1220 - Gefangen im Hexenloch
Luken waren. Ein Dach, dessen Ränder weit vorgezogen waren, und ein krummer Schornstein, aus dem allerdings kein Rauch quoll.
Aus der Nähe sah das Haus aus, als würde es jeden Auge nblick zusammenbrechen. Daran glaubte Harry nicht. Es hatte bisher gehalten und würde auch noch länger stehen.
Noch öffnete Harry die Tür nicht. Er ging nach links, wo er einen Blick durch das nächste Fenster werfen konnte. Das Flimmern war zu sehen. Es tanzte durch das Haus und leuchtete für einen Moment immer die Gegenstände an, an denen es vorbeihuschte.
Ein Schrank, ein Tisch, ein Bett - und auch einen Kamin.
Diese Entdeckung machte Harry nicht eben glücklich. Wieder kam ihm das Märchen in den Sinn, und Harry spürte den kalten Schauer abermals auf seinem Rücken.
Bis zur Tür war es nicht weit. Harry duckte sich beim Gehen unter der vorspringenden Dachkante hinweg und blieb vor der Tür stehen. Um ihn herum war es ziemlich dunkel. Er musste schon sehr dicht an die Tür herangehen, um etwas erkennen zu können.
Es gab keine Klinke. Im Holz steckte so etwas wie ein ebenfalls aus Holz bestehender Knauf. Der musste gedreht werden, um in das Haus gehen zu können.
Harry umfasste den runden Gegenstand mit einer Hand. Er merkte, dass er sehr feucht war. Seine Hand rutschte einmal ab, sodass er nachgreifen musste und dann kurz lächelte, als er es geschafft hatte. Er, konnte den Knauf drehen, und wenig später ließ sich die Tür aufziehen, auch wenn es mit einer leichten Kraftanstrengung verbunden war.
Das Holz der Tür hatte sich verzogen. In den Angeln beschwerte sie sich mit knarzenden Lauten, und ihr unteres Ende schabte ruckartig über den Boden hinweg.
Für einen Moment blieb Harry auf der Schwelle stehen. Er fragte sich, ob er das Richtige tat. Eine Antwort darauf fand er nicht. Er konnte es einfach nur hoffen, und so zog er den Kopf tief ein, um das Haus endlich zu betreten.
Muffige Luft schlug ihm entgegen. Es roch auch nach kalter Asche, als wäre vor nicht langer Zeit erst etwas verbrannt und dann gelöscht worden.
Seine Blicke schweiften in die Runde. Er war bereit, sofort zu handeln, wenn er angegriffen wurde, aber in seiner nahen Umgebung passierte einfach nichts.
Stahl war so mit der neuen Lage beschäftigt, dass ihm erst später auffiel, wie düster es war. Die helle Erscheinung hatte sich zurückgezogen. Sie schien in die Erde eingetaucht zu sein, denn gesehen hatte Harry von einem Verschwinden nichts.
Egal. Sie würde abermals erscheinen, davon war er überzeugt.
Die Falle war für ihn aufgebaut worden, und er war auch mit offenen Augen in sie hineingegangen.
Ein kleines Haus, ein kleines Zimmer, zu dem auch ein niedrige Decke gehörte. Stahl konnte nicht normal stehen, er musste den Kopf ein wenig einziehen.
Es war nicht stockfinster, aber immerhin so dunkel, dass er kaum Gegensätze ausmachen konnte. Hier lief alles ineinander.
Der Geruch drang von vorn auf ihn zu, wo er auch den Kamin sah, zugleich auch ein Ofen, in dem so einiges verbrannt wurde.
Der Gestank erinnerte ihn an verbranntes Fleisch, und er hoffte, dass er sich täuschte.
Auch der Junge war nicht wieder aufgetaucht. Der Rest der Familie erst recht nicht. Dabei war er davon überzeugt, sie hier in der Nähe zu finden.
Das plötzliche Kichern ließ ihn zusammenzucken. Er hatte es genau vernommen, aber er wusste nicht, woher es gekommen war. Zumindest nicht draußen, sondern hier in der Nähe.
Harry Stahl drehte den Kopf und bedauerte, nichts endecken zu können. Aber er wusste auch, dass er sich das Kichern nicht eingebildet hatte. So schlecht ging es ihm nicht, als dass ihm die Nerven einen derartigen Streich spielten.
Er bewegte die rechte Hand auf die Waffe zu. Nur wunderte er sich darüber, dass sie ihm in dieser Lage nicht so das Gefühl der Beruhigung oder Sicherheit gab, das er sich eigentlich gewünscht hätte. Hier war alles anders. Die Gesetze waren auf den Kopf gestellt worden, und wieder musste er sich ins Gedächtnis rufen, dass er in der Vergangenheit steckte und nicht mehr in seiner Welt.
Das Kichern war wieder da! Und mit ihm zusammen das Licht. Er sah das helle Zittern zwischen Decke und Boden, und dann blieb ihm der Mund vor Staunen offen.
Aus dem Licht, dieser geisterhaften Erscheinung, wurde eine Person, ein Mensch - eine Frau!
Stahl schaute zu, und er wusste genau, mit wem er es zu tun hatte. Denn es war Sascha gewesen, der den Namen der Hexe erwähnt hatte, und der fiel Harry wieder ein.
Elvira!
Das
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