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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schätzte die Entfernung ab, die uns trennte. Es waren nicht mehr als fünf Meter. Ich wusste auch, wie schnell Wildschweine sein können.
    Er griff an.
    Ein kurzes Scharren mit den Hinterbeinen, dann setzte sich der Koloss in Bewegung und war durch nichts mehr aufzuhalten…
    ***
    Auch ich hätte ihn nicht stoppen können. Wenn es zu einem Zusammenprall gekommen wäre, hätte mich diese Masse Tier einfach ungespitzt in den Boden gerammt.
    Ich wollte mich auf keinen Fall töten lassen, und ich war schneller als der Keiler. Eine Drehung, dann ein paar Schritte, und plötzlich stand der Baumstamm als Deckung zwischen mir und dem Keiler.
    Ich war erst in der letzten Sekunde zur Seite gewichen und hatte darauf gesetzt, dass dieses Tier mit voller Wucht gegen den Stamm rasen würde. Da hatte ich mich leider geirrt. Trotz seiner Masse schaffte der Keiler es, dem Baum auszuweichen.
    Mit seinem Fell rasierte er noch an der Seite entlang, so knapp war es gewesen. Er riss auch noch Rinde und Moos ab, doch er war in seiner irren Mordlust nicht zu stoppen. Er wusste, wo ich mich aufhielt und drehte sich mit zuckenden Bewegungen auf der Stelle herum.
    Wieder stierte mich der Keiler böse an. Diesmal war ich besser gewappnet, denn noch im Sprung hatte ich meine Beretta gezogen.
    Mir war unklar, warum der Keiler nicht sofort wieder angriff.
    Er blieb jedenfalls auf der Stelle stehen und scharrte noch mit seinen Läufen. Sein Schädel war nicht zu verfehlen.
    Ich drückte einmal ab.
    Die Kugel jagte genau zwischen seine Augen. Das Geschoss klatschte dort hinein. Es riss ein Loch, aus dem einige Spritzer in die Höhe flogen.
    Der Schuss hatte nicht mal laut geklungen. Ein Großteil des Echos war von der dichten Natur geschluckt worden, aber der Schrei des Wildschweins brandete in meinen Ohren.
    Er hörte sich fast menschlich an. Ein lautes Jaulen war zu hören, als der Keiler seinen Schädel von einer Seite zur anderen schleuderte und dabei das Blut aus der Wunde spritzte.
    Das Tier wollte nicht aufgeben. Er brach einfach nicht zusammen, und ich war bereit, ihm eine zweite Kugel zu geben, als es dann endlich zur Seite fiel und dort wie ein regungsloser Felsbrocken liegen blieb.
    Ich atmete auf; Ein geweihtes Silbergeschoss hatte ausgereicht, aber es hätte auch schief gehen können, und ich dachte daran, dass dort, wo ein Wildschwein zu finden war, sich auch noch ein zweites oder drittes aufhalten konnte.
    Deshalb suchte ich so genau wie möglich die nähere Umgebung ab und achtete auf verräterische Geräusche, die mich jedoch nicht erreichten. Es blieb alles ruhig und normal.
    Man wusste jetzt, dass ich im Wald war. Aber wer wusste es?
    Nur der Keiler oder auch die geheimnisvolle Elvira? Mein Gefühl sagte mir, dass ich nicht mehr weit von ihrer Behausung entfernt war. Der Keiler war mir nicht grundlos über den Weg gelaufen. Er konnte durchaus ein Leibwächter der Hexe sein.
    Ich machte mich wieder auf die Suche. Es gab nur kleine Lücken zwischen den Bäumen. Das Tageslicht reichte oft nicht mal bis hinab zum Boden, sodass ich als Suchender den Eindruck hatte, im grünlichen Licht des Waldes zu schwimmen.
    Aber ich hatte Glück. Auch dieses Mal war ich den richtigen Weg gegangen, denn jenseits eines quer liegenden Baumes entdeckte ich eine kleine Rodung mitten im Wald.
    Genau dort stand das Haus!
    Ich blieb stehen und wurde noch vom Laub des gefallenen Baumes gekitzelt. Es war wirklich ein Bild, über das ich nur den Kopf schütteln konnte. Zudem kam es mir bekannt vor, obwohl ich es noch nie zuvor gesehen hatte.
    Aber ich hatte darüber gelesen. Früher in meiner Kindheit. In jedem Märchenbuch war das Haus der Hexe beschrieben, nur bestand dieses hier aus dunklem Holz und nicht etwa aus essbaren Lebkuchen wie im Märchen.
    Es brannte Licht im Haus. Ein nur schwacher Schein. Allerdings nicht schwach genug, um nicht auch durch eines der kleinen, viereckigen Fenster nach draußen zu dringen.
    Ich hatte mein Ziel erreicht. Das war verdammt gut so, und mich überkam plötzlich eine große Ruhe, auch wenn ich Harry Stahl und die Familie Helm noch nicht gefunden hatte.
    Etwa eine halbe Minute lang ließ ich den Anblick auf mich wirken. Das Haus war nicht besonders hoch. Wenn ich es betrat, musste ich den Kopf einziehen, aber das alles passte dazu. Nichts an ihm wirkte in dieser Umgebung fremd.
    Weitere Keiler hätten sich als Aufpasser in der Nähe des Hauses aufhalten können. Ich hielt Ausschau nach ihnen, ohne sie zu entdecken oder

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