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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihm vermutlich die Kehle durchgebissen worden. So hatte er keinen Widerstand versucht, denn so lange er lebte, sah er noch immer eine Chance.
    Aber die Chance wurde dünner und dünner, je mehr Zeit verging. Leider war verdammt viel Zeit vergangen. Wenn ihn nicht alles täuschte, musste er bereits mehr als einen Tag in dieser verfluchten Lage aushalten, und er spürte auch, dass ihn die Kraft und der Widerstandswille immer mehr verließen. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatte er den Zustand des Ehepaar Helms erreicht.
    Die Hexe Elvira ließ sie ja weder verdursten noch verhungern. Hin und wieder erschien sie bei ihnen, um ihnen etwas zu essen und auch Wasser zu bringen. So wurden ihre Lebensgeister immer wieder geweckt, und dann drängte sich natürlich bei den Helms die Erinnerung durch, die sich bei dem Ehepaar um die Kinder drehte.
    Sie waren frei.
    Aber sie waren auch in diesem Stück Vergangenheit gefangen, das die Hexe zu ihrer Welt ausgebaut hatte. Sie musste wirklich eine besondere Frau sein, wenn sie so etwas schaffte.
    Harry hatte versucht, sie zu fragen. Eine Antwort hatte sie ihm nicht gegeben, sondern nur geheimnisvoll und wissend gelächelt. Sie wollte ihre Geheimnisse für sich behalten.
    Die Aufpasser waren immer in der Nähe. Sie huschten umher.
    Sie grunzten, sie rieben ihre Körper an denen der Gefesselten, die immer damit rechnen mussten, von ihnen gebissen zu werden, aber damit hielten sie sich zurück. So litten die drei Gefangenen weiter. Vor allen Dingen Ute Helm ging es schlecht. Sie hing in ihren Fesseln als wäre sie am Ende ihrer Kraft. Hin und wieder war ihr Schluchzen zu hören oder auch ein Flüstern, dessen Inhalt für Harry aber nicht zu verstehen war.
    Mit Boris Helm hatte er sich unterhalten können und erfahren, dass die Familie ahnungslos in Elviras Falle gegangen war.
    Die beiden Kinder hatte sie zuerst gelockt. Hinein in den Wald.
    Eben wie im Märchen. Die Eltern waren ihnen gefolgt, um sie zu suchen, und sie hatten dabei nicht bemerkt, dass sie in die Vergangenheit eingetaucht waren.
    Im dichten Wald hatte die Hexe dann leichtes Spiel gehabt und sie überwältigt. Alles weitere war zu einer Tortur geworden, die sich immer dann steigerte, wenn plötzlich Sascha und Gitti erschienen und nichts zu ihrer Befreiung unternahmen.
    Besonders Ute Helm hatte darunter gelitten. Sie war schon mehrere Male ohnmächtig geworden und dann in ihren Fesseln regelrecht zusammengesackt.
    Ihre Umgebung verschwand in einem seltsamen Grün. Das blieb auch tagsüber, denn der Wald hier war sehr dicht, und die Sonnenstrahlen versickerten noch oberhalb des Untergrunds.
    Trotzdem hatte Harry festgestellt, wo sie sich befanden. In einem Wald, das war klar, aber zugleich auch in einem großen Käfig, denn die aus Holz bestehenden Gitterstäbe malten sich recht deutlich in den Lücken zwischen dem Blattwerk ab. Sie standen nicht nur senkrecht im Boden, sie spannten sich auch quer, sodass sie kleine Fenster bildeten, in denen ab und zu das Gesicht der Hexe erschien.
    Boris Helm versuchte immer wieder, seine Frau zu trösten. Er war ein hoch gewachsener Mann mit breiten Schultern und dunkelblonden Haaren, die allerdings jetzt verschmutzt und auch verklebt bis tief in die Stirn hineinhingen.
    Aber er hatte nicht aufgegeben. Immer wieder hatte er von Chancen gesprochen, die bestimmt kommen würden, und Harry hatte ihn darin bestätigt.
    Ute Helm meldete sich so gut wie nicht. Hin und wieder seufzte sie oder weinte. Sie wurde nur wacher, wenn ihre Kinder jenseits des Zauns erschienen und zu ihnen schauten.
    »Im Märchen ist alles gut gega ngen«, flüsterte Boris seinem Mitgefangenen zu. »Aber hier glaube ich nicht mehr daran. Man hat dich geschickt, und auch du bist Elvira in die Falle gelaufen.«
    »Trotzdem sehe ich eine Chance.«
    Er hörte Boris lachen. Dann fragte Helm. »Welche denn?«
    »Man wird mich ebenfalls vermissen.«
    »Und? Das bringt doch nichts.«
    »So etwas kannst du nicht sagen. Ich denke schon, dass meine Partnerin entsprechend reagieren wird.«
    »Um einen nächsten Helfer zu schicken?«, fragte Boris Helm und senkte den Kopf, als wollte er beweisen, dass alles keinen Sinn mehr hatte.
    »Ja, das denke ich.«
    »Der wird auch gefangen.«
    »Vielleicht.« Da Boris nichts sagte, sprach Harry weiter.
    »Aber wenn das zutrifft, was ich mir vorstelle, wird dieser Mann vorsichtiger sein. Dagmar wird ihn indirekt gewarnt haben. Er ist auch kein Deutscher, sondern kommt aus London. Wir

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