1219 - Der blockierte Mutant
nicht. Wir hätten bei den Kindern bleiben sollen. Es war nicht richtig, sie allein zu lassen. Kinder brauchen Schutz. Sie brauchen jemanden, der sie unter seine Fittiche nimmt. Wenn niemand dazu bereit ist, sind sie verloren. Das ist schon immer so gewesen, und das wird sich auch nie ändern."
„Wir dürfen das große Ziel nicht aus den Augen verlieren", widersprach ihm Terkadschan. „Nur wenn wir die Macht Lord Mhuthans brechen, können wir den Kindern wirklich helfen. Wenn wir uns nicht auf ihn konzentrieren, dann werden wir überhaupt nichts erreichen."
Terakdschan merkte, daß der junge Abaker den Schwung zu verlieren drohte, mit dem sie die Aufgabe in Angriff genommen hatten. Er vermochte ihrem Abenteuer keinen rechten Spaß mehr abzugewinnen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als Bonsin geduldig noch einmal alles auseinander zu setzen, ihm noch einmal zu verdeutlichen, daß sie keine andere Wahl hatten, als so zu handeln, wie sie es taten.
„Was aber ist, wenn Lord Mhuthan nicht reagiert?" fragte Bonsin. „Was geschieht, wenn er uns einfach ignoriert?"
„Das kann er nicht. Er duldet keinen Widerstand. Er muß früher oder später gegen uns vorgehen, damit seine Eroberungspläne nicht gestört werden. Er will Schätzen an sich reißen, und er hätte es längst getan, wenn dies so ohne weiteres möglich wäre.
Behinderungen irgendwelcher Art kann er sich nicht leisten. Deshalb muß er etwas unternehmen."
„Wenn er es aber nicht tut?"
„Bonsin", sagte Terakdschan geduldig. „Mhuthan-Land ist sehr groß. Ich schätze, daß es alles in allem etwa siebentausend Kilometer von Osten nach Westen und fünftausend Kilometer von Süden nach Norden reicht. Das ist ein gewaltiges Gebiet, das sich nicht ständig überall überwachen läßt. Vielleicht ist unsere Aktion noch gar nicht aufgefallen, weil sie nicht groß genug war. Wir werden weitere folgen lassen, bis Lord Mhuthan merkt, daß etwas nicht in Ordnung ist."
„Und wenn er auch dann noch schweigt?"
Terakdschan lächelte.
„Dann ist er nur halb so gefährlich, wie wir angenommen haben. Aber er wird nicht schweigen. Ganz sicher nicht."
Vor ihnen wuchs ein graues Gebäude auf, das einen außerordentlich wuchtigen und wehrhaften Eindruck machte. Es glich einer Burg mit zwölf gedrungenen Türmen, auf denen sich jeweils fünf Metallzacken erhoben. Diese wurden von einem fluoreszierenden Leuchten umgeben, als ob sie von einem Schutzschirm eingefangen wären.
Terakdschan streckte seine telepathischen Fühler aus, zog sie jedoch sogleich wieder zurück, als er Kontakt mit dem Wesen bekam, das in dem Gebäude hauste.
Bonsin, der ebenfalls den telepathischen Kontakt gesucht hatte, schrie entsetzt auf.
„Das ist schrecklich", stammelte er. „Mir ist noch niemals so etwas Böses begegnet."
Es schien, als hätten sich alle schlechten Charaktereigenschaften aller in Mhuthan lebenden Wesen in dieser einen Kreatur vereinigt, als wäre sie ein Sammelbecken für alles Schlechte der Grauzone geworden.
„Laß uns hier weggehen", bat der junge Abaker. „Ich möchte nichts mit dem zu tun haben."
In dem Gebäude existierte nur ein einziges Lebewesen. Seine Größe ließ sich nur ahnen. Terakdschan vermutete, daß es den Hauptteil der Burg ausfüllte. Wie ein riesiger Krake kauerte es darin und wartete darauf, daß andere Lebewesen seinen Weg kreuzten.
Auch jetzt bereitete es sich auf einen ausfallartigen Angriff auf den Porleyter-PALADIN vor, den es für eine eßbare Beute hielt.
„Damit werden wir Lord Mhuthan treffen", sagte Lethos, der mit dem Bewußtsein des Begründers des Ritterordens verschmolzen war. Seine smaragdgrüne Haut, die mit goldfarbenen Mustern durchsetzt war, schien dunkler zu werden, und seine silbrig schimmernden Brauen senkten sich tief über die Augen herab, als würde er vom Sonnenlicht geblendet. „Dieses Wesen ist so etwas wie ein Spiegelbild seiner selbst hier Unten im Grauland. Wenn wir es treffen, schrecken wir ihn auf. Der Hilfeschrei dieser Kreatur wird durch das ganze Land Mhuthan hallen und unüberhörbar für den Grauen Lord sein."
„Vielleicht hast du recht", entgegnete Twirl-Bonsin und fuhr sich mit vier Händen über die Augen, um sich danach kräftig an den Schlappohren zu zerren. „Das kann ja alles sein. Aber ich habe keine Lust mehr zum Kämpfen. Außerdem ist das nicht lustig. Ich würde lieber etwas machen, worüber ich lachen kann, und was den Grauen Lord furchtbar wütend macht."
Terakdschan
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