als ein Junge, der vorsichtig durch eine Lücke in einer Mauer blickte, die er um sich selbst errichtet hatte. Für Lethos kam es darauf an, sein Vertrauen zu gewinnen und ihm begreiflich zu machen, daß er ihn nicht ausnutzen wollte. Zugleich aber mußte Bonsin erkennen, daß er sich den Ursachen für die Veränderung seiner Welt entgegenstemmen mußte. Es genügte nicht, sich eine Traumwelt zu schaffen, in der man sich vergnügen konnte. Wenn er die Grauwerdung seiner Welt rückgängig machen wollte, dann mußte er aktiv werden, dann mußte er seine ungewöhnlichen Kräfte freimachen und gegen den Grauen Lord einsetzen, dann mußte er sein „Psimissing" überwinden.
„Was willst du wissen?" fragte Bonsin.
„Zum Beispiel, wie es möglich ist, daß du derart perfekte Projektionen schaffen kannst."
„Ich kann es, aber nicht überall."
„Willst du damit sagen, daß du so etwas nur an bestimmten Orten tun kannst? Befinden wir uns an einem solchen Ort?"
„Genau das."
„Was sind das für Orte?"
„Die ‚Quellen der Kraft'."
„Das sagt mir wenig."
„Ich kann es nicht besser erklären."
„Du könntest es mir telepathisch mitteilen, dann würde ich vielleicht erkennen, was du meinst."
„Ich will nicht."
„Sind die ‚Quellen der Kraft' identisch mit den Vitalströmen des Vagenda?"
Bonsin schüttelte so heftig den Kopf, daß ihm die Schlappohren gegen den Schädel klatschten.
„Nein, natürlich nicht. Es sind - ach, ich weiß nicht. Du darfst telepathisch lauschen. Aber nur ganz kurz."
„Danke."
Lethos-Terakdschan drang behutsam in die Gedankenwelt des Jungen ein und zog sich sofort wieder zurück, als er erfaßt hatte, was Bonsin ihm gern sagen wollte, jedoch nicht richtig zu formulieren wußte.
Die „Quellen der Kraft" waren Felder psionischer Energie, die nicht identisch den Vitalströmen des Vagenda waren. Der Ursprung dieser Felder war dem jungen Abaker nicht bekannt. Er wußte lediglich, daß es sie auch in den Graugebieten gab, und daß er sie anzapfen konnte, um seine Traumgestalten aus ihrer Energie zu formen. Diese Traumgestalten waren solange existent, wie er an sie glaubte, und wie er ihre Anwesenheit wünschte.
Lethos-Terakdschan wußte jetzt, daß seine Vermutung richtig gewesen war. Twirl-Bonsin war ein Psinerget!
Wenn es gelingt, ihn zum gezielten Einsatz seiner Fähigkeiten zu bringen, ergeben sich daraus unglaubliche Möglichkeiten im Kampf gegen den Grauen Lord, dachte Lethos-Terakdschan.
„Bist du zufrieden?" fragte der Abaker.
„Sehr."
„Und was jetzt?"
„Wir müssen uns der Wirklichkeit stellen."
„Was ist die Wirklichkeit? - meine Wirklichkeit?"
„Der Graue Lord! Deine Welt, die zum Graugebiet geworden ist, und das durch den Tiefeneinfluß zu einem Haufen von Trauerklößen verwandelt wurde, mit dem du selbst nichts mehr zu tun haben magst."
„Du hast recht. Sie sind alle langweilig geworden."
„Das hast du mir durch den Mund Ferrils ganz deutlich gesagt."
Bonsin lächelte still vor sich hin. In seinen Augen blitzte es vergnügt auf. Es gefiel ihm, daß Lethos ihm bei dem Versuch, ihn hinters Licht zu führen, auf die Schliche gekommen war.
„Du bist unempfindlich gegen den Tiefeneinfluß. Die anderen
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