122 - Dr. Satanas - Totensauger von N.
husten. Er kam bis zur entgegengesetzten Zellenwand und klappte dort das
vergitterte Fenster auf. Pfeifend zog er die Luft ein.
„Na. sehen Sie es wird schon besser“,
tröstete Kunaritschew ihn.
„Aber woher kommt denn der Rauch?“ Der kleine
Mann konnte sich nicht beruhigen.
„Da hat irgendeiner eine Zigarette geraucht.“
„So ein elendes Kraut? Da kann man ja die Wanzen
hier in der Bude vertreiben.“
„Na sehen Sie! So hat alles doch auch eine
gute Seite.“
*
Fünf Minuten später hörte die allgemeine
Husterei auf, und die Atmosphäre im Korridor der ersten Etage klärte sich
wieder.
Baier kam die Treppe nach oben und zog
schnuppernd die Luft ein.
„Riecht komisch“, sagte er. „Ich habe es
unten schon gemerkt. Haben Sie den Glimmstengel verputzt?“
Kunaritschew nickte. Er bot dem dickleibigen
Beamten eine seiner Selbstgedrehten an. Der roch vorsichtig daran und verzog
dann angenehm überrascht das Gesicht. „Riecht doch gut. So würzig. Ich probiere
das Stäbchen mal. Nachher. Ich kann mir gar nicht denken. daß dieser komische
Geruch . . .“ Er sprach nicht weiter, steckte sich die Zigarette ein und warf
in zwei Zellen am Ende des Korridors einen Blick. Zufrieden legte er wieder die
Klappen vor.
Er warf auch einen Blick in Klombergs Zelle.
„Na also“, knurrte er. „Bis jetzt benimmt er
sich ja noch ganz friedlich. Hoffentlich bleibt es so.“
Er tippte an die Mütze und ging wieder Richtung
Treppe davon. ..Ich sage Ihnen nachher Bescheid, wie sie mir geschmeckt hat.“
„Aber passen Sie auf“, warnte Iwan noch,
allerdings mit gedämpfter Stimme. ..Erst wenn sie brennt, entwickelt sie ihr
volles Aroma.“
Das hörte Baier schon nicht mehr. Hart knallten
die Absätze seiner schweren Schuhe auf die Treppe und unten auf die steinernen
Platten. Und er sollte auch nicht mehr dazu kommen, sich so schnell über die
spendierte Zigarette zu äußern.
Es war zehn Minuten vor halb acht.
Von diesem Zeitpunkt an überstürzten sich die
Ereignisse.
Dr. Satanas streckte seine Klauen aus...
*
Baier kam in die Wachstube, als das Telefon
anschlug. Er meldete sich. Am anderen Ende der Strippe ertönte die Stimme des
Staatsanwaltes, der seinen Besuch ankündigte.
Er hätte von den geheimnisvollen Vorgängen
gehört und möchte sich gern - in diesem Augenblick - einen persönlichen
Eindruck von dem Häftling machen. Da er sich ganz in der Nähe aufhalte, würde
er innerhalb der nächsten drei Minuten bereits im Gefängnis sein.
„Ich erwarte Sie. Herr Staatsanwalt.“ Baier
legte auf. Es dauerte in der Tat nur drei Minuten bis der Jurist vor der Tür
stand und um Einlaß begehrte.
Er war ein Mann in mittleren Jahren mit
graumeliertem Haar, einen Kopf größer als Baier. und von gepflegter Erscheinung.
Er trug einen dunklen Smoking.
„Um acht muß ich auf einer Party sein“, sagte
er lachend. „Machen wir es kurz. Baier . . .“
Genauso meinte er es auch. In der Wachstube,
in der auch der zweite wachhabende Wärter ^aß ereilte sie beide ihr Schicksal.
Es zischte. Der Staatsanwalt hielt plötzlich
eine kleine Spraydose in der Rechten, Ein Strahl fuhr in Baiers Gesicht, ein
zweiter in das seines Kollegen.
Beide gaben keinen Laut mehr von sich. Sie
waren nicht mal mehr in der Lage, vor Erstaunen die Augen weit aufzureißen. Das
sofort wirkende Gift lähmte ihre Muskeln und beeinflußte ihre Atmung.
Baier und sein Kollege kippten um wie von
einer Faust getroffen.
Der angebliche Staatsanwalt verlor keine
Zeit. Er griff sich in das Gesicht - und nahm es einfach ab. Unter der lebenden
Hautschicht kam das Gesicht - Larry Brents hervor ...
*
Satanas-Brent öffnete die schwarze
Aktentasche, die er bei sich trug und machte sich über Baier her. Im Nu war ein
winziges Hautstück oberhalb der Nasenwurzel des dickleibigen Beamten entfernt.
Der gleiche makabre und mysteriöse Vorgang
wie im Lagerkeller der pleite gegangenen chemischen Firma wiederholte sich hier
in der Wachstube.
Satanas nahm das Aussehen und den
Leibesumfang des Gefängniswärters Baier an. Der Mann der tausend Masken legte
sich dessen Kleidungsstücke an und lief dann behäbig und schwerfällig. wie es
Baiers Art war. die Treppe hinauf.
Kunaritschew sah ihn kommen. Der
vermeintliche Baier grinste. Und mit diesem Grinsen schoß er den Spray in das
Gesicht des Russen, ehe dieser an eine Gefahr dachte.
X-RAY-7 auf dem Stuhl sackte langsam nach
vorn, als würde jegliches Leben aus seinem Körper
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