1219 - Die Abrechnung
überlasse die Dinge dir, John. Fest steht, dass Sie Godwin hat überzeugen können, und sie wird deshalb der Beerdigung auch beiwohnen.«
Suko schnickte mit den Fingern. »Täusche ich mich oder ist es dir nicht mal unangenehm?«
»Richtig. Sie will dabei sein. Falls sie etwas im Schilde führt, haben wir sie unter Kontrolle.«
»Das ist auch ein Argument.«
Wir erhielten Besuch. Godwin de Salier kehrte wieder zurück. Er hatte Sendrine Bloch in ihr Zimmer gebracht. Der Gesichtsausdruck des Templers sah nicht eben glücklich aus, und das hatte nichts mit dem leeren Grab zu tun, in das er schaute.
»Mir gefällt das alles nicht, wenn ich ehrlich bin. Diese Person ist mir einfach zu plötzlich erschienen. Der Abbé und ich, wir haben uns nicht nur gut verstanden, zwischen uns hat sich sogar ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Er hätte mir doch von seiner Nichte erzählen können. Das hat er nicht getan, aus welchen Gründen auch immer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich ihretwegen geschämt hat. Und von einem leiblichen Bruder habe ich ebenfalls nie etwas von ihm gehört. Deshalb habe ich meine Bedenken. Ich habe auch die Warnung nicht vergessen und habe, was mir im Nachhinein noch una ngenehm ist, Sendrine Bloch sogar nach Waffen durchsucht.«
»Und?«
»Nichts. Ich fand weder ein Messer, noch eine Pistole bei ihr. Sie war sauber. Und negativ auf das Kreuz in ihrem Zimmer hat sie auch nicht reagiert. Was soll ich also machen?«
»Nichts«, sagte ich.
»Das ist nicht viel.«
»Wir lassen alles so laufen, Godwin. Denke immer daran, dass wir sie in der Kapelle unter Kontrolle haben.«
»Das stimmt schon. Trotzdem könnt auch ihr mir mein ungutes Gefühl nicht wegzaubern…«
***
Wir hatten die Nichte des Verstorbenen in der folgenden Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil sie in ihrem Zimmer geblieben war. Mit unserer Neugierde hatten wir es nicht auf die Spitze treiben wollen und waren dem Raum deshalb fern geblieben.
Trotzdem fragten wir uns, was sie dort trieb. Trauerte sie?
Versteckte sie sich oder ging sie mit sich ins Gericht? War sie vielleicht doch ein trojanisches Pferd und die große Gefahr, vor der wir gewarnt worden waren?
Es gab einige Gründe, dies anzunehmen. Wir hatten uns auch nicht von ihrer etwas schüchternen Haltung täuschen lassen, das konnte alles gespielt sein, aber auf der anderen Seite hatte Godwin bei ihr auch keine Waffe gefunden.
Suko war mit in mein Gästezimmer gekommen. Er stand am Fenster und schaute gegen den Ausschnitt des Himmels, während ich auf dem Stuhl hockte und grübelnd zu Boden blickte.
»Du denkst an die Zukunft, John!«, riss er mich aus meinen Gedanken.
»Stimmt.«
»An welche? An unsere?«
»Weniger. Mir gefällt es nicht, dass van Akkeren so hat zuschlagen können. Was ihm früher nicht gelang, das hat er jetzt in einem Handstreich geschafft, und das trotz vieler Widerstände. Das ist es, was mich beunruhigt, Suko.«
»Klar, verstehe ich.«
Er drehte sich um. »Godwin hat ein verdammt schweres Erbe übernommen. Wir können nur hoffen und ihm die Daumen drücken, dass er es bewältigt. Selbst dem erfahrenen Abbé ist es letztendlich nicht gelungen.«
»Vergiss nicht, dass wir auch noch da sind.«
»Nur weit weg.«
Ich hob die Schultern. »Willst du umziehen und den Job von hier aus machen?«
»Wer spricht denn von so etwas. Ich kann nur hoffen, dass van Akkeren sich nicht zu sehr auf diesen Teil seiner Gegner hier konzentriert und dabei mehr an uns denkt. Letztendlich sind wir es gewesen, die ihn damals in die Hölle geschickt haben. Das hat er nicht vergessen. An dir hat er sich schon die Zähne ausgebissen, wobei er ja noch mit Mallmann eine Verbindung eingegangen ist. Da wird auch einiges auf uns zukommen, denke ich.«
Ich hob den Kopf an. »Darauf warte ich, zudem gibt es noch eine dritte Person.«
»Justine Cavallo, meinst du?«
»Ja, auch sie hat sich hier herumgetrieben. Sie konnte verscheucht werden, denn die Templer waren schlau und haben das Innere des Klosters mit Weihwasser besprenkelt. Damit hat sie nicht gerechnet und ist geflohen.« Ich stand auf. »Egal, wie wir es drehen und wenden. Wir wissen Bescheid, dass etwas geschehen wird, aber das war schon immer so, wenn du dich erinnerst.«
»Klar.«
Ich schlug meinem Freund auf die Schulter. »Jedenfalls freue ich mich, dass du hier bist und ich meine Waffen zurückhabe. Du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mich fühlte. Ich war stets auf die Hilfe Anderer
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